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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zugezogen. Doug wirbelte herum, riss einem von ihnen das Messer vom Gürtel und griff gleichzeitig nach seinem Säbel, den Akwasis Attacke in einen Busch geschleudert hatte. Er lag da fast griffbereit, und Doug stieß ihn in einer fließenden Bewegung in die Schulter eines der Krieger, die jetzt Anstalten machten, sich auf ihn zu stürzen. Aber natürlich war der Befreiungsversuch aussichtslos. Die beiden anderen waren gleich über ihm, und mindestens einer von ihnen schien sich aufs Stockfechten zu verstehen. Seine Waffe traf Doug schmerzhaft am Oberarm und an der Hüfte. Der Arm erlahmte, und er ließ den Säbel fallen.
    »Ein Ausbruchsversuch!« Akwasi lächelte strahlend. »Der Fluchtversuch eines Sklaven. Es wird immer besser, Doug Fortnam. Wir werden ein Tribunal abhalten. Schade, dass wir keinen Reverend dahaben, der dir erklärt, weshalb man seinem Backra treu zu dienen hat, bevor er mit dir betet, während sie dir den Fuß abschlagen.«
    Doug wollte etwas sagen, aber Nora blickte ihn beschwörend an. Es war sinnlos – ihre einzige Chance bestand darin, ruhig mitzugehen und auf die Vernunft Máanus und der anderen Dorfbewohner zu vertrauen. Und auf die baldige Rückkehr der Queen! Granny Nanny würde auf keinen Fall erlauben, dass man kurz vor Vertragsunterzeichnung einen weißen Eindringling peitschte und zerstückelte.
    Bevor die Männer noch näher kommen konnten, um sie zu fesseln, nahm sie ihr Kind in den Arm.
    »Ich komme freiwillig mit!«, erklärte sie. »Und er auch.« Sie wies auf Doug. »Akwasi ist nicht unser Richter, obwohl er sich so aufführt. Wir unterstellen uns der Gerichtsbarkeit der Queen.«
    Die schwarzen Wächter hatten das Wort Gerichtsbarkeit sicher noch nie gehört, aber sie ließen Nora unbehelligt. Doug dagegen banden sie die Arme mit brutaler Gewalt nach hinten. Nora sah, dass er Schmerzen hatte, wahrscheinlich hatte er nach dem Stockschlag einen großen Bluterguss im rechten Arm.
    In diesem Moment trat Tolo aus ihrer Hütte.
    »Akwasi, du verhöhnst die Geister!«, sagte sie mit fester Stimme. »Die Frau gehört dir nicht, du hast ihren Körper besessen, aber nie ihren Geist. Einmal war das verzeihlich, da hat dich ein Duppy genarrt. Danach war es böse. Du hast kein Recht auf sie. Lass sie gehen!«
    »Und ob ich ein Recht auf sie habe. Die Queen hat sie mir gegeben!«, beharrte Akwasi. »Mit dem Segen der Geister!« Er trumpfte auf, und Nora dachte an Nannys Beschwörungen zurück.
    Tolo zuckte die Achseln. »Wir werden sehen, wer auf Dauer die stärkeren Geister hinter sich hat«, meinte sie dann. »Aber mich werdet ihr nicht anrühren!« Sie wandte sich mit Befehlsstimme an Akwasis Begleiter. »So viel Macht habe ich gerade noch, dass ich euch auf der Stelle …«
    »Kannst du sie vielleicht in Frösche verwandeln?«, fragte Dede schüchtern.
    Tolo lächelte das kleine Mädchen an – und dann schien sich ihr Blick in weiter Ferne zu verlieren. »Ich weiß nicht, wo Irland liegt«, sagte sie dann. »Aber dieses Kind wird sehr viel Unglück über Blut von deinem Blute bringen, Akwasi. Und ihr …« Sie machte eine scheuchende Handbewegung, und die Wachen wichen ängstlich zurück.
    Akwasi lachte höhnisch. »Sie ist selbst Blut von meinem Blute«, sagte er.
    Tolo nickte. »Schon das war falsch. Und nun verlasst mein Land. Mach deine Fehler anderswo, Akwasi, hier störst du die Ruhe der Geister. Und manche von ihnen sind nicht sehr langmütig …«
    Zumindest Akwasis Begleiter hatten nichts Dringlicheres zu tun, als sich schnell von der Lichtung zu entfernen. Sie trieben Doug mit ihren Speeren vor sich her, ihnen folgte der Verletzte, der sich die blutende Schulter hielt. Dann kam Nora mit ihrem Kind, zuletzt Akwasi. Auf dem Rückweg nach Nanny Town wurde kein Wort gewechselt. Akwasi brütete still vor sich hin, und Nora hatte genug damit zu tun, ihre rasende Angst niederzukämpfen. Angst um sich selbst, um Doug und nun auch um ihr Kind. Was sollten Tolos verrückte Weissagungen? Und konnten sie womöglich dazu führen, dass Akwasi seine Tochter tötete?
    Akwasi ließ Doug in eine Rundhütte sperren, die sonst als Lagerraum genutzt wurde. Natürlich hatte sie kein Schloss, aber die Männer stellten Wachen davor auf. Freiwillige dafür fanden sich reichlich. Nora sank der Mut, als sie erkannte, wie viele ehemalige Sklaven heute noch danach lechzten, sich an einem weißen Backra zu rächen. Das Tribunal, das am kommenden Tag stattfinden sollte, wurde mit Spannung erwartet. Nora

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