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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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für das Treffen vorgeschlagen, nachdem er gehört hatte, dass die Wachsamkeit auf Roche aux Brumes sehrnachgelassen hatte, seit er Oublier in die Hölle geschickt hatte. Die verbliebenen Aufseher hatten zwangsläufig an den Bestrafungsaktionen teilnehmen müssen und fühlten sich seitdem noch stärker vom Hass der Sklaven verfolgt als vorher. Durch den Mord an Oublier war ein Damm gebrochen, immer wieder begehrten Schwarze auf und griffen Weiße an, auch wenn es ihren Tod bedeutete. Keiner der Aufseher von Roche aux Brumes wagte sich jetzt noch an lange, einsame Patrouillenritte, wie sie zu Zeiten Oubliers gang und gäbe gewesen waren. Natürlich bewachten die Männer das Sklavenquartier, doch sie behielten nur die möglichen Fluchtwege zwischen ihren Häusern im Auge. Wie man sich trotzdem hinausschlich, wusste jeder aus Damons engerem Zirkel.
    Ob den Aufsehern zweier Plantagen aber auch eine große Voodoo-Zeremonie am helllichten Tag entgehen würde? Jefe hätte das Risiko lieber vermieden.
    »Du kommst mit«, antwortete Macandal jetzt gelassen. »Und drei der anderen Leutnants. Mayombe und Teysselo nicht.«
    Jefe nickte. Die beiden Freunde Macandals sollten die Angriffe in anderen Gebieten leiten. Da konnten sie bis zum Weihnachtstag nicht ankommen, wenn sie Macandal noch am Heiligen Abend nach Nouveau Brissac begleiteten.
    »Und von den Frauen Sima und Mireille …«
    »Frauen?«, fragte Jefe verblüfft. »Du willst Frauen mitnehmen?«
    Der Geist lächelte zynisch. »Die machen es doch erst richtig festlich!«, gab er zurück. »Erinnerst du dich nicht an das erste Mal, da du mir zugehört hast? Spürst du die Macht nicht stärker, fühlst du dich nicht lebendiger, wenn der Atem des Geistes eine Frau streift?«
    Jefe erinnerte sich dunkel an die junge Schwarze von der Dufresne-Plantage, die weit mehr gestreift hatte als nur Macandals Atem. Und auch dieses Mal würden Frauen von den Plantagen zu seiner Zeremonie kommen. Macandal konnte sich ihrer bedienen, wenn er glaubte, sie zur Beschwörung der Geister zu brauchen. Es war nicht nötig, Simaloi und Mireille irgendeiner Gefahr auszusetzen.
    »Es wird nichts passieren!«, erklärte Macandal gelassen. »Ich weiß es. Dies wird unser Triumph! Ich sah Hispaniola in Flammen, Caesar. Und wir werden sie entzünden!«

KAPITEL 4
    E s war Leons musikalische Begabung, die ihm überraschend eine Einladung zum Weihnachtsfest auf Nouveau Brissac einbrachte. Er hatte dort von Kindheit an zu einer Gruppe von Musikern gehört, und die anderen Mitglieder baten nun Victor, seinem Knecht zu erlauben, beim Fest der Sklaven aufzuspielen. Jacques Dufresne unterstützte das – er war froh, keine Musiker von auswärts engagieren zu müssen, und Victor hatte natürlich auch keine Einwände.
    »Wir nehmen dich gern mit, dann kannst du auch deine Eltern und Geschwister wiedersehen«, sagte er wohlwollend.
    Leon verzog das Gesicht. »Schon … ja, Mèz, mich sehr freuen«, druckste er, obwohl er gar nicht so aussah. »Und ich auch gern machen Musik. Aber wollte eigentlich bleiben hier, singen für Bonnie und Namelok und Libby und Amali und Nafia und Sabina …«
    Victor fiel siedendheiß ein, dass er an die Weihnachtsfeier für seine eigenen Bediensteten noch keinen Gedanken verschwendet hatte. Leon dagegen schien bereits Pläne gemacht zu haben, wenngleich es ihm wohl vor allem um eine Person ging. Und die schien ihm wichtiger zu sein als seine Familie und seine alten Freunde.
    »Wenn ich gehen nach Nouveau Brissac«, räumte er schließlich ein, »dann nicht kann mitnehmen Bonnie? Kann kennenlernen Leons Mom.«
    Leon schaute Victor bittend an, lächelte aber auch schon wieder, sichtlich erfreut über seine eigene Idee. Sicher würde Victor nichts dagegenhaben, dass er seine Freundin seiner Mutter und seiner Familie vorstellen wollte. Und so konnte er auf dem Fest singen, Bonnie und Namelok jedoch trotzdem bei sich haben.
    »Warum nehmen wir sie nicht alle mit?«, fragte kurz darauf Deirdre, als Victor sie auf das Fest für die Schwarzen ansprach. »Dann macht Amali keine Dummheiten mit ihrem Milchmann, Sabina sieht ihre Freunde auf Nouveau Brissac wieder … Sie hat doch auch Kinder dort, oder? Und fünf Schwarze mehr fallen gar nicht auf bei dem Riesenfest.«
    »Aber die Versammlungsverbote«, gab Victor zu bedenken. »Vater und Gérôme haben bei der Taufe noch verlautbart, das würde dieses Mal auch Weihnachten streng gehandhabt.«
    »Ach, das gilt doch nicht für unsere

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