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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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war natürlich gerade Weihnachten gewesen. Auf Cascarilla Gardens erhielten die Sklaven dann immer neue Kleidung. Ob Hollister einfach verspätet Geschenke machte?
    »Nun sag schon, Chocolate.« Die Stimme des Lords klang dringlich und irgendwie erstickt. »So solltest du heißen. Chocolate. Du bist so schwarz … Ich hatte nie eine so Schwarze wie dich.«
    Alima wäre am liebsten hinausgelaufen, vor allem, als der Lord sich ihr jetzt näherte. Natürlich war sie schwarz, sie kam schließlich aus Afrika. Alle in ihrem Stamm waren schwarz. Während die Hausdiener bei Hollister eher hellbraun waren. Aber weshalb sollte das wichtig sein?
    »Also, Chocolate?«
    »Hab gern schöne Kleider«, sagte Alima ausweichend.
    Der Lord grinste.
    »Ich auch«, bemerkte er mit seltsam heiserer, gedämpfter Stimme, als teilte er mit dem Mädchen ein Geheimnis. »Aber manchmal … wenn es so heiß ist … dann will man sie auch ausziehen.«
    Alima betrachtete entsetzt aus dem Augenwinkel, wie der Lord seine Seidenstrümpfe abstreifte und die Bänder seiner Kniehosen löste. Nun war dies sein Ankleidezimmer. Es war sein gutes Recht … wenn er sie nur erst hätte gehen lassen …
    Alima bemühte sich angestrengt, nicht zu ihrem Herrn hinüberzusehen. Wenn sie einfach tat, als bemerkte sie nichts, würde er sich vielleicht andere Hosen anziehen und gehen … Sie wandte sich ab und füllte ihr Plätteisen frisch mit glühenden Kohlen. Es war jetzt sehr heiß, sie musste sich genau konzentrieren, um das Spitzenhemd ihrer Herrin ja nicht anzusengen … Alima richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre Arbeit und erschrak zu Tode, als Hollister sie plötzlich von hinten umfasste.
    »Komm, kleine Chocalate, zieh dich auch aus. Warte, ich helfe dir.«
    Der Lord drehte das Mädchen zu sich um, und Alima blickte starr vor Erschrecken auf seinen entblößten Unterleib. Natürlich hatte sie schon manchmal Männer nackt gesehen – in Afrika, aber auch aus den Augenwinkeln beim Baden auf Cascarilla Gardens. Allerdings hatte es nie so – gewaltig ausgesehen. Das Geschlecht der Jungen hatte sich ihr nie so entgegengestreckt wie ein Pfahl, der sie aufspießen konnte. Und genau so etwas schien der Backra vorzuhaben. Er näherte sich Alima. Sie wich ihm furchtsam aus.
    »Nicht, Backra. Will kein neues Kleid …«
    Alima zog sich weiter zurück. Sie versuchte, Hollisters Scham einfach nicht anzusehen. Aber dann gab es keine Ausweichmöglichkeit mehr, außer vielleicht in das Zimmer der Missis. Der Mann griff nach ihrem Arm, wollte sie an sich ziehen …
    Alima hielt immer noch das Plätteisen in der Hand – weit von sich gestreckt, um nicht womöglich ihre eigenen Röcke in Brand zu setzen. Aber jetzt … Das Eisen war die einzige Waffe, die sie hatte. Rasend vor Angst stieß das Mädchen zu. Das glühende, schwere Eisen traf Lord Hollister zwischen den Beinen – genau da, wo der Pfahl aufragte. Alima hielt es fest, sicher einen oder zwei Herzschläge lang, bevor die Schreie des Herrn sie wieder zu Bewusstsein brachten. Hollister brach brüllend vor Schmerz vor ihr zusammen, Alima ließ das Plätteisen fallen. Natürlich öffnete es sich, und die Kohlen fielen heraus auf den Lord, der jetzt noch lauter schrie. Alima ergriff die Flucht und traf in der Tür mit der Herrin zusammen, die ebenfalls zu schreien begann, als sie den Backra am Boden sah. Inzwischen hatte sein Hemd Feuer gefangen. Alima rannte an ihr vorbei. Und danach wusste das Mädchen von nichts mehr. Sie lief nur noch, erst die Treppen hinunter, dann aus dem Haus und Richtung Cascarilla Gardens. Das Einzige, was sie noch im Ohr hatte, war der Schrei der Herrin.
    »Dafür wirst du hängen!«
    »Sie hat ihm das Plätteisen in die Weichteile gestoßen?«, fragte Doug.
    Er musste trotz des Ernstes der Situation ein Grinsen unterdrücken. Im Grunde hatte der alte Lustmolch genau das bekommen, was er verdiente.
    »So habe ich den Vater verstanden«, meinte Kwadwo.
    Er wies auf Maalik, der neben ihm kauerte. Kwadwo klang äußerst besorgt.
    »Und das Mädchen hat auch so was gesagt«, fügte McCloud hinzu. »Ich hatte das erst nicht richtig verstanden, aber jetzt …«
    Doug rieb sich die Stirn. »Das sieht schlecht für sie aus«, murmelte er und wandte sich dann an Maalik, der nach dem Genuss eines großen Bechers Rum etwas hoffnungsvoller in die Welt blickte. Eine Hoffnung, die sein Herr ihm jetzt zerstören musste. »Es tut mir leid, Maalik, aber wenn Alima den Mann wirklich schwer verletzt

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