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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ersetzt werden.
    Doug schaffte es allerdings nicht, ähnlich geschickt zu argumentieren. Der Starrsinn seines Vaters machte ihn wütend, ließ ihn aber eher verstummen als laut werden. Dabei war Doug durchaus redegewandt, und das Studium der Rechte sollte ihn auch auf Dispute vorbereitet haben. Sein Vater schaffte es allerdings stets mit drei Worten, den jungen Mann einzuschüchtern. Und dann eskalierte die Situation wirklich – und der Eklat vollzog sich ausgerechnet vor den versammelten Aufsehern der Plantage.
    Elias hatte neue Sklaven gekauft, und nun diskutierte man wortreich darüber, wie dumm und faul die Afrikaner seien und wie man es schaffen sollte, die gewohnte Effektivität bis zur nächsten Ernte zu erreichen. Doug verzweifelte dabei wieder mal am Starrsinn der Schotten und seines Vaters.
    »Wie sollen die Kerle es richtig und schnell machen, wenn sie nicht mal verstehen, worum es geht?«, fragte er schließlich. »Die können doch bisher nichts weiter als ›Ja, Backra‹, und das sagen sie, wenn man sie mit der Peitsche schlägt. Wahrscheinlich haben sie keine Ahnung, dass es das Gegenteil von ›Nein, Backra‹ bedeutet, die richtige Antwort auf ›Du dummer, stinkfauler Nigger, bist du eigentlich taub?‹. Diese Bemerkung, Mr. Truman, habe ich gestern in Abwandlungen zwanzig Mal von Ihnen gehört. Der Arbeiter auch, er versteht sie bloß nicht.«
    Ein paar der Aufseher lachten, aber Truman fletschte die Zähne, und Elias fehlte es ebenfalls an jeglichem Verständnis.
    »Dann mach es doch selbst, du kleiner Klugscheißer, wenn du so viel besser weißt, wie es geht!«, brüllte er seinen Sohn an. »Geben Sie ihm eine Peitsche, McNeil, und teilen Sie ihm einen Zug Nigger zu. Und morgen sehen wir mal, wie viele Setzlinge er in die Erde kriegt!«
    Doug erschien an diesem Abend nicht zum Essen, aber Elias erzählte Nora zwischen Wut und Erheiterung von seiner Degradierung.
    Nora beschloss, zum ersten Mal etwas einzuwenden. »Ob das denn klug war, Elias? Ich dachte, wir Familienmitglieder streiten nicht vor den Aufsehern. Die sind doch … Gott, ich muss dir nicht sagen, dass die Mehrheit aus brutalen Kerlen besteht, die jede Schwäche ausnutzen. Auch beim Backra.«
    Elias winkte ab. »Und wenn schon, der Junge muss mal einen Dämpfer kriegen. Sie werden sich ein bisschen über ihn lustig machen und dann …«
    »Sie werden ihn nie wieder ernst nehmen«, gab Nora zu bedenken.
    Elias schnaubte. »Wenn er mal die Plantage erbt«, meinte er dann, »kann er sie ja alle entlassen und die Nigger machen lassen, was sie wollen. Aber solange sie mir gehört, wird er machen, was ich will.«
    Am nächsten Morgen setzte sich Doug dann wirklich dem allgemeinen Gespött aus, als er sich persönlich bückte und einen Setzling in die Erde brachte. Dabei erklärte er in einfachen Worten, wie tief man ihn setzte und wie man die Erde drumherum aufhäufelte und festdrückte. Die neuen Sklaven sahen interessiert zu und verstanden nun wohl erstmalig, worum es überhaupt ging. Aber die anderen Aufseher konnten sich über den jungen Pflanzer nicht genug amüsieren, und selbst die erfahrenen Arbeiter feixten.
    Schließlich nahm sich Toby, der alte Feldsklave, seines Herrn an. »Das nicht richtig, Backra. Wird nicht wachsen, schneiden Halme zu kurz. Ein Knoten nicht genug, muss sein zwei, besser drei, besser vier. Und eins nicht so nah an andere.«
    Doug erhob sich, knallrot im Gesicht, und Toby fuhr erschrocken zurück, als er ihn ansah.
    Doug zwang sich zu lächeln. »Vielen Dank, Toby!«, sagte er dann. »Aber konntest du nicht gleich was sagen? Jetzt müssen wir sehen, wie wir den neuen Leuten beibringen, dass auch ihr Backra Fehler macht.« Toby kaute auf seinen fleischigen Lippen herum, während Doug noch einmal tief Luft holte. »Am besten tust du das jetzt, Toby. Du brauchst selbst heute keine Stecklinge zu setzen. Pass nur auf, dass die anderen es richtig machen, und zeig ihnen im Notfall auch zehnmal, wie es geht.«
    Doug bemühte sich, seine Würde zu wahren, während Toby die neuen Leute mit Feuereifer anwies. Am Ende des Tages hatte sein Zug die Arbeit wirklich im Griff, die neuen Sklaven arbeiteten fast so schnell wie die anderen und konnten nun obendrein auf Englisch bis vier zählen.
    Elias Fortnam allerdings schäumte, als er von Dougs Anfangsschwierigkeiten hörte, und nahm ihm den neuen Posten gleich wieder weg. Nora, die seinen Ausbruch wieder schweigend über sich ergehen ließ, traf ihren Stiefsohn am nächsten

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