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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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erklären, was hier los ist?«, fragte Doug. »Steh auf, Maalik, und rede richtig. Oder lass einen von den anderen erzählen. Mr. Ian …«
    »Ich hab’s auch noch nicht ganz begriffen, Mr. Fortnam«, gestand der Aufseher. »Nur von anderen Sklaven gehört, Alima sei wieder da. Ich dachte zuerst, die Lady hat sie einfach etwas früher freigestellt. Aber dann kam Maalik … na ja, er machte bei mir das Gleiche, was er gerade bei Ihnen gemacht hat. Er ist völlig außer sich. Ich hab dann Kwadwo gerufen. Der hat mit ihm gesprochen. Und ich bin in seine Hütte und hab das Mädchen gesucht. Aber die benimmt sich genauso verrückt. Als ich reinkam, hat sie sich in einer Ecke verkrochen und nur gejammert. Dass sie das doch nicht wollte, und was jetzt würde, und bestimmt würde man sie hängen. Die Mutter schrie und heulte. Jedenfalls war das Einzige, was ich aus denen rauskriegte, dass Alima fortgelaufen ist.«
    Doug zuckte die Achseln. »Na und? Sicher irgendein Missverständnis. Wir werden es morgen klären. Aber ich kann das Mädchen schon verstehen, wahrscheinlich hat es irgendwas falsch gemacht, und die Dame drohte gleich mit Auspeitschen. Die Hollisters sind damit ja schnell bei der Hand. Und jetzt ist sie auch noch weggelaufen. Aber da braucht sie sich keine Sorgen zu machen, sie gehört ja von Rechts wegen hierher. Die Behörden werden ihr nichts antun, selbst wenn die Lady sie anzeigt. Und hängen …« Er lachte.
    McCloud schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Mr. Fortnam, aber wie es aussieht, ist die Sache ungleich ernster. Nach dem, was Kwadwo mir jetzt schon erzählt hat, kann es durchaus sein, dass dem Mädchen der Galgen droht. Auf jeden Fall kann das nicht bis morgen warten, so leid es mir tut, Sie zu stören.«
    Ian McCloud war manchmal etwas weitschweifig, aber seine Entscheidungen erwiesen sich meist als richtig. Doug wappnete sich mit Geduld.
    »Dann erzähl mal, Kwadwo«, sagte er. »Oder nein, kommt mit in mein Zimmer und setzt euch alle hin. Einen Rum bekommt ihr auch – und Maalik einen besonders großen, egal, was sein Gott dazu sagt. Das ist Medizin, der Mann muss sich beruhigen.«
    Kwadwo setzte sich, sichtlich beeindruckt von den schweren Möbeln und den vielen Flaschen auf dem Schrank, auf den Teppich im Herrenzimmer. Er nahm würdevoll ein Glas Rum entgegen und drückte auch dem immer noch klagenden Maalik eins in die Hand.
    »Also, wenn ich alles richtig verstanden habe, dann ist das mit dem Mädchen heute Nachmittag passiert«, begann der Stallmeister und Obeah-Mann dann mit dem Bericht. »Alima hat wohl … Wie sagt man das, wenn man Kleider glättet, mit einem Eisen …«
    »Bügeln«, sagte McCloud.
    Kwadwo nickte. »Das Mädchen war beim Bügeln …« Alima erledigte ihre Arbeit im Ankleidezimmer ihrer Herrin, wie sie es immer tat. Es war allerdings viel beengter als in Kingston, das Farmhaus der Hollisters war wesentlich kleiner als die Herrenhäuser auf Cascarilla Gardens oder auf der Plantage der Keensleys. So gab es kaum Räume für Besucher und keinen Ballsaal, und der Lord und die Lady mussten das Ankleidezimmer miteinander teilen. Nun fiel das nicht sonderlich ins Gewicht: Lady Hollister schlief gern lange. Wenn Alima am Morgen kam, um ihr Tee zu bringen, sie zu frisieren, zu schminken und ihr beim Ankleiden zu helfen, war der Lord schon längst in seiner Destillerie und kümmerte sich um den berühmten Hollister-Rum.
    Alima dachte sich demnach nichts Böses, als Hollister unerwartet eintrat. Sie senkte nur schüchtern die Augen, wie sie es immer tat, wenn sie mit dem Backra zusammentraf, und murmelte einen höflichen Gruß. Allerdings bemerkte sie gleich, dass irgendetwas vorging, als der Lord nicht weiter in sein Schlafzimmer ging, sondern stehen blieb und sie anstarrte. Dabei lud das Ankleidezimmer beim Bügeln nun wirklich nicht zum Verweilen ein. Alima erhitzte das Plätteisen, indem sie es mit glühenden Kohlen füllte, einen Eimer voll davon hatte sie aus der Küche mitgebracht. Die schwelten nun unter dem Fenster vor sich hin und verbreiteten, ebenso wie das Plätteisen selbst, glühende Hitze an einem ohnehin schon heißen Tag. Obwohl Alima die Wärme gewohnt war, stand ihr der Schweiß auf der Stirn.
    »Du bist ein hübsches Mädchen«, bemerkte der Lord schließlich.
    Alima errötete. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.
    »Ich denke, du hättest gern ein neues Kleid.«
    Alima wunderte sich. Warum wollte der Lord ihr ein neues Kleid schenken? Aber es

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