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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sie denn traf, allein und unter Qualen. Bei seinem nächsten Besuch auf Nouveau Brissac bat die Gendarmerie Victor, einen älteren Arzt aus Mirebalais zu kontaktieren, um sich mit ihm auszutauschen. Dr. Leroux war auf einer Nachbarplantage der letzten Opfer zu Gast und hatte den Tod der Leute feststellen müssen. Und auch in der Nähe seiner eigenen Praxis hatte es schon Giftmorde gegeben. Der Arzt war davon sehr betroffen und suchte den Austausch mit Kollegen.
    »Wir müssen dieses Übel an der Wurzel packen«, erklärte Dr. Leroux, als Victor ihn bei seinen Gastgebern besuchte, »und herausfinden, was für ein Gift das ist, mit dem dieser Macandal die Leute umbringt. Hören wir uns doch mal um. Und sollte es nicht auch Bücher geben? Der Fall dieser La Voisin am Hof des französischen Königs – der ist doch genau untersucht worden. Vielleicht finden wir da Anhaltspunkte. Ich weiß ja nicht, wie es in Ihrer Stadt aussieht, doch bei uns gibt es eine ganze Menge zwielichtiger Heiler, an die sich die Leute wenden, die keinen Arzt bezahlen wollen oder können.«
    »Heiler?«, fragte Victor unwillig. »Wohl eher Engelmacherinnen!«
    »Auf Jamaika nennt man sie Baarm Maddas«, bemerkte Deirdre.
    Auf Victors Wunsch hatte sie ihn zu dem Gespräch mit dem Mediziner begleitet, und sie lebte nach dem mehrstündigen Ritt mit Victor richtiggehend auf. Überhaupt begann sie in der letzten Zeit, sich aus ihrer Verzweiflung herauszukämpfen. Amali hatte ihren Anteil daran. Sie war wieder einmal wütendgeworden, nachdem sie von Deirdres Ausbruch Victor gegenüber gehört hatte. Der junge Arzt hatte seiner Frau eine beruhigende Medizin gegeben und Amali gebeten, sie zu Bett zu bringen. Amali hatte allerdings gefunden, dass eher eine Standpauke angebracht war. Sie hatte sich sofort auf Deirdre gestürzt, als sie ihr Schlafzimmer betrat.
    »Du hast ihn beschimpft, weil er es versäumt hat, dir deinen Liebhaber zurückzukaufen?«, zeterte sie. »Dabei kann man nur allen Geistern danken, dass er’s nicht geschafft hat! Herrgott, Deirdre, was hättest du denn gemacht, wenn der Kerl jetzt Sklave wäre in deinem Haus?«
    »Ich mache mir doch nur Sorgen«, flüsterte Deirdre. Sie sah erbarmungswürdig aus, ihr Haar war strähnig und das Gesicht verquollen vom Weinen. »Auf See … als er bei den Piraten war … war ich krank vor Angst, Amali, das weißt du doch, und jetzt …«
    »Dann kannst du dich jetzt ja freuen, denn du brauchst dich nicht mehr zu sorgen!«, sagte Amali. Sie verhärtete sich gegen jegliches Mitleid für ihre Freundin und Herrin. »Caesar ist nicht mehr in Gefahr, es sei denn, er versucht eine Flucht, das kann man bei dem Kerl ja nie wissen. Aber wenn die aufpassen auf dieser Plantage … Und meine Güte, Dede, wenn sie ihn schon in einer Gruppe angeketteter Gefangener verkauft haben, dann wissen die Aufseher, dass sie ein Auge auf ihn halten müssen. Auf der Plantage jedenfalls wird ihm nichts passieren …«
    »Nichts passieren?«, fragte Deirdre. Sie schluchzte nicht mehr, das Opium wirkte langsam, aber immer noch rannen ihr Tränen die Wangen hinunter. »Sie können ihn schlagen, und diese Arbeit auf den Feldern …«
    »Damit geht es ihm dann wie allen anderen Plantagensklaven!«, unterbrach Amali sie unbeeindruckt. »Hier in Saint-Domingue ist er noch besser dran als auf Jamaika. Hier hat er jeden Sonntag frei und an allen Feiertagen. Wenn er sich gut führt, kann er eine Frau nehmen, Kinder haben … ein ganz normales Leben führen. Gut, er hat es sich nicht ausgesucht. Doch welcher Schwarze sucht sich schon sein Leben aus? Und Caesar ist obendrein selbst schuld! Er hätte mit Bonnie einen Laden am Hafen haben und in Freiheit leben können. Stattdessen hat er sie und sich selbst in große Gefahr gebracht. Sie wären beinahe umgekommen. Bonnie hat es mir erzählt. Der Beutezug, auf dem sie gefangen genommen wurden, war seine Idee. Er hat sie durchgesetzt, gegen den Willen des Maats und des Captains. Jetzt muss er die Konsequenzen tragen. Also vergiss ihn, Missis! Dein Doktor ist zehnmal besser!« Victor war in Amalis Achtung noch mehr gestiegen, seit er Bonnie und Namelok freigekauft hatte.
    Wenn Deirdre nachdachte und sich etwas zusammennahm, musste sie ihrer Dienerin natürlich auch Recht geben. Victor war Caesar weit überlegen. Er war freundlich, verantwortungsbewusst und auch kein so schlechter Liebhaber, wenn man ihn nicht gerade mit einem Feuersturm wie ihrem großen Schwarzen verglich. Also

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