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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Landesinnere hinein. Aber es gab noch ausreichend unberührtes Gebiet, das den Maroons Schutz bot. Es sollte etliche Camps geben, die unter Macandals Oberaufsicht standen. Angeblich wurden die entlaufenen Sklaven, die freien Schwarzen und Nachkommen der Indianer dort auch militärisch geschult.
    Jefe hatte natürlich keine Vorstellung, wo genau er die Dörfer suchen sollte, er erinnerte sich allerdings an die Erzählung seiner Mutter, die einst durch die Blue Mountains geirrt war, um das legendäre Nanny Town zu erreichen. Ich wusste, dass ich die Maroons nie finden würde, hatte sie gesagt, aber ich war mir sicher, sie finden mich.
    Darauf wollte sich nun auch Jefe verlassen, vorerst waren jedoch noch Grenzpflanzungen zu durchqueren. Der junge Mann bewegte sich darin so vorsichtig voran, wie das für einen Reiternur möglich war. Er hatte gehört, dass die Aufseher hier besonders wachsam waren. Jefe stieß dennoch mit keinem einzigen Weißen zusammen, gesucht wurde er offensichtlich noch nicht. Das Fehlen von Oubliers Pferd war zwar möglicherweise schon in der Nacht bemerkt worden, und vielleicht hatte man die Leiche auch gleich gefunden, aber sicher konnte sich niemand vorstellen, dass ein Feldsklave den rassigen Rappen beherrschte und sich lange genug in hohem Tempo auf ihm halten konnte, um zwanzig Meilen in kürzester Zeit hinter sich zu bringen.
    Der kleine Trupp von pacotilleurs , den er am Morgen auf dem Weg nach Osten überholte, wusste jedenfalls von nichts und stellte auch keine Fragen. Die Händler wunderten sich zwar sichtlich, einem Schwarzen auf einem wertvollen, mit hochwertigem Sattelzeug ausgestatteten Pferd zu begegnen, aber sie fragten nicht, sondern teilten nur eine Mahlzeit mit Jefe und tauschten unverfängliche Neuigkeiten mit ihm aus. Macandal, so erfuhr er, hatte Giftanschläge auf einige Plantagen in Artibonite, im Westen der Insel, verübt, ganze Brunnen waren vergiftet worden. Einer der Pflanzer hatte dabei nur Vieh verloren. Ihm wurden die sterbenden Pferde, Rinder und Schweine wohl früh genug gemeldet, um sich selbst zu retten. Auf zwei anderen Pflanzungen hatte es dagegen die gesamte weiße Familie dahingerafft – die Sklaven waren geschlossen in die Berge geflohen.
    »Jetzt geht natürlich die Angst um«, verkündeten die pacotilleurs . »Schlecht für uns, denn der Handel zwischen den Plantagen liegt völlig danieder, gut dagegen für Macandal.«
    Jefe meinte, einen wissenden Unterton herauszuhören. Vielleicht müsste er diese Männer nur fragen, womöglich wussten sie den Weg zu Macandal. Es war bekannt – leider auch den Weißen –, dass die Aufständischen die fliegenden Händler gern als Boten nutzten. Er wagte die Frage jedoch nicht, sondern folgte zunächst weiter der Straße, um dann davon abzuweichen und tief in den Urwald einzudringen. Das Pferd kämpfte sichdurch herabhängende Zweige, Farne und Buschwerk, und Jefe lauschte beunruhigt auf die Laute der Tiere in den Bäumen, im Unterholz und in den Flüssen. Wenn er oder das Pferd tranken, hielt er die Muskete stets schussbereit. Es hieß, dass Krokodile blitzschnell angriffen …
    Für die beiden Männer, die ihm am zweiten Tag seiner Flucht in den Weg traten, als wären sie aus dem Nichts erschienen, wäre Jefe auf keinen Fall schnell genug gewesen – weder mit der Muskete noch mit dem Säbel. Zudem waren auch sie bis an die Zähne bewaffnet. Und sie hielten sich nicht mit langen Vorreden auf.
    »Was machen hier?«, blaffte der eine ihn an, bevor Jefe sich noch vom ersten Schreck erholt hatte.
    Jefe versuchte, gelassen zu bleiben. »Ich suche den … den Geist von Hispaniola.« Das war die Losung gewesen.
    Die beiden Männer sahen einander an. »Du kommen von Plantage?«, fragte der Sprecher.
    Jefe nickte. »Ja. Und ich habe ihn sprechen gehört. Ich war einer … einer von zwölf. Und ich habe das Herz und den Mut und die Kraft zu kämpfen. Nur die Geduld habe ich verloren …«
    Die Männer grinsten. Sie kannten die Reden ihres Anführers gut.
    »Woher du haben Pferd?«, fragte der zweite Mann.
    Jefe zuckte die Schultern. »Es hatte keinen Herrn mehr … da mochte ich es nicht frei herumlaufen lassen. Es hätte in die Zügel treten können …«
    Die Männer lachten jetzt beide. »Und mit Verschwinden von Herr du hattest nichts zu tun?«, bemerkte der Erste mit spöttischem Unterton. »Wir gehört Geschichte. Von Sklave, die getötet Aufseher. Unten in Roche aux Brumes.«
    »Dann braucht das Pferd sie ja

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