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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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haben?«
    »Das tun alle Ashanti«, meinte Keensley wegwerfend. »Jedenfalls hört man das. Die Ashanti sind wohl so was wie die Chefnigger an der Goldküste. Aber ob diese Granny Nanny da beteiligt war? Die müsste jetzt um die vierzig sein – als sie rüberkam, war sie ein halbes Kind. Wenn, dann handelten wohl eher die Brüder, obwohl die auch noch sehr jung waren … Wobei … egal. Jedenfalls sind sie alle abgehauen, kaum dass sie hier waren, und gleich in die Berge. Ein zähes Volk ist das, muss man ihnen lassen. Und seitdem lassen sie uns bluten. Zuerst hauptsächlich dieser Cudjoe, aber inzwischen sitzen sie alle fest im Sattel. Im wahrsten Sinne des Wortes – man hat die Frau schon reiten sehen!«
    Doug versuchte, sich einen Reim aus der Geschichte zu machen, aber aus den paar Gesprächsfetzen ließ sich wenig entnehmen. Schließlich fragte er nach.
    »Sie nennt sich Granny Nanny oder neuerdings auch Queen Nanny«, erklärte der Pflanzer aus dem Inland bereitwillig. »Klein für eine Ashanti, aber ein zähes Ding. Sie wurde zusammen mit ihren Brüdern an der Elfenbeinküste gefangen und in eine Farm an der Nordküste gebracht. Da haben sie auch ein paar Jahre verbracht. Also gleich abgehauen, wie Keensley sagt, sind sie nicht. Aber dann ist was vorgefallen, und sie sind weg – eine hässliche Sache. Sie haben drei Aufseher übern Jordan geschickt und dann ein Jahr später, bei einem Überfall, die ganze Pflanzerfamilie. Die Farm haben sie abgebrannt – womit im Grunde auch schon alles gesagt ist über die so genannten Windward Maroons. Die Brüder und das Mädchen – es soll eine gewichtige Rolle dabei gespielt haben, die ganzen Mistkerle dazu zu bringen, an einem Strang zu ziehen – haben sämtliche Marodeure der Berge gesammelt und sich schon bestehende Gruppen einverleibt. Angeblich haben sie regelrechte Städte da oben in den Blue Mountains, und sie haben die Gegend unter sich aufgeteilt. Nanny sitzt in Portland Parish oder Nanny Town, wie sie es jetzt nennt, mit Bruder Quao. Der mit dem komischen Namen …«
    »Accompong«, half Keensley aus.
    »… im Südwesten, und Cudjoe, der größte Mistkerl, in Saint James Parish. Von da aus operieren sie – Überfälle, Morde, Plünderungen. Granny Nanny scheint auch ein Herz für Feldnigger zu haben, sie hat schon achthundert Sklaven befreit.«
    Doug wunderte sich. »Aber wenn man doch so genau weiß, wo sie sich aufhalten, warum räuchert man sie dann nicht aus?«, erkundigte er sich, mehr aus Interesse als aus Lust an kriegerischen Unternehmungen. Als Kind hatte er das Leben der Maroons als wild und romantisch empfunden, aber er wusste, dass sein Vater und die anderen Pflanzer rigoros und gnadenlos gegen sie vorgingen, wo immer es ihnen gelang, ihrer habhaft zu werden.
    »Erst mal können und dann lachen!«, gab der Pflanzer aus dem Norden zurück. »Na ja, Sie können’s nicht wissen, Sie waren lange fort. Aber so viel hat sich da gar nicht verändert in den letzten Jahren. Der Dschungel im Inland ist dicht, die Berge unzugänglich. Jeder Vorstoß ist gefährlich, zumal die Kerle das Gebiet da ja kennen wie ihre Westentasche. Außerdem sind sie schlau. Dieses Nanny Town … o ja, man weiß schon, wo das ist! Am Stony River, genauer gesagt oberhalb des Flusses auf einem Bergkamm. Die sehen sofort, wenn sich einer nähert. Das Dorf ist praktisch uneinnehmbar.«
    »Man hat es also versucht?«, fragte Doug.
    Der Pflanzer lachte ein böses Lachen. »Und ob, mein Junge! Mehr als einmal, immer, wenn sie wieder mal besonders grauenvoll gewütet hatten auf irgendeiner Plantage. Sie sollten das sehen, alles, was nicht verbrannt ist, schwimmt im Blut! Aber bislang ohne Erfolg. Meist kommt man nicht mal bis zum Ort. Ein paar Patrouillen haben sie in Hinterhalte gelockt und aufgerieben.«
    Doug fand all das befremdlich, aber anscheinend tobte tatsächlich eine Art Krieg auf seiner Insel. Irgendwann würde man sich vielleicht damit auseinandersetzen müssen. Wobei er selbst es eher mit Verhandlungen versucht hätte als mit Kampf. Einsichtige Weiße hatten immer mit den Maroons verhandelt. Es war aussichtslos, sie vernichten zu wollen, eine friedliche Koexistenz war weitaus sinnvoller. Und das Allerbeste war, die Schwarzen erst gar nicht so wütend zu machen, wie Granny Nanny, Accompong, Quao und Cudjoe es offensichtlich waren.
    Bevor er endlich in sein Bett fallen konnte, hatte Doug allerdings noch eine Begegnung, die sein eigenes Problem mit einem wütenden

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