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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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werdet ihr euch alle bei Kwadwo zum Dienst melden und auf die Anweisungen der Feldnigger hören. Alle, außer Adwea und ihren Küchenhilfen. Schließlich sollen die Feldarbeiter nicht verhungern.«
    Als Doug am nächsten Morgen nach Kingston ritt, hatten sich die Schwarzen tatsächlich bereits versammelt, nahmen Macheten entgegen und ließen sich von den sonst so missachteten Feldsklaven in Arbeitsgruppen einteilen. Das zumindest lief gut an. Aber Doug empfand keine Freude. Jede Palme am Weg, jede Biegung, jeder schöne Ausblick über eine Siedlung oder später über den Strand erinnerten ihn an Nora. Sie hatte sich so sehr an der Landschaft, der Sonne, dem Farbenspiel von Dschungel und Meer gefreut. Wie konnte sie nur tot sein? Und warum war irgendetwas in ihm nicht bereit, sich damit abzufinden? Immer wieder fasste er nach der Gemme in seiner Tasche und blickte wie zwanghaft über seine linke Schulter. Aber kein Duppy – weder ein rächender Simon noch eine liebende Nora oder ein wütender Elias – ließ sich blicken.
    In den nächsten Monaten organisierte Doug Fortnam das Leben auf Cascarilla Gardens neu und ließ eigentlich nichts aus, um seine Nachbarn dabei vor den Kopf zu stoßen.
    »Der Verlust hat ihn den Verstand gekostet!«, seufzte Lady Hollister, als der junge Mann sich standhaft weigerte, sofort den Wiederaufbau seines Hauses anzugehen. »Er kann nicht im Haus eines Verwalters wohnen!«
    »Vor allem riskiert er Leib und Leben!«, erregte sich Christopher Keensley. »So nah und als einziger Weißer im Dorf der Nigger. Wenn ihn die alten nicht umbringen, dann die neuen!«
    Doug hatte tatsächlich fünfzig neue Arbeiter für seine Felder gekauft, Menschen, die direkt mit dem letzten Sklavenschiff aus Afrika gekommen waren. Sie befanden sich in dem üblichen furchtbaren Zustand, als sie von Bord kamen, und Doug gab ihnen zum Entsetzen seiner Nachbarn die ersten Wochen frei, um sich einzugewöhnen. Seine Stammbelegschaft versorgte sie und brachte ihnen Englisch bei – und zu seiner eigenen Überraschung ging die Rechnung auf: Keinem der neuen Schwarzen war die Idee der Versklavung fremd. Sie trauerten zwar über ihr Schicksal, aber es war nie etwas Undenkbares für sie gewesen, irgendwann der Besitz eines anderen Menschen zu werden. Doug hatte sich zudem beliebt gemacht, indem er eine Frau und ihre Tochter kaufte, obwohl das Mädchen noch sehr jung war und sich nicht unmittelbar nützlich machen würde. Auch zwei Paare und eine Familie erstand er gemeinsam und erlaubte ihnen, eine gemeinsame Hütte zu beziehen.
    Die alteingesessenen Schwarzen von Cascarilla Gardens wurden darüber mutig, und drei Paare fragten nach einer Heiratserlaubnis. Doug schenkte ihnen jeweils eine Ziege und drei Hühner und stellte sie zwei Tage frei, um sich ein größeres Haus zu bauen. Eine förmliche Trauung, möglichst durch den Reverend, ließ sich allerdings nicht machen.
    »Ich habe gefragt, Tiny«, beschied er mit schlechtem Gewissen einen riesigen Feldarbeiter und seine Frau, die sehr gläubig war. Sie pflegte Stevens bei den Gottesdiensten jedes Wort vom Munde abzulesen. »Aber der Reverend traut euch nicht, weil ihr nicht getauft seid. Und taufen kann er euch auch nicht, weil …« Doug biss sich auf die Lippen. Er konnte auf keinen Fall von den möglicherweise fehlenden Seelen der Schwarzen sprechen. »Ich weiß nicht, warum«, fuhr er schließlich fort. »Außerdem verbietet es das Gesetz, dass Sklaven miteinander die Ehe schließen. Sklaven gelten als unmündig wie Kinder und dürfen keine Verträge abschließen. Und da die Ehe ein Vertrag ist …«
    Tiny und Leonie sahen ihn verständnislos an. Doug überlegte, wie Nora dieses Problem gelöst hätte. Sie war immer pragmatisch gewesen …
    »Hört mal, ihr nehmt euch einfach noch ein Huhn«, beschied er die Sklaven, »und gebt es Kwadwo. Ich bin sicher, bei einer ausreichend großen Menge an Hühnern beschwört der euch jeden Geist.«
    »Und das gilt?«, fragte Leonie zweifelnd.
    Sie war nicht mehr jung, Cascarilla Gardens war schon die dritte Plantage, auf der sie diente, seit man sie als Siebzehnjährige verschleppt hatte. Doug wusste, dass Nora sie mehrmals behandelt hatte. Wahrscheinlich im Anschluss an Besuche bei der Baarm Madda.
    Jetzt nickte er ihr aufmunternd zu. »Auf Cascarilla Gardens gilt das!«, versicherte er ihr. »Ich werde dich und Tiny nicht trennen, und wenn eure Ehe mit Kindern gesegnet wird, habt ihr mein Wort, dass ich auch sie nicht

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