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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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schlimm Sally …«
    Schließlich verstummte das Mädchen, trotz des Infernos um sie herum schien es in einen tranceähnlichen Schlafzustand gefallen zu sein.
    Und dann klarte das Wetter plötzlich auf. Genauso schnell, wie sich die Regenwand vor ihnen erhoben hatte, war sie von einem Augenblick zum anderen verschwunden. Es war fast windstill, der Himmel beinahe wolkenlos, eine fahle Sonne erhellte die schreckliche Szenerie.
    Doug löste sich von Nora.
    »Ist es vorbei?«, fragte sie heiser.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Bleib um Himmels willen hier, dies ist das Auge, verstehst du? Das Auge des Hurrikans, eine wind-und niederschlagsfreie Zone. Es geht gleich weiter. Und es kann sein, dass es schlimmer wird. Rühr dich nicht, Nora, ich schaue nach Mrs. Stevens.«
    Nora hörte sehr schnell, dass Ruth noch lebte. Sie schrie Doug an, sie loszubinden, wild entschlossen, sich ins Wasser zu werfen, um ihr Kind zu suchen. Doug sah nach der älteren, Mary – und endlich gab es gute Nachrichten.
    »Mrs. Stevens, Mrs. Stevens, hören Sie mir zu! Das Baby ist tot, da gibt es keine Hoffnung mehr, auch wenn Sie es finden. Aber Sie haben noch ein Kind. Hier, sehen Sie, das kleine Mädchen lebt …«
    Schließlich band Doug eine Hand der Frau los, damit sie das schwach wimmernde kleine Ding an sich drücken konnte.
    »Fragt sich nur, wie lange«, wisperte er Nora zu. »Es ist totenblass und völlig unterkühlt. Und jetzt wird es noch kälter.«
    Das Auge des Hurrikans, wie Doug Nora kurz erklärte, war eine Kältezone. Sie alle froren erbärmlich. Und nun kam auch wieder Wind auf.
    »Gib’s mir, ich wärm es«, sagte Nora und zog das weiße Kind der Stevens zu Sally in ihre Umarmung, während Ruth wild gegen Doug kämpfte, der sie erbarmungslos erneut festband.
    »Es ist zu Ihrem eigenen Besten, Mrs. Stevens, Sie können das Kind allein nicht halten!«
    Und die Vorstellung, die Gattin des Reverends in das Menschenknäuel einzubeziehen, das Nora und Doug mit den Kindern bildeten, verbot sich von selbst. Ruth würde nicht mitspielen … Sie begann wieder zu schreien, als der Sturm von neuem aufbrauste, dann murmelte sie abwechselnd Gebete und verfluchte Gott. Sie schien jetzt völlig von Sinnen zu sein. Auch Sally lamentierte erneut. Gebete wechselten sich mit Selbstvorwürfen ab. Das Mädchen war überzeugt davon, die Götter hätten das Unwetter nur geschickt, um es für irgendeine Verfehlung zu strafen.
    Nora zählte die Stunden nicht, aber später erfuhr sie, dass es Nachmittag wurde, bevor der Sturm endlich abflaute. Zuerst hörte es auf zu regnen, dann legte sich der Wind, und das Wasser floss langsam ab. Nora und Doug hockten erschöpft auf dem trocknenden Dach und zogen Bilanz. Sowohl Sally als auch Ruths Tochter waren am Leben – allerdings brauchte besonders Letztere dringend Trockenheit und Wärme. Sie selbst waren beide bis auf ein paar Schrammen unverletzt.
    »Und die Schlimmste verdanke ich dir!«, sagte Doug vorwurfsvoll zu der Katze, die auf einem der äste saß und sich putzte. Sie sah fast beleidigt zu ihm herab.
    Ruth Stevens schien zu schlafen. Nora hätte es ihr gern nachgetan. Aber sie konnte sich hier nicht ihrer Schwäche ergeben.
    »Wie kommen wir weg von hier, zieht das Wasser ganz ab?«, erkundigte sie sich.
    Doug zuckte die Schultern. »Im Moment geht’s ja schnell«, bemerkte er. Das Wasser stand nur noch bis zur halben Höhe des Hauses. »Aber es kann auch erst mal aufhören zu sinken. Das Meer zieht sich zweifellos zurück. Aber wie es mit der Überschwemmung durch den Regen ist … Ich weiß nicht … Bei den Sklavenquartieren dürfte es Tage dauern, bis es abtrocknet.«
    »Aber bis dahin … bis dahin ist das Kind gestorben«, sagte Nora verzweifelt.
    Diese Worte schienen zu Ruth durchzudringen. Sie richtete sich auf. Doug hatte sie nach dem Sturm losgebunden.
    »Mary … Wo ist Mary … Sam …?«
    Sie schluchzte auf, als sie sich an Sams Tod erinnerte. Nora legte ihr rasch die kleine Mary in die Arme. Das Kind wimmerte wieder.
    »Hier ist Mary.«
    Ruth drückte das Kind an sich, lagerte es dann aber anders, ihre Brust schien zu schmerzen. Nora brachte das auf einen Gedanken.
    »Vielleicht … vielleicht versuchen Sie, sie zu stillen?«, regte sie an. »Sie braucht dringend Nahrung und Wärme. Und so lange kann sie doch auch noch nicht …«
    Mary konnte noch nicht lange abgestillt gewesen sein, bevor ihr kleiner Bruder zur Welt kam. Sie würde sich vielleicht erinnern.
    Ruth funkelte Nora

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