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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Nora wäre denn doch vor Scham gestorben, hätte sie der alten Sklavin gestehen müssen, dass ein Mischlingskind in ihr wuchs. Oder dass sie das Kind ihres Mannes nicht wollte? Nora wäre das eine wie das andere gleichermaßen zuwider gewesen. Nun jedoch konnte sie den Vorfall mit Akwasi getrost vergessen – und meinte auch, dass es ihr gelang.
    Bis Doug Fortnam zurück auf die Plantage kam.
    »Und? Wie geht es meiner wunderschönen Stiefmutter?«
    Doug wollte Nora unbefangen auf die Wange küssen, als er das Haus seines Vaters kurz vor dem Dinner betrat und ihr in der Eingangshalle begegnete. Er rechnete damit, dass auch sein Vater jeden Moment die Treppe herunterkam, also fiel seine Begrüßung für Nora tadellos aus – niemand wäre auf den Gedanken gekommen, zwischen den beiden wäre jemals mehr gewesen. Trotzdem zuckte Nora vor seinem Kuss zurück. Doug blickte verwirrt, aber dann erschien auch Elias, und jegliche Nachfrage verbot sich.
    »Na, habt ihr das Niggernest ausgeräuchert?«
    Nora seufzte. Schon Elias’ erste Frage verhieß nichts Gutes, und das Abendessen verlief dann auch wie erwartet. Doug konnte über die Maroons nichts berichten, aber Elias ließ auch nicht zu, dass er Nora durch farbenfrohe Schilderungen seiner sonstigen Abenteuer auf dem Ritt unterhielt. Er unterbrach seinen Sohn, als er begann, von Vögeln, Farnen und Schmetterlingen zu erzählen.
    »Was war das, junger Mann? Ein Ausflug mit der Botanisiertrommel? Du solltest uns die Maroons vom Leibe schaffen und keine Blümchen pflücken.« Er lachte über Dougs Schilderungen des Lagerlebens im Regen: »Junge, bist du aus Zucker? So geht’s im Krieg zu, Douglas, da weht einem mal der Wind um die Ohren und die Wellen schlagen übers Deck. Aber da jammert man nicht, sondern greift zum Degen!«
    »Ich konnte schlecht mit dem Wetter fechten«, bemerkte Doug schließlich. »So gern ich’s getan hätte, wenn ich wenigstens den Duppy hätte finden können, der dafür verantwortlich war.« Er vermerkte verblüfft, wie Nora auf die Erwähnung des Geistes zusammenzuckte. Hatte er da irgendwelche religiösen Gefühle verletzt? »Aber der ließ sich genauso wenig blicken wie die Windward Maroons. Es tut mir leid, Vater, aber wenn du da Ergebnisse willst, musst du andere Leute schicken als ein paar Dummköpfe, die glauben, es gehöre zum Wesen des Negers, vor ihnen zu kuschen. Diese Leute wären vor Schreck vom Pferd gefallen, wenn da ein Schwarzer mit einer Flinte vor ihnen aufgetaucht wäre. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber um Cudjoe-oder Nanny Town auszuräuchern, bräuchtest du eine halbe Armee, besser eine ganze. Gut geschult, auf alles vorbereitet – und bis an die Zähne bewaffnet. Dazu ein paar Spitzel, die einem zeigen, wo die Siedlungen überhaupt sind. Was Strafexpeditionen wie diese angeht – wir können Gott danken, dass wir da oben nicht mehr gesehen haben als ein paar Blümchen und Vögelchen.«
    Doug stand auf und ging in sein Zimmer. Mit Nora würde er später reden.
    Dougs erster Eindruck hatte zu seiner Enttäuschung nicht getrogen. Nora verhielt sich ihm gegenüber deutlich reservierter als vor der Expedition, anscheinend hatte sie ihm den Kuss doch übel genommen.
    Doug verfluchte sich für seine Hast. Er hätte sich mehr Zeit nehmen müssen, bevor er sie spüren ließ, wie er zu ihr stand. Jetzt konnte er wieder von vorn anfangen – und hatte weniger Zeit für sie als zuvor, da er fast jeden Tag nach Kingston ritt. Dennoch bemühte er sich weiter um die junge Frau, beschrieb ihr ausführlich die Pflanzen und Tiere der Berge und forderte sie immer wieder auf, ihn nach Kingston zu begleiten. Irgendwann nahm Nora aus Verzweiflung über ihre Einsamkeit an – blieb aber wachsam. Sie durfte ihren seltsamen Gefühlen für Doug nicht nachgeben, es wäre äußerst unpassend gewesen, den Sohn ihres Gatten zu … Nein, sie würde das Wort »lieben« nicht einmal denken!
    Dazu kam, dass Máanus Verhalten sich auch mit der Zeit nicht änderte. Irgendetwas schien sie Nora übel zu nehmen. Sie tat ihre Arbeit, aber sie wechselte kein persönliches Wort mit ihrer Herrin. Für Nora warf das einen Schatten auf all ihre Unternehmungen. Es war mühsam, morgens die Kranken zu untersuchen und zu versorgen, wenn Máanu dabei anhaltend schwieg und schon auf dem Weg zu den Hütten hinter ihr her zockelte wie ein übel gelaunter Hund. Das Mädchen tat auch nichts mehr von sich aus, Nora musste jede Handreichung befehlen, und die schlechte

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