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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zu trinken. Mitunter war sie danach so ausgelaugt, dass ihr Herz raste. Sie wurde knochig und kämpfte mit Schwindel und Atemnot – aber ihre Brüste schwollen weiter an, und ihr Blutfluss setzte nicht ein. Das Kind in ihrem Leib überstand auch Akwasis weitere allnächtliche Übergriffe, obwohl Nora vor Schmerzen stöhnte und manchmal meinte, sterben zu müssen. Sie hatte in den letzten Monaten ein paar primitive Rezepte erfunden, sich ein wenig zu helfen, sie presste Öle aus Kräutern und rieb sich damit ein oder zerstampfte Aloe Vera. Aber in diesen Wochen verzichtete sie auf all das. Vielleicht würden der Schmerz und die Wut das Kind ja umbringen – oder Akwasi tötete es, indem er Nora strafte, wenn sie sich mit dem Mut der Verzweiflung gegen ihn wehrte.
    Aber tatsächlich erntete Nora nur blaue Flecke und Wunden. Zwar stellte sie mitunter erleichtert fest, dass sie endlich blutete, aber letztlich waren es immer nur äußere Verletzungen. Zu Krämpfen kam es nicht. Nora fühlte sich seelisch und körperlich krank, aber sie blieb schwanger – und irgendwann begann sie eine Art Respekt für dieses Wesen zu empfinden, das da so beharrlich um seine Existenz kämpfte.
    So fühlte sie schließlich fast etwas wie Bedauern, als Mansah sich endlich zu ihr gesellte, während sie am Morgen Hirse mahlte und mit Maniok zu einem Brei verrührte. Sie kämpfte gegen Schwindel und Übelkeit, erst recht, als sie den Topf mit dem Linsengericht aufs Feuer setzte, das sie am Vorabend gekocht hatte. Akwasi würde den Brei dazu essen. Nora dagegen wurde bei dem Gedanken schon schlecht. Sie mochte keinen Getreidebrei und sehnte sich nach einem Stück Brot oder Käse.
    »Riecht gut!«, sagte Mansah, tippte den Finger in den Topf und naschte vom Eintopf. »Viel Pfeffer, mag ich gern!«
    Nora schluckte, besann sich dann aber auf ihre Höflichkeit – und vor allem darauf, dass niemand etwas von ihrer Schwangerschaft merken sollte. Akwasi hatte sowieso schon begonnen, seine Sklavin argwöhnisch zu beobachten.
    »Nimm dir ruhig was«, ermunterte sie das Mädchen.
    Akwasi würde denken, sie selbst hätte den Speisen gut zugesprochen. Das mochte ihn in Sicherheit wiegen. Mansah ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie griff erst in den Brei, dann in den Topf mit dem Eintopf und schleckte sich beides von der Hand. Nora spürte erneute Übelkeit aufwallen. Dann aber besann sich Mansah auf ihre Mission.
    »Ich gefunden Baarm Madda!«, raunte sie Nora mit verschwörerischer Miene zu. »War schwierig. Sie nicht will, dass Nanny wissen, was sie machen. Nanny will sein Einzige. Aber Tolo schon gemacht, bevor Nanny kam zu Maroons!«
    Also keine Sklavin, sondern eine von Geburt an freie Schwarze. Nora ließ das aufatmen. Die Maroon-Frauen behandelten sie deutlich besser als die befreiten Sklavinnen. Sie hegten keinen grundsätzlichen Hass gegen Weiße. In Nanny Town waren sie allerdings in der Minderheit.
    Nora runzelte die Stirn. »Wer ist das, Tolo?«, erkundigte sie sich. Sie erinnerte sich an keine Frau dieses Namens.
    Mansah bediente sich noch einmal vom Hirsebrei. »Tolo nicht lebt hier«, gab sie mit vollem Mund Auskunft. »Nicht im Dorf. Leute sagen, sie Hexe …«
    Nora lächelte. »Das sagen die Weißen von allen Baarm Maddas«, meinte sie.
    »Und sie mal Streit mit Nanny. Wohnt im Busch, flussaufwärts. Eine Stunde.« Mansah griff in den Topf mit den Linsen. »Sehr gut. Sehr gut für weiße Missis!« Sie grinste ihrer früheren Herrin schalkhaft zu.
    Nora bemühte sich zu lächeln. »Wird sie mir denn helfen?«, fragte sie nervös. »Hast du mit ihr gesprochen? Es wird schwer sein hinzukommen, ich werde ja den halben Tag unterwegs sein.«
    Ihr graute vor dem Weg durch den Busch, erst recht vor dem Rückweg. Die meisten Baarm Maddas halfen den Frauen, indem sie die Frucht mit einer Art Löffel aus ihnen herauskratzten. Danach sollten sie ruhen. Die Frauen, die Nora nach einem solchen Abbruch unter der Hand gestorben waren, berichteten stattdessen von langen Wanderungen zu einer Heilerin auf der nächsten oder übernächsten Plantage – und anschließender Arbeit auf den Feldern.
    Mansah versuchte, mit vollem Mund gleichzeitig zu nicken und den Kopf zu schütteln. »Nicht gesprochen mit ihr, nur mit anderen Frauen. Aber sie immer helfen. Tolo ist arm, braucht Sachen. Wenn Frauen krank, sie zahlen mit Hirse, Früchte … so was eben. Aber wenn wegmachen Kind, will Huhn.«
    Auch das also noch. Nora rieb sich die Schläfe. Sie würde ein

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