Die Insel der roten Erde Roman
bringen.
»Deine Eltern haben dir ein beträchtliches Vermögen hinterlassen«, fuhr Charlton fort. »Da du mit dessen Verwaltung sicherlich überfordert bist, werde ich dafür sorgen, dass du jede nur erdenkliche professionelle Hilfe bekommst. Du kannst dich ganz auf mich verlassen.«
Charlton meinte es wirklich gut, doch Sarah fand, dass er es mit seiner Fürsorge übertrieb. Ein Teil von ihr wollte schnellstens über das Erbe verfügen, damit sie alles zu Geld machen und nach England zurückkehren könnte. Und danach … wer weiß. Doch ein anderer Teil von ihr wollte bleiben und in Lance’ Nähe sein. Sie war im Begriff, sich in ihn zu verlieben, daran gab es keinen Zweifel.
»Brian Huxwell hat eine kurze Aufstellung sämtlicher Vermögenswerte beigefügt. Da ist zunächst einmal das Anwesen in Hobart Town, zu dem etliche hundert Hektar wertvolles Land gehören, das dein Vater als Vieh- und Schafweide genutzt hat. Auf einem Teil hat er meines Wissens auch Getreide angebaut. Außerdem befinden sich drei Häuser auf dem Grundstück, die nach Mr Huxwells Auskunft vermietet sind. Dann sind da Wertpapiere und diverse Geschäftsbeteiligungen, unter anderem an Speichern im Hafen und an der Schule, an der du unterrichtet hast. Ich glaube, deinem Vater gehörte sie zur Hälfte, nicht wahr?«
»Ja … äh, soviel ich weiß«, sagte Sarah stockend. Ihre Gedanken rasten. »Papa hat mir nichts Genaueres gesagt.«
»Es könnte sein, dass der andere Eigentümer sich mit uns in Verbindung setzt. Weißt du, wer er ist?«
»Nein.« Sarah hoffte inständig, dass sie sich mit dieser Antwort nicht ihr eigenes Grab schaufelte.
»Vielleicht der Schulleiter?«
Sarah wurde kalkweiß im Gesicht. Was sollte sie darauf antworten? »Ich … ich bin mir nicht sicher …«
Da das Gespräch sie sichtlich aufwühlte, fuhr Charlton behutsam fort: »Es tut mir Leid, Amelia. Ich weiß, wie sehr dich das alles belasten muss. Ich dachte nur, dass der oder die anderen Eigentümer dir möglicherweise deinen Anteil abkaufen oder dir ihren Anteil verkaufen wollen. Ich würde sagen, wir warten einfach ab und sehen, wie die Dinge sich entwickeln. Vielleicht könntest du dir schon mal überlegen, was du tun willst.«
»Ja, Onkel Charlton.«
»Abgesehen von dem beträchtlichen Barvermögen besaßen deine Eltern auch noch Grundbesitz in England, darunter mehrere vermietete Häuser, aus denen dir zusätzliche Einnahmen zufließen werden. Es ist deine Entscheidung, ob du sie verkaufen oder behalten möchtest.«
Sarahs Herz schlug schneller vor Aufregung. Ihre Eltern wohnten in einem heruntergekommenen Mietshaus. Wenn sie ein Haus in England erbte, würde sie ihnen ein eigenes Heim schenken können!
»Du siehst also, Amelia«, fuhr Charlton fort, »wie wichtig es ist, dass du gut beraten wirst. Ich kann dir in manchen Dingen sicherlich helfen, aber was deine Vermögensanlage betrifft, wirst du den Rat eines Fachmanns brauchen.«
Sarah hörte kaum zu. »Wann, hast du gesagt, kommt dieser Anwalt, Onkel Charlton?«
»In ungefähr zwei Wochen. Bis dahin haben wir Zeit, das eine oder andere zu besprechen, Amelia. Ich möchte nur nicht, dass dich angesichts dessen, was auf dich zukommt, der Mut verlässt.«
»Keine Sorge, Onkel Charlton, mir geht es gut.« Sie musste einen klaren Kopf behalten, bis die Papiere unterzeichnet waren. Danach würde ihr ganzes Leben sich ändern. »Ich weiß, dass ich nicht allein bin. Ich habe ja dich und Tante Edna, und natürlich auch Lance.«
»Ja, Liebes. Wir werden immer für dich da sein.«
In diesem Moment betrat Edna die Küche.
Sarah hatte den Kopf gesenkt, und Charlton nahm an, dass sie an ihre Familie dachte. Er konnte nicht wissen, dass sie nicht an die Divines, sondern an ihre richtige Familie dachte und daran, was sie mit dem Geld alles für sie würde tun können.
»Ich weiß, dass du deine Eltern und Marcus schrecklich vermisst, Amelia. Ich wünschte, wir könnten mehr für dich tun.«
Edna, die sich wunderte, weshalb ihr Mündel nie über ihre Angehörigen sprach, hörte gespannt zu.
»So etwas darfst du nicht sagen, Onkel Charlton. Ihr seid wundervolle Menschen, du und Tante Edna. Mehr als ihr könnte niemand für mich tun. Und ich bin euch unendlich dankbar, dass ihr mich bei euch aufgenommen habt.« Sarah wandte sich zu Edna um. »Als ich hierher kam, hatte ich nur das, was ich auf dem Leibe trug. Ihr habt mir zu essen und Kleidung gegeben. Ihr seid so gut zu mir …« Tränen schimmerten in
Weitere Kostenlose Bücher