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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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bevor das Mädchen eine Dummheit machte … »Bonnie, wenn du zu ihm willst … Ich hoffe es nicht, eigentlich solltest du inzwischen wissen, dass er nicht gut für dich ist, doch bevor du bei Nacht und Nebel wegläufst, stelle ich heute noch einen Freibrief aus für dich und Namelok.«
    Bonnie schüttelte den Kopf. »Das ist … das ist sehr, sehr gütig, Mèz. Aber ich werde nicht gehen. Namelok und ich bleiben hier.«
    An diesem Tag erlaubte sie Leon zum ersten Mal, ein wenig ihre Hand zu halten. Sie verriet ihm nicht, warum sie weinte, als er später ein jamaikanisches Lied für sie sang.

KAPITEL 3
    J efe wusste nicht, wie ein Mann aus dem Stamm der Massai eine Frau umwarb, und er hatte auch keine Ahnung, welche Regeln es da bei den Ashanti zu beachten gab. Also versuchte er, Simaloi auf die Art näherzukommen, die er überall in der Karibik unter Weißen und Mulatten beobachtet hatte – er brachte ihr Geschenke. Den vier Zugochsen folgten zwei Milchkühe nach dem zweiten Überfall auf eine Pflanzung, an der er beteiligt war, darüber hinaus verbrachte er so viel Zeit mit ihr wie eben möglich. Schon bald half er ihr, Futter für die Rinder zu schneiden oder sie am Rand des Dorfes zu hüten.
    Der jungen Frau allein fiel es schwer, die Herde zusammenzuhalten, am liebsten hätte sie die Tiere in ihrem Korral gefüttert. Da gab es allerdings Einwände anderer Dorfbewohner. Das Futter war schon für die Pferde und Maultiere knapp und seine Beschaffung schwierig. Die Maroons sahen nicht ein, Getreide an eine Herde Rinder zu verfüttern, die niemandem wirklich zugute kam. Simaloi wehrte sich nämlich vehement dagegen, die Ochsen schlachten zu lassen. Stattdessen zapfte sie den Tieren Blut ab, vermischte es mit Milch und schüttelte die Mischung, die sie saroi nannte, ausgiebig in einem speziellen Gefäß, um die Gerinnung des Blutes zu vermeiden. Das so entstehende Getränk gehörte bei ihrem Stamm wohl zu den Grundnahrungsmitteln. Simaloi schien es zu schmecken, und sie bot auch den anderen Dorfbewohnern davon an. Die lehnten allerdings angewidert ab, was wieder die junge Fraunicht verstand. Jefe war der Einzige, der bereit war, es zu versuchen.
    »Das muss sein Liebe!«, höhnte Michel, als er an Simalois Hütte vorbeikam und seinen Freund heldenhaft an dem Becher mit der rosafarbenen Flüssigkeit nippen sah.
    »Das macht stark!«, behauptete Simaloi.
    Seitdem Jefe sich um sie bemühte, verbesserte sich ihr Französisch zusehends. Sie gewann langsam die Fähigkeit, sich besser auszudrücken, und erzählte von ihrem früheren Leben. Jefe erfuhr vom Nomadenleben der Massai, die oft weite Strecken zurücklegten, um Futter für ihre Tiere zu finden. Sie waren Hirten, aber dennoch auch ein kriegerisches Volk. Die Sklavenhändler, so berichtete Simaloi stolz, fürchteten sie, es kam nur selten vor, dass ihnen ein Massai ins Netz ging. Simaloi und ihre Familie hatten einfach Pech gehabt. Ihr Vater hatte einem Händler an der Küste Elfenbein verkaufen wollen und sich dazu weit aus den angestammten Gebieten seines Volkes hinausbewegt. Während er unterwegs war, hatten Sklavenfänger sein Lager gestürmt und seine Frauen und Kinder in ihre Gewalt gebracht. Die Familie war dann schon in Afrika getrennt worden, Simaloi hatte einige Zeit bei einem swahilischen Sklavenhändler verbracht, dem sie gefiel und der sie schwängerte. Dass sie schwanger war, hatte sie allerdings erst in Cap-Français gemerkt – es war ein Wunder, dass ihr Kind die Überfahrt auf dem Sklavenschiff überlebt hatte. Sie brachte es dann im Haus eines Kaufmanns im Villenviertel der Stadt zur Welt, doch kurz danach übergab man sie erneut einem Händler.
    »Nicht weiß ich warum, aber glaube, dass Madame böse, weil Mèz wollen mich … wollen mit mir …«
    Jefe entnahm Simalois Andeutungen, dass die Frau heilfroh gewesen war, dass das Kind nicht die Züge ihres Gatten trug. Sie hatte wohl befürchtet, er habe es gezeugt, kaum dass Simaloi in ihr Haus gekommen war, und drängte dann darauf, diejunge Frau wegzuschicken, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Obendrein hatte Simaloi sich auch nicht allzu gut zur Haussklavin geeignet. Sie konnte mit Rindern umgehen – beim Abstauben der Möbel in einem herrschaftlichen Haus oder bei der Arbeit als Zofe konnte Jefe sie sich nicht vorstellen. Schließlich war die junge Frau in dem Bordell gelandet, aus dem sie dann zu Macandal geflohen war.
    »Und das Kind?«, fragte Jefe.
    »Sie wollten umbringen«,

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