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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Wachsamkeit. Nora gelangte nicht mal in die Nähe der weißen Krämer.
    Schließlich begann sie an Dougs Liebe zu zweifeln. Vielleicht war es für ihn doch nur eine Spielerei gewesen, zumal er jetzt der Erbe der Plantage war und so ziemlich jedes Mädchen zwischen Kingston und Montego Bay heiraten konnte. Nora versuchte, den Gedanken an Doug zur Seite zu schieben und stattdessen erneut Simons Geist zu beschwören. Der hatte sie nie betrogen, jetzt aber zeigte er sich nicht. Nora fand keine tröstlichen Tagträume. Die Gedanken an den Strand und das Meer verblassten. Der Traum war zum Albtraum geworden, die Sonne, die Nora immer so geliebt hatte, drohte jetzt, sie zu verbrennen.
    Und dann geschah etwas, das die ganze Sache noch schlimmer machte, weil es Nora für immer an Nanny Town band. Schon seit einer Weile spannten und schmerzten ihre Brüste, nach dem Aufstehen war ihr übel und die Füße kamen ihr bleischwer vor, wenn sie sich zur Arbeit schleppte. Als sie dann auch noch beim Brandroden ein Schwindel erfasste, der ihr kurz die Sinne raubte, konnte sie die Tatsache nicht mehr leugnen. Sie war schwanger, eine andere Ursache für all diese Symptome konnte es nicht geben. Dabei hatte sie sich fast schon sicher gefühlt. Schließlich hatte sie von Elias nie empfangen, und auch die glückliche Nacht mit Doug war ohne Folgen geblieben. Nora hatte fest daran geglaubt, unfruchtbar zu sein. Aber nun …
    Die junge Frau rappelte sich mühsam auf und brachte sich erst mal in Sicherheit vor den Flammen, die das Buschwerk auf dem neuen Feld verschlangen. Wahrscheinlich hatte der Brandgeruch die Übelkeit ausgelöst oder auch der Anblick des Feuers, der sie an die Flammen über Cascarilla Gardens erinnerte.
    Aber im Grunde war das Feuer ihr Glück. Nora war allein auf dieser Seite des Feldes, die anderen Frauen hatten ihre kurze Ohnmacht wahrscheinlich nicht bemerkt. Nora versuchte, tief zu atmen, um ihre Panik niederzukämpfen. Sie hatte so viele Schwarze behandelt, die Abtreibungen hinter sich hatten – irgendjemand hier musste wissen, wie es ging. Wobei Nora keinen Herzschlag lang daran zweifelte, das Risiko auf sich nehmen zu wollen. Die Alternative war zu schrecklich. Auf keinen Fall, auf gar keinen Fall wollte sie Akwasi ein Kind gebären! Mansah verstand nicht sofort, was Nora ihr in vorsichtigen Worten vortrug.
    »Sie Kind, Missis? Von wem? Backra Doug?«
    Anscheinend war den Sklaven auf Cascarilla Gardens die sich anbahnende Beziehung zwischen der Missis und dem jungen Backra nicht entgangen. Nora errötete und gab sich einen Herzschlag lang einem Traum hin. Wenn sie nun ein Kind der Liebe trüge statt eine Frucht der Schmerzen und der Angst? Aber das war natürlich nicht möglich. Ihre Liebesnacht mit Doug war über ein Jahr her.
    »Das tut nichts zur Sache!«, beschied sie das kleine Mädchen. »Jedenfalls brauche ich eine Baarm Madda. Und nicht Granny Nanny.«
    »Aber ich nicht weiß eine, gibt keine.«
    Mansah dachte angestrengt nach, kam aber zu keinem anderen Ergebnis als einige Monate zuvor. Die medizinische Versorgung der Maroons lag allein in den Händen der Queen, und Nanny bildete auch keine Nachfolgerin aus. Unter den früheren Sklavinnen gab es ebenfalls keine Heilerinnen. In die Blue Mountains kamen meist junge Feldsklaven, die Baarm Maddas dagegen arbeiteten in aller Regel in den Häusern ihrer Herren und waren älter. Vielleicht hätte Granny Nanny sie auch gar nicht gern neben sich geduldet. Wenn Nora an die beeindruckenden Persönlichkeiten der Baarm Maddas auf den Plantagen der Keensleys und Hollisters zurückdachte, so erschienen sie ihr heute fast wie etwas kleinere und weniger mächtige Ausgaben der Queen. Sie mochten Nanny den Einfluss auf ihre Leute streitig machen, wenn sie in Freiheit an Ansehen gewannen.
    »Es muss eine Frau geben, die Babys wegmacht«, sagte Nora hart. »Und die brauche ich.«
    Mansah fragte nicht weiter nach. Dem Sklavenmädchen, so jung es noch war, schien dieser Wunsch nicht fremd. Aber dann dauerte es länger und länger, ohne dass die Kleine Nora ein Ergebnis ihrer Bemühungen meldete. Die junge Frau wartete ungeduldig, schließlich wusste sie von ihren früheren Patientinnen, dass ein Abbruch einfacher und weniger gefährlich war, je eher man ihn vornahm. Nora überlegte, ob es ihr gelingen könnte, durch noch härtere Arbeit eine Fehlgeburt herbeizuführen. Sie hackte also Wurzeln bis zur völligen Erschöpfung und versuchte, möglichst nichts zu essen und wenig

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