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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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auch hier schadlos«, meinte Nora. »Wobei du das Schlimmste noch gar nicht weißt. Sally ist nicht die Einzige. Ich habe mit der Baarm Madda gesprochen, und sie sagt, es sind mehrere Mädchen gestorben auf Cascarilla Gardens … genau genommen drei in den letzten … Na ja, man kann das schlecht schätzen, die schwarzen Frauen zählen ja keine Kalenderjahre. Aber ich würde mal sagen, in den letzten zehn Jahren … Eins an einer Fehlgeburt wie Sally, eins ist ertrunken im Badeteich – obwohl es mit Sicherheit gut schwimmen konnte. Und eins hat sich erhängt.«
    »Zehn Jahre?«, fragte Doug. »Na, dann komme ich zumindest nicht als Täter in Frage.«
    Nora sah ihn völlig verwirrt an. »Dich hätte doch wohl auch niemand verdächtigt!«, sagte sie dann.
    Doug rieb sich die Stirn. »Warum nicht?«, fragte er. »Nach dem, wie Máanu sich benimmt? Die scheint in mir doch den Inbegriff alles Bösen zu sehen.«
    Nora lachte. »Du bist nur der Zweitschlechteste«, neckte sie ihn. »Der absolute Inbegriff alles Bösen ist der Backra …«
    Sie dachte erst später darüber nach, was sie da gesagt hatte. Aber dann verwarf sie es schnell wieder. Elias hatte sie geheiratet und vorher Dougs Mutter. Er war ein harter Mann, aber sie selbst hatte er immer respektvoll behandelt. Niemals hatte sie auch nur einen Bluterguss gehabt, nachdem er sie in der Nacht besuchte, und immerhin hatte er sie entjungfert. Elias konnte es nicht sein – niemals.
    Nachdem weder Dougs noch Noras Ermittlungen irgendein Ergebnis erbracht hatten, trat in den nächsten Wochen wieder Ruhe ein auf Cascarilla Gardens. Das Sklavenquartier erstand an erhöhter Stelle neu, die Dienstboten zogen aus Häusern und Ställen in ihre eigenen Hütten. Nora nahm die Krankenpflege wieder auf und richtete in der neuen Siedlung ein richtiges kleines Krankenrevier ein. Sie ging jeden Tag ins Dorf der Schwarzen und warf dabei einen besonderen Blick auf die sehr wenigen sehr jungen Mädchen, die auf der Plantage lebten. Eins von ihnen war Mansah, Adweas jüngere Tochter, aber um sie fürchtete sich Nora nicht allzu sehr. Schließlich war die Kleine praktisch ständig mit ihrer Mutter zusammen. Es war wohl geplant, sie zu Adweas Nachfolgerin auszubilden, sie half den ganzen Tag in der Küche.
    Einige Wochen nach Sallys Tod traf Nora die Kleine beim Polieren der Möbel im Salon an.
    »Das machst du aber schön!«, lobte sie freundlich, und tatsächlich hatte das Beistelltischchen, das Mansah gerade behandelte, selten so geglänzt. »Willst du uns denn jetzt auch im Haus helfen?«
    Mansah nickte ernst. »Mama Adwe sagt, müssen. Weil sonst keine Hausmädchen …«
    Sie blickte traurig. Mit Sally und der ertrunkenen Annie waren schließlich auch ihre Freundinnen und Spielgefährtinnen gestorben.
    »Das stimmt«, meinte Nora. »Aber vielleicht kann ich mal mit dem Backra reden und mit Mama Adwe. Sicher würden einige der Feldsklavinnen gern im Haus arbeiten.«
    Das war zweifellos der Fall. Auf den Zuckerrohrfeldern gab es weniger weibliche Arbeiter als auf Tabak-oder Baumwollplantagen, da die Arbeit zu schwer war. Schon die Männer starben jung, Frauen hielten es nur selten mehr als ein paar Jahre aus. Allerdings herrschte auf Jamaika stets ein Mangel an schwarzen Arbeitskräften, die Sklavenhändler belieferten eher größere, zentraler gelegene Inseln wie Barbados. Insofern wurden kräftige junge Frauen auch auf die Felder geschickt und griffen natürlich gern zu, wenn sich ihnen der Aufstieg zur Haussklavin bot. Hier wehrten sich allerdings oft die alteingesessenen Hausdiener. Irgendwelche hergelaufenen Afrikaner, wie sie sich ausdrückten, mochten standesbewusste Köche und Leibdiener nicht hinnehmen. Nora konnte nur hoffen, dass Adwea nicht so dachte.
    Sie beschloss, sich die Frauen im Sklavenquartier in nächster Zeit auf ihre Eignung zum Hausmädchen anzusehen, damit Mansah möglichst bald an die Seite ihrer Mutter zurückkehren konnte. Aber dann kam ihr jemand dabei zuvor, mit Adwea zu reden.
    Nora horchte diesmal nicht wissentlich, aber Máanus verärgerte Stimme war in ihrem Pavillon im Garten nicht zu überhören. Das Mädchen stritt lauthals mit seiner Mutter. Neugierig verließ Nora ihr Gartenhaus und ging auf die Terrasse über der Küche, um zu lauschen.
    »Nicht Mansah! Sie sollte in der Küche bleiben, das war ausgemacht! Sie wird Köchin, nicht … Mama Adwe, du kannst das nicht dulden! Nicht Mansah!«
    »Was ich soll machen, Máanu? Widersprechen

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