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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Fall sicher im Laufe der nächsten zwanzig Jahre. Und so lange möchte Lord Hollister sein Zuckerrohr doch schneiden, oder?«
    Zuckerrohr war äußerst langlebig. Es dauerte zwar bis zu zwei Jahren bis zur ersten Ernte, aber dann brachten die Stangen auch zuverlässig zwei Jahrzehnte lang Profit.
    Elias grinste. »Möchte er und wird er auch. So dämlich ist der alte Hollister gar nicht. Er wird das Wasser umleiten.«
    Doug runzelte die Stirn. »Wohin denn?«, erkundigte er sich.
    Elias zuckte die Schultern. »Was weiß ich, wohin. Aber jedenfalls bauen sie Dämme und Ableitungen. Dafür hat er extra einen Experten aus England kommen lassen. Das wird schon, Junge, lass den mal machen. Der hat mehr Ahnung von Pflanzung als du.«
    Doug sagte dazu nichts mehr, nahm sich am nächsten Tag aber Zeit, Hollisters neue Pflanzung ausführlich zu inspizieren. Am Abend erschien er deutlich aufgeregter als zuvor beim gemeinsamen Essen.
    »Vater, wir können nicht dulden, was Hollister plant. Er leitet das Wasser auf unser Land!«
    Elias nahm einen Schluck Wein. »Na und? Da ist bloß Dschungel. Falls mal ein Baum weggeschwemmt wird, können wir’s verkraften. Das ist gute Nachbarschaft allemal wert.«
    Doug rieb sich die Schläfe. »Da ist nicht nur Dschungel!«, beharrte er dann. »Da sind auch unsere Sklavenquartiere. Die werden überschwemmt, wenn das Wasser kommt.«
    Elias blieb gelassen. »Die werden immer überschwemmt. Das ist nichts Neues.«
    »Aber diesmal wird das Wasser höher steigen!«, versuchte Doug verzweifelt, ihm irgendeine Regung abzuringen. »Die Hütten können weggeschwemmt werden, sie …«
    »Wäre auch nichts Neues«, meinte Elias. »Hatten wir schon zwei-oder dreimal. Man baut sie anschließend wieder auf. Wen kümmert’s?«
    Nora wollte einwenden, dass es die Sklaven durchaus kümmerte, wenn ihre wenigen Habseligkeiten weggeschwemmt wurden, wenn sie obdachlos waren, bis neue Hütten gebaut waren – und wenn sie ebendies auch noch neben ihrer anderen Arbeit erledigen mussten. Sie konnte sich jedenfalls kaum vorstellen, dass Elias die Leute dafür freistellte. Doug kam ihr jedoch zuvor.
    »Es wird dich sehr wohl kümmern, wenn deine Leute ersaufen wie die Ratten!«, fuhr er seinen Vater an. »Du weißt, wie schnell das Wasser kommt, wenn es erst mal regnet und das Meer tobt. Es ist immer schwer, rechtzeitig wegzukommen!«
    Doug dachte an einen Sturm, der ihn und Akwasi auf dem Weg vom Strand zur Sklavensiedlung überrascht hatte. Die Jungs hatten sehr schnell gemerkt, dass sie ihm nicht entkommen konnten, und sich schließlich auf einen der Bäume im Dschungel gerettet. Dort hatten sie ein paar aufregende Stunden ausgeharrt, bis sich das Wasser wieder zurückzog. Den Kindern war das mehr wie ein Abenteuer erschienen denn als lebensgefährlich, aber Adwea hatte gedacht, ihr Ziehsohn Akwasi und der Sohn des Backras seien ertrunken. Sie hatte erst gebetet und Gott und allen Geistern gedankt, bevor sie den Jungs die Hosenböden strammzog. Konntet ihr nicht rechtzeitig heimkommen, bevor der Sturm aufkam?, hatte sie geschimpft.
    »Und jetzt stell dir das bei doppelter Wassermenge und doppelter Geschwindigkeit vor. Die Leute werden sich nicht rechtzeitig retten können.«
    Elias schüttelte den Kopf. »Du hast meinen Respekt, Doug«, sagte er dann mit einer Stimme, triefend vor Hohn. »Nicht nur abgebrochener Rechtsgelehrter, nein, auch Militärstratege und jetzt Spezialist für Wasserbau. Was hat man dir noch alles beigebracht in England? Und konntest du nicht dableiben und vernünftigen Gebrauch davon machen? Aber nein, kommst her und stiftest Unfrieden. Ich jedenfalls werde dem alten Hollister sein Geschäft nicht verderben, weil da mal ein paar Neger nasse Füße kriegen. Aber gut, wenn du drauf bestehst, dann rede ich mit ihm. Mal sehen, was er dazu zu sagen hat.«
    Doug wurde zu der Unterredung der beiden Pflanzer nicht hinzugezogen. Dafür redete der englische Deichbauer und Spezialist für Wasserableitung mit Engelszungen.
    »Da besteht überhaupt keine Gefahr!«, erklärte Elias, als er, deutlich berauscht von Hollisters bestem Rum, nach Hause kam. »Habe ich doch gleich gesagt. Da kann gar nichts passieren.«
    Doug rieb sich schon wieder die Schläfe. »Ich gehe recht in der Annahme«, sagte er dann, genauso spöttisch wie sein Vater am Tag zuvor, »dass euer englischer Spezialist noch nie einen Hurrikan erlebt hat, oder? Aber ich hoffe, er bleibt hier, bis der nächste tobt. Er könnte da noch

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