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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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nach American River gefahren«, rief Silvia. »Haben Sie gehört, Edna?« Sie stand auf und folgte ihr zu Sarahs Zimmer, wo sie in der Tür stehen blieb.
    »Ja, ja«, versetzte Edna eine Spur gereizt. Plötzlich hellte ihre Miene sich auf, und sie rief: »Betty?«
    Sarah stieß einen Seufzer aus. Wenn die anderen sie doch nur in Ruhe ließen! Sie wollte niemanden sehen, vor allem nicht Betty. Die Art, wie die Aborigine sie ansah, machte sie ganz nervös.
    »Ja, Mrs Ashby?«, fragte Betty von der Tür aus.
    »Gibt es eine Eingeborenenmedizin gegen Amelias Halsschmerzen?« Die meisten Weißen hielten nichts von den Heilmitteln der Aborigines, aber Edna hatte schon mehrere Male darauf zurückgegriffen und sie erfolgreich eingesetzt, wenn Dr. Thompsons Behandlungsmethoden versagt hatten.
    Betty musterte Sarah. Sicher gab es eine Medizin gegen Halsschmerzen, aber sie sah nicht ein, weshalb sie eine Arznei für jemanden zubereiten sollte, dem nicht das Geringste fehlte. Sie war sicher, dass dieses Mädchen Edna Ashby nur etwas vorspielte.
    Sarah ahnte, dass Betty Verdacht geschöpft hatte. »Das ist wirklich nicht nötig«, stieß sie rau hervor. »Falls mein Hals bis morgen nicht wieder in Ordnung ist, werde ich Dr. Thompson aufsuchen.«
    »Wie du möchtest, mein Kind.« Edna vermutete, ihrem Mündel sei nicht wohl bei dem Gedanken, eine von Bettys Mixturen einzunehmen. »Ruh dich schön aus.« Sie ging zur Tür. »Was möchtest du zum Tee? Sandwiches oder lieber ein Stück Obstkuchen?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Gar nichts, Tante, danke. Nur eine Tasse Tee«, krächzte sie.
    »Na schön. Aber dann gib wenigstens Honig und Zitrone hinein. Das kann nichts schaden.«
     
     

Cape du Couedic
     
    Gabriel und Amelia trafen sich um neun Uhr an jenem Abend hinter dem Hühnerstall. Gabriel nahm ihre Hand, und sie gingen im Schein des Vollmonds durch den Busch. Einen Weg gab es nicht, das Gelände war stellenweise steil und steinig. Sie ließen sich Zeit. Nach etwa zwanzig Minuten hatten sie eine geschützte Stelle unweit des Klippenrandes erreicht. Gabriel setzte sich zwischen die Felsen auf den weichen, sandigen Boden und zog Amelia neben sich, die vom Klettern ein wenig außer Atem war.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Ja, mir geht es wunderbar«, wisperte sie und schmiegte sich an ihn. Obwohl sie ringsum von Felsen vor dem Wind geschützt waren, der von der Seite her über ihren Schlupfwinkel hinwegfegte, schien er Amelias geflüsterte Worte mitzureißen und aufs Meer hinauszutragen. Sie kuschelte sich noch näher an Gabriel und legte den Kopf an seine breite Schulter.
    Amelia hätte es niemals für möglich gehalten, doch der Blick von hier oben war noch eindrucksvoller als vom Leuchtturm aus. Der Mond hing als riesengroße Silberscheibe am Himmel. Sie glaubte, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um ihn berühren zu können. Myriaden funkelnder Sterne umgaben ihn. Sein geisterhaftes weißes Licht ergoss sich übers Meer und schien es in flüssiges, schimmerndes Glas zu verwandeln. Amelia konnte sich nicht satt sehen an dem atemberaubenden Panorama, dessen Schönheit ihr buchstäblich die Sprache verschlug.
    Gabriel konnte sie nur zu gut verstehen. Als er zum ersten Mal hier gewesen war, war es ihm genauso gegangen – obwohl es am Spätnachmittag gewesen war. Auch Gabriel war noch nie in der Nacht hier heraufgekommen, doch er hatte schon geahnt, dass die Aussicht noch spektakulärer sein musste als bei Tag.
    »Wie hast du diesen Fleck gefunden?«, brachte Amelia schließlich hervor. Angesichts des Zaubers dieser romantischen Szenerie war ihr das vertrauliche Du wie selbstverständlich über die Lippen gekommen.
    »Als ich kurz nach meiner Ankunft auf der Insel die Gegend erkundet habe. Es war windig, wie meistens hier, und da habe ich mich zwischen die Felsen gekauert und eine Pause gemacht. Die Sonne ging gerade unter, und es war, wie wenn man durch ein Fenster einen herrlichen Ausblick genießt. Aber mit dem Vollmond heute ist es genauso schön, wenn nicht schöner.« Er wandte sich ihr zu. »Obwohl ich eher glaube, es liegt an dir, dass ich diese Nacht als einzigartig empfinde.«
    »Glaubst du an Schicksal, Gabriel?«, fragte Amelia.
    Er wusste, was sie dachte. »Jetzt ja.«
    »Ich glaube, dass es einen Grund geben muss für das, was mir passiert ist. Vielleicht ist die Begegnung mit dir dieser Grund. Der Untergang der Gazelle und der Tod all der vielen Menschen war sicher nicht Teil des Plans – ich könnte

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