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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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an. »Nein! Nein! Die … die Milch gehört Sam … und Sam ist …« Ruths flackernder Blick erfasste Sally, die mit glasigen Augen auf das Wasser um sie herum blickte. »Sie … die … dieses Niggerbalg! Warum ist sie am Leben? Warum ist sie am Leben, und Sam ist tot?«
    Sally machte sich sofort erneut Vorwürfe. »Ist, weil Götter böse, Sally böse …«
    Und dann hörten sie Stimmen!
    »Nicht schneller, Joe! Machen langsam!«
    »Aber so schneller unten, Billy. Du Hasenfuß!«
    »Ich nicht will ertrinken! So du nicht kannst steuern.«
    Gleich danach tauchte ein Floß auf, vom abfließenden Wasser mitgezogen. Darauf hockten zwei von Kwadwos Stallburschen, die sich offenbar prächtig amüsierten. Mit zwei Brettern versuchten sie, das primitive Boot zu steuern. Wobei sie eigentlich nicht viel tun mussten: Das Wasser zog ab und nahm das Floß mit in Richtung Sklavenquartiere. Die beiden würden nur aufpassen müssen, nicht gleich hinaus aufs Meer gezogen zu werden, aber vielleicht war ihnen das sogar recht. Sie mochten später an einem Strand angeschwemmt werden, der keinem Backra gehörte …
    Nun reagierten sie jedoch mit freudigen Rufen, als sie Nora und die anderen auf dem Dach der Destillerie entdeckten. Bereitwillig versuchten sie, das Floß in ihre Richtung umzuleiten. Doug zog sie an einem der improvisierten Ruder zu sich heran.
    »Wo kommt ihr denn her? Hat Peter euch geschickt?«
    »Kwadwo?«, fügte Nora hinzu und versuchte, ihre Blöße zu bedecken.
    Während des Sturmes hatte sie keinen Gedanken an ihre nackten Beine verschwenden können, aber jetzt sahen sie und Doug das Grinsen auf den Gesichtern der Jungen. Doug zog sein nasses, zerrissenes Hemd aus und reichte es ihr.
    Die beiden Jungen nickten. »Sollen mal gucken, wie sieht aus in Dorf. Und sagen Backra, wo sind wir, bevor er allen abschlagen Fuß, weil weggelaufen«, sagte Joe.
    »Ihr seid also alle in der Scheune untergekommen?«, freute sich Nora.
    Billy hob die Hände. »Weiß nicht, Missis«, antwortete er. »Viele, ja. Aber weiß keiner, was ist mit Hausnigger. Und fehlt Harry, fehlt Emma, fehlt Toby …«
    »O nein!«
    Nora seufzte. Toby und die Feldsklavin Emma, die in der letzten Zeit oft mit Toby die Hütte geteilt hatte, waren beide gläubige Christen. Wahrscheinlich waren sie dem Reverend gefolgt, um vielleicht noch seinen Segen zu ergattern. Oder in der Vorstellung, einen Gottesmann würde der Sturm verschonen, wenn nicht gar alle, die an Jesus Christus und nicht an die alten Geister glaubten.
    »Dann ganze Trupp von Mr. Truman, Missis. Der Backra sie geschickt, heben aus Gräben, damit Wasser nicht läuft in Häuser …«
    Doug fasste sich an die Stirn. »Sicher«, seufzte er. »Ich hab noch versucht, es ihm auszureden, aber die haben wirklich gedacht, wenn sie vor einem Hurrikan ein paar Entwässerungsgräben buddeln, ließe sich etwas retten. Wenn die Männer nicht sehr viel Glück hatten, ist da keiner mehr am Leben …«
    Auf dem Dach regte sich Ruth. »All die Nigger sind am Leben!«, klagte sie. »All die schwarzen Kerle. Aber Sam, mein kleiner Sam …«
    Joe und Billy sahen sich verunsichert an. Nora ergriff schließlich die Initiative.
    »Passen wir alle auf dieses Floß?«, erkundigte sie sich. »Und wie schätzt du die Möglichkeit ein, es zu steuern, Doug?«
    Doug schätzte sie als sehr gut ein, sofern sich im Treibgut weitere Bretter finden ließen. Wenn alle ruderten, sagte er, würden sie gegen eine leichte Strömung ankommen und irgendwo oberhalb des Hauses anlanden können. Ruth nahm von Dougs Erklärungen keine Notiz. Sie lamentierte weiter und beschimpfte die Schwarzen. Nora brauchte schließlich all ihre Kraft, sie auf das Floß zu ziehen und sie dort ruhig zu halten. Sie schaffte das allerdings erst mithilfe von Billy und Joe. Ruths Furcht vor der Berührung der Schwarzen schien so groß zu sein, dass sie die Bootsfahrt schließlich wimmernd in der Mitte des Floßes verbrachte. Sally hielt die kleine Mary an sich gedrückt, die Männer führten ihre Rettungsinsel südlich gegen die Strömung. Schließlich trieben sie oberhalb des Hauses an. Die Katze war die Erste, die auf trockenes Land sprang. Sie hatte sich sofort in Billys Arme geflüchtet, als sie die Stallburschen erkannte.
    »Ist Bessie, Stallkatze!«, erklärte der junge Schwarze. »Fängt gut Mäuse … Aber ich nicht wusste, dass kann schwimmen.«
    Nora blickte ihr stirnrunzelnd nach, während sie Richtung Stall rannte. »Und ich dachte immer, das sei

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