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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wirkte verängstigt. »Ich weiß, dass Máanu … böse Mädchen, nicht tut Pflicht. Aber sich nicht fühlt wohl, Missis, ist krank, ist …«
    Nora schüttelte den Kopf. »Adwea, wenn Máanu krank wäre, hätte sie sich heute Morgen bei mir melden müssen. Aber so, wie es sich jetzt darstellt, hat sie ihre Pflichten versäumt.«
    Die Feldarbeiter hatten jeden Morgen vor ihren Aufsehern anzutreten, nur eine von Nora bestätigte Krankheit wurde widerwillig als Entschuldigung akzeptiert. Bei den Hausdienern und Stallburschen handhabte man das nicht so streng, da kontrollierten meist nur Kwadwo oder Adwea. Wenn Letztere eine Küchenhilfe entschuldigte, prüfte Nora das gewöhnlich nicht nach, schließlich verstand sich auch die Köchin auf Heilkräuter und Krankenpflege. Aber die Sache mit Máanu war doch verdächtig.
    »Sie ist … sich … sich … hm … schämt. Aber morgen bestimmt sie ist …«
    »War sie bei der Baarm Madda?«, fragte Nora verwundert.
    Eine Abtreibung war eigentlich der einzige Grund, sich einer Unpässlichkeit wegen schämen zu müssen. Aber Máanu … Nora war inzwischen sehr sensibel für Anzeichen einer Schwangerschaft. Sie hatte schon mehrmals schwarze Frauen früh darauf angesprochen und verwarnt. Mitunter wagten sie nicht mehr, das Kind in sich töten zu lassen, wenn ihre Herrin davon wusste. Wenn sie erwischt wurden, erwarteten sie schließlich harte Strafen, und die Pflanzer griffen auch oft schon im Vorfeld zu rüden Methoden, die Frauen am Gang zur Baarm Madda zu hindern. Nora hatte allerdings nie eine Sklavin an Elias verraten. Und Máanu hatte nicht im Geringsten so ausgesehen, als erwarte sie ein Baby. Adwea schüttelte denn auch spontan den Kopf – um die Ausrede dann begeistert aufzugreifen.
    »Ja, Missis. Woher wissen, Missis? Oh, bitte, nicht sagen Backra, Missis, sonst er sie lässt auspeitschen. Morgen sie wieder da, Missis, bestimmt, Missis …«
    Nora glaubte ihr kein Wort, argwöhnte aber inzwischen, dass Máanus Verschwinden doch mit dem Gespräch zusammenhing, das sie mit ihrer Mutter über Mansah geführt hatte.
    »Adwea, hat es irgendwas mit … mit Sally zu tun?«, fragte sie schließlich. »Mit dem, was ihr geschehen ist? Hat es mit Mansah zu tun?«
    Ihr graute vor dem Gedanken, dass sich Máanu vielleicht selbst dem Ungeheuer in die Hände begeben hatte, um ihre kleine Schwester zu schützen.
    Adwea wurde abwechselnd rot, und sie begann zu schwitzen, verneinte aber heftig. »Was soll haben zu tun, Missis? Sally tot. Mansah bei Missis …«
    »Ist Máanu in Gefahr, Adwea?«, bedrängte Nora sie weiter.
    Adwea schüttelte wild den Kopf. »Nein, nur krank. Morgen bestimmt, morgen bestimmt wieder da …«
    Wieder da? Nora ließ die verängstigte Köchin in Ruhe, grübelte aber weiter. Ob Máanu fortgegangen war? Suchte sie Hilfe auf anderen Plantagen? Einen Zauber vielleicht?
    Aber nein, Máanu glaubte sicher nicht an diese Dinge. Zumindest nicht genug, um dafür Risiken einzugehen.
    »Du meinst, sie ist fortgelaufen?«, fragte Doug, als Nora ihm am Nachmittag von Máanus Ausbleiben erzählte. »Sie ist geflohen?«
    »Geflohen?«
    Daran hatte Nora nun gar nicht gedacht. Sie ritt mit Doug durch den Wald, ihr Ziel war der Strand. Aber sie würden dort sicher nicht absteigen und schwimmen. Nora hielt immer noch – oder besser, schon wieder – Abstand zwischen sich und ihrem Stiefsohn. Dabei fiel es ihr jeden Tag schwerer, seinen bittenden Blicken nicht nachzugeben. Sie träumte davon, ihn zu küssen, zu umarmen – und oft genug verdrängte er jetzt Simon in ihren Fantasien von der Hochzeitsnacht am Meer. Aber sie fühlte sich für all das schuldig. Und sie hatte ihm bisher auch nichts von dem Verdacht erzählt, der ihr unter den Nägeln brannte.
    »Wenn Sklaven plötzlich verschwinden, ist Flucht im Allgemeinen der Grund dafür«, meinte Doug belustigt. »Hat es irgendeinen Anlass gegeben? Hast du vielleicht mit ihr gezankt?«
    Nora biss sich auf die Lippen. »Sie hat sich mit ihrer Mutter gestritten«, verriet sie dann – und gab das belauschte Gespräch zwischen Adwea und Máanu möglichst genau wieder. »Es klang so dringlich, Doug. Als sei Mansah in tödlicher Gefahr – in unserem Haus, Doug!«
    Doug runzelte die Stirn. »Denkst du nicht, dass du da etwas falsch verstanden hast? Was sollte ihr schließlich passieren?«
    »Das Gleiche, was Sally passiert ist!«, gab Nora zurück.
    Doug rieb sich die Stirn. »Aber Nora, das kann nicht sein. Einen Hausdiener hätte

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