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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sagte Máanu hasserfüllt.
    »Gut. Wir werden morgen eine Zeremonie durchführen, um seinen Duppy zu bannen. Und du … Die Männer sollen ein Haus bauen für dich und deine Schwester – und deinen Mann, falls du einen erwählst.« Erneutes Raunen in der Menge. Auch dies schien eine Belohnung zu sein. Máanu war in der Hierarchie von Nanny Town deutlich aufgestiegen. »Wo ist nun der Sklave, der eine weiße Frau mitgeführt hat?«
    Nora horchte erschrocken auf, und Akwasi schien zusammenzufahren. Woher konnte die Queen das schon wissen? Aber wahrscheinlich hatte auf den letzten Meilen vor Nanny Town jeder Busch Augen und Ohren gehabt.
    Einer der Maroons wies auf Akwasi und Nora, und die Menge teilte sich vor ihnen. Nora krümmte sich zusammen. Sie wollte sich diesen Menschen jetzt nicht zeigen. Sie war nicht bereit, sich der Queen und ihrer scharfen, spöttischen Stimme zu stellen. Zumal sie sicher entsetzlich aussah. Ihr Kleid war zerknittert, zerrissen und schweißdurchtränkt, ihre Füße bluteten, Arme und Gesicht waren voller Schürfwunden und Kratzer. Ihr Haar hing schmutzig, feucht und verfilzt um ihr erschöpftes, eingefallenes Gesicht. Nora wollte schlafen oder sterben, wenn es sein musste. Aber sie wollte keinen Auftritt vor einer Königin.
    Einer der Krieger – nicht Akwasi – zerrte sie hoch. Akwasi stand bereits vor Granny Nanny.
    »Ich bin es!«, sagte er stolz. »Akwasi. Ich will sie, ich wollte sie immer. Und ich habe ihren Herrn getötet.«
    »Du hast den Backra erschlagen?«, fragte Nanny mit deutlicher Hochachtung in der Stimme.
    Sie wusste um die Hemmung vieler Sklaven, tatsächlich Hand an ihre verhassten Meister zu legen.
    Akwasi nickte. »Wir haben es gemeinsam getan«, erklärte er. »Aber letztlich war ich es, der ihm den Kopf vom Körper trennte. Von dem, was noch davon übrig war. Damit gehört sie mir.«
    Nora erschauderte.
    »Darüber könnte man streiten, Akwasi«, meinte Nanny. »Hier gehört die Beute eigentlich allen. Und gewöhnlich machen wir keine Gefangenen.«
    »Ist es in deiner Stadt verboten, Sklaven zu halten?«, erkundigte sich Akwasi. »Du bist Ashanti.«
    Nanny stieß scharf die Luft aus. »Ich war Ashanti«, berichtigte sie. »Und es ist wahr, wir hielten immer Sklaven. Wir lebten vom Sklavenhandel. Aber dies ist mein Stamm. Und der hielt bislang keine.«
    Nora schöpfte fast etwas wie Hoffnung. Wenn Nanny die Sklavenhaltung ablehnte …
    »Weil es die Götter verbieten?«, fragte Akwasi in spöttischem Ton. »Wie unser Obeah-Mann zu verkünden pflegte?«
    Nanny lachte. Es klang wie das Keckern der Vögel im Dschungel. »Die Götter sind mir egal«, sagte sie. »Die machen ihre Sachen, ich mache meine. Aber wir hier sind ein Stamm. Er gehört mir, Quao, Cudjoe und Accompong. Die Berge hier sind zu klein für verschiedene Stämme. Wenn wir einander bekämpfen und Sklaven nehmen, schwächen wir uns. Deshalb schicken wir auch keine Leute mehr zurück, selbst nicht gegen Lösegeld. Es schwächt uns.«
    Nora verlor den Mut. Aus Nanny sprach Strategie, keine Menschlichkeit und ganz sicher keine grundsätzliche Ablehnung der Sklaverei.
    »Sie ist weiß«, sagte Akwasi.
    »Was die Sache erschwert …« Nanny seufzte. »Wenn es eine schwarze Frau wäre – sie würde sich irgendwann in ihr Schicksal fügen. Du willst sie doch für dein Bett, oder?« Akwasi nickte. »Und du bist ein stattlicher Mann, eine Schwarze würde lernen, dich zu schätzen. Aber eine Weiße? Es wird Schwierigkeiten geben, junger Mann.«
    Akwasi richtete sich auf. »Ich werde fertig mit meiner Frau!«, sagte er hart.
    Nanny lachte. »Ich sprach nicht von nächtlichen Schwierigkeiten. Aber was soll sie tagsüber tun? Deinen Acker bestellen? Dein Haus beschicken wie eine schwarze Frau? Während sich die anderen die Mäuler darüber zerreißen, dass du keine von ihnen zum Weib willst? Es gibt hier sehr viel mehr Männer als Frauen, Akwasi.«
    »Hat dich jemand gefragt, ob du die äcker der Weißen bestellen willst, Queen, als man dich in Afrika fing?«, erkundigte sich Akwasi. »Und was die weißen Frauen sagen würden, wenn der Backra dich in sein Bett zwingt?«
    Nanny keckerte wieder, und ihre Augen blitzten. Der Disput mit Akwasi schien sie zu belustigen. »Du hast auf alles eine Antwort, junger Krieger. So zeig mir das Mädchen!«
    Sie wies auf Nora, die den Kopf gesenkt hielt und versuchte, sich hinter ihrem Haar zu verstecken. Der Krieger, der sie hielt, zog ihren Kopf an ihrem Haar hoch, damit Nanny ihr

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