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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Küchenmeister nicht nach.
    »Ich erinnere mich noch gut an das Pökelfleisch und den Schiffszwieback während der Überfahrt«, plauderte Nora weiter. Sie sah, wie ausgehungert ihr Tischherr war, und nahm ihm bereitwillig die Aufgabe ab, sie auch noch zu unterhalten. »Auch wenn der Smutje sich alle Mühe gab, das Zeug nicht nach Pökelfleisch und Schiffszwieback schmecken zu lassen.«
    Doug sah kurz von seiner Vorspeise auf. »Die Mühe hat er sich bei uns nicht gemacht«, bemerkte er. »Da schufen nur die Stadien des Verfalls Geschmacksunterschiede. Der Schiffszwieback zum Beispiel war mal mehr, mal weniger verschimmelt.«
    Er linste hungrig nach dem Diener, wollte dann aber nicht auffallen, indem er sich den Teller nochmals füllte. Schließlich folgten gleich wahrscheinlich noch drei oder vier Gänge.
    »Wirklich?«, fragte Nora mit gerunzelter Stirn. »Also, ich denke, da hätten wir uns beschwert. Ich meine, man zahlt doch für die Überfahrt!«
    Sie gab dem Diener ein fast unmerkliches Zeichen, woraufhin er neben ihnen erschien und Doug noch einmal vorlegte.
    Doug grinste sie jungenhaft an. »Ich bin als Matrose gereist«, vertraute er ihr dann an. »Da hat man sich nicht zu beschweren.«
    Nora schaute ihn mit großen Augen an, in denen es übermütig blitzte. »Sie machen sich lustig über mich!«
    Sie reagierte damenhaft brav, aber sie blickte wie ein Kind, dem man eben die beste Geschichte seit langem erzählt.
    »Doch, wirklich.« Doug kaute hastig ein paar weitere Bissen. »Sie müssten doch wissen, dass … Also, von dem Geld, das mir mein Vater monatlich anwies, konnte ich kaum etwas für die Schiffspassage zur Seite legen. Und außerdem«, seine Augen blitzten jetzt auf, »hätte ich mich während der ganzen Reise zu Tode gelangweilt. So hatte ich wenigstens etwas zu tun. Aber erzählen Sie’s meinem Vater nicht, er würde sich aufregen.«
    »Dabei war er doch selbst jahrelang Seemann«, wunderte sich Nora. »Aber wie auch immer. Sie können mir eine brennende Frage beantworten: Wie schläft es sich in einer Hängematte?«
    Doug hatte sich selten so gut amüsiert wie während dieses Banketts an der Seite seiner jungen Stiefmutter. Beide achteten nicht auf Elias, der allerdings auch genug damit zu tun hatte, die Dame auf seiner anderen Seite zu unterhalten. Lady Keensley war bekanntermaßen schwierig und beschäftigte ihre beiden Tischherren zur Genüge.
    Nach dem Essen führte Elias Nora zum Tanz – sie eröffneten den Ball, indem sie der Gesellschaft bei einem Menuett voranschritten. Danach tanzte Nora noch mit einigen weiteren Herren – es mangelte nach wie vor an Damen in den Kolonien. Insgesamt erlahmte die Begeisterung zum Tanz aber schnell bei allen Gästen, denn es war heiß an diesem Weihnachtsabend, und keiner hatte Lust, sich mehr zu bewegen als nötig. Ein paar jüngere Leute führten allerdings noch Paartänze auf, die sie wohl bei ihren Tanzmeistern gelernt hatten, und Doug entging nicht, dass die Mädchen dabei verstohlen zu ihm herüberblickten. An diesem Abend unternahmen sie jedoch noch keine Vorstöße, ebenso wenig wie ihre Mütter; die Überraschung über die plötzliche Heimkehr des Fortnam-Sohnes war wohl zu groß. Und schließlich drehte sich überhaupt niemand mehr auf der Tanzfläche. Die Gäste genossen die Musik des kleinen Orchesters nur noch als Hintergrund ihrer Plaudereien. Den Damen wurde Kaffee, Tee oder Kakao gereicht, Doug lief beim Geruch des mit Pfeffer und anderen Gewürzen angerichteten Getränks das Wasser im Munde zusammen. Wie lange hatte er es nicht gekostet! Aber natürlich konnte er sich nicht zu der Damenrunde gesellen, sondern folgte seinem Vater und den anderen Herren, die sich zum Rauchen und Trinken ins Herrenzimmer zurückzogen. Doug verzichtete auf stärkere Getränke und blieb beim Rumpunsch. Er war müde, der starke Schnaps würde das noch schlimmer machen. Unbeteiligt lauschte er dem Gespräch der Männer, das sich zunächst um die Geschäfte drehte – den fleißigen Vertretern der Pflanzer in London war es gelungen, die Preise für Zuckerrohr noch zu steigern – und dann zum Thema Maroons wechselte.
    Doug horchte auf.
    »Eine Frau? Ach, kommen Sie!« Lord Hollister kommentierte die Erzählung eines Pflanzers aus dem Inland mit einem Lachen. »Eine Frau führt Überfälle an?«
    »Eine Ashanti-Frau«, bemerkte Elias, als würde das alles erklären. »Das ist sie doch, oder? Und soll sie früher in Afrika nicht selbst mit Sklaven gehandelt

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