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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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seine Nachbarn. »Aber ich denke, dass ich meine Sohnespflicht am besten erfülle, indem ich Cascarilla Gardens halte …«
    … und ein bisschen tätige Reue zeige für das, was mein Vater getan hat. Letzteres sprach Doug natürlich nicht aus, aber die Überlegung beherrschte sein gesamtes Handeln seit der Nacht des Feuers. Sie bewahrte ihn davor, seine Gedanken nur um Nora kreisen zu lassen, um das, was sie gedacht und gespürt hatte, als die Maroons ihre Macheten in ihren Leib rammten, an ihre Angst und ihre Schmerzen.
    Doug konzentrierte sich darauf, zunächst Bilanz zu ziehen und die Arbeit auf Cascarilla Gardens neu zu ordnen. Er war entschlossen, es ohne Peitschen und ohne Aufseher zu versuchen, und versammelte seine Schwarzen, gleich nachdem die Begräbnisfeierlichkeiten beendet und der Reverend und die Nachbarn abgezogen waren.
    »Ich brauche euch nicht wirklich zu erklären, wo wir stehen«, sagte er ruhig. »Wir sind mitten in der Ernte, das Zuckerrohr auf zwei Dritteln der Fläche muss geschnitten werden. Aber achtzig unserer Leute sind weg – fast alles Feldarbeiter. Haben wir überhaupt noch welche unter uns?«
    Ein paar ältere Sklaven hoben die Hände. Doug nickte ihnen zu.
    »Ich freue mich, dass ihr hiergeblieben seid. Und ich kann euch nicht dafür bestrafen, indem ich euch jetzt Tag und Nacht aufs Feld schicke. Zumal auch ein Großteil der Zugtiere gestohlen worden ist. Cascarilla Gardens besitzt nur noch zwei Ochsengespanne – die waren an Keensley verliehen – und drei Pferde. Mein Pferd und zwei Stuten, die bei Hollisters neuem Berberhengst standen …«
    Dougs Stimme drohte zu brechen, als er an Noras Begeisterung für den bildschönen Grauschimmel dachte, den der Lord für ein kleines Vermögen aus dem Orient hatte holen lassen. Pferderennen auf speziell dazu ausgebauten Rennbahnen kamen in England immer mehr in Mode, und auf Dauer plante der Lord etwas Vergleichbares auch auf Jamaika. Zudem gefiel es ihm wohl nicht, dass Noras Aurora seinem eigenen Pferd bei jeder Jagd weglief. Auf jeden Fall hatte er den Hengst importiert und nahm nun Stuten zum Decken auf. Die Fortnams hatten Aurora und eine der anderen Stuten, die mit Nora aus England gekommen waren, dort angemeldet. Das hatte die Pferde vor dem Raub gerettet.
    »Jedenfalls alles keine Zugpferde. Ich werde nun morgen nach Kingston reiten und versuchen, ein paar Arbeitstiere zu kaufen – einfach wird das nicht sein – und auch … auch ein paar Sklaven.«
    Doug fiel es schwer, das auszusprechen, aber die Schwarzen nahmen es gelassen auf. Sie schienen sich eher über die Entlastung zu freuen als die Versklavung weiterer Afrikaner zu betrauern. »Ihr …«, er wies auf die alten Feldsklaven, »… werdet dafür verantwortlich sein, sie einzuweisen. Und so leid es mir tut, aber vorerst müsst ihr alle noch hier befindlichen Haussklaven und Handwerker unterstützen. Wir brauchen im Moment keine Schmiede, keine Tischler und keine Hausdiener.«
    Ein entrüstetes Murmeln ging durch die Menge der Schwarzen.
    Doug seufzte. »Ja, ich weiß, ich habe versprochen, niemanden zu degradieren. Aber um ein Haus mit vielen Dienern zu erhalten, brauche ich Einkünfte durch Zuckerrohr. Also müsst ihr vorerst mit anfassen.«
    Er warf einen besorgten Blick auf die Gruppe der Haussklaven. Wenn sie nicht freiwillig mitspielten, würde er einen Aufseher beschäftigen müssen. Und dann knallten womöglich sehr bald wieder die Peitschen. Doug biss sich auf die Lippen, als Kwadwo vortrat. Der Obeah-Mann und Stallmeister hielt es zweifellos für unter seiner Würde, Zuckerrohr zu schneiden.
    Die Worte des alten Geisterbeschwörers ließen Doug dann aber aufatmen. »Ich werde mein Bestes tun und meine Stallburschen ebenfalls«, sagte er würdevoll.
    Die Nächste, die vortrat, war Adwea. »Ich auch!«, erklärte sie. »Und meine Küchenhilfen. Aber werden wir nicht so viel schaffen wie Feldnigger, Backra Doug. Sie uns dann auspeitschen?« Die Frage schwankte zwischen Schalk und Furcht.
    Doug schüttelte den Kopf. »Auf Cascarilla Gardens wird niemand mehr ausgepeitscht!«, sagte er. »Es sei denn, er hat gestohlen oder sonst etwas Schlimmes getan. Aber das bestimmt nicht irgendein Aufseher, das bestimme allein ich. Und künftig werdet ihr auch sonntags nicht mehr arbeiten, und zu Weihnachten und zu Ostern gibt es weitere Tage frei …« Jubel brandete auf. »Als Gegenleistung«, rief Doug, »erwarte ich Treue und bereitwillige Pflichterfüllung. Morgen früh

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