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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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war.
    »Unser Sklave wurde also bestraft«, sagte er gelassen in die Menge. »Aber was tat er? Er nutzte gleich die nächste Gelegenheit zu einer weiteren Flucht.«
    Nora stöhnte. Sie hatte nicht wirklich gehofft, dass Akwasi es damit bewenden ließ. Aber dies … dies war zu perfide … Warum hatte er nicht einfach siebzig Hiebe verhängt und es zu Ende gebracht?
    »Was steht als Strafe auf die zweite Flucht?«
    Nora kämpfte erneut mit der Übelkeit. Sie hatte plötzlich den Bestrafungsplatz auf der Hollister-Plantage vor sich. Die beiden wieder eingefangenen Sklaven …
    »Bein ab!«, rief einer der Männer.
    »Fuß ab!«, Das waren andere. Anscheinend die häufigste Strafe.
    Um Nora drehte sich alles. Doug sah sie hilfesuchend an. Zum ersten Mal sah sie echte Panik in seinen Augen. Auch er musste sich erinnern. Hollisters Sklave hatte die Amputation überlebt, aber das war nicht die Regel. Die weitaus meisten Opfer starben Tage danach unter Fieber und Schmerzen. Das also plante Akwasi …
    Er grinste. »Vielleicht reichen ja auch ein paar Zehen? Was meinst du, Sklave? Wenn du nett bittest?«
    Doug hatte nicht mehr genug Speichel, um ihn anzuspucken, aber sein Blick sagte genug. Er würde nicht bitten.
    »Ein halber Fuß!«, entschied Akwasi lachend.
    Jemand zerrte Dougs Fuß auf einen Richtblock. Seine Stiefel hatte man ihm längst weggenommen, die ehemaligen Sklaven hatten ihn zum Richtplatz geführt wie damals einen der ihren – nackter Oberkörper, nackte Füße, nur bekleidet mit einer jetzt blutgetränkten, hellen Baumwollhose. Doug wehrte sich verzweifelt so gut er noch konnte gegen die Männer, die ihn festhielten, woraufhin seine Henker ihn mit einem Seil an den Baum fesselten. Die Rinde bohrte sich in die Wunden in seinem Rücken. Doug schrie zum ersten Mal auf.
    »Und wer ist hier geschickt mit der Machete?«, fragte Akwasi in die Menge.
    Nora folgte seinem Blick. Gab es wirklich niemanden, der Einspruch erhob? Aber sie sah nur lachende schwarze Gesichter vor dem Podium – und einen bunten Punkt, der sich von der Siedlung her näherte. Eine Frau. Nanny? Nein, das war unmöglich, diese Frau war groß und jung. Die Queen hätte sich niemals so behände bewegen können. Während ein junger Mann zur Machete griff, erkannte Nora Máanu.
    Akwasi und der Henker unterhielten sich kurz darüber, wo er zuschlagen sollte. Der Hieb würde Dougs Zehen und Fußballen abtrennen. Doug hob sein totenblasses Gesicht und suchte irgendetwas wie Gefühl in Akwasis Blick. Er bewegte die Lippen.
    »Akwasi, wir waren …«
    Nora las die Worte mehr von seinen Lippen ab, als sie zu hören.
    Akwasi winkte ab. »Wir waren niemals Freunde«, spie er aus.
    Máanu schob sich laut schimpfend mit erhobenen Fäusten zwischen den hintersten Reihen der Zuschauer durch.
    »Mach!«, sagte Akwasi.
    Der junge Henker schlug zu, und Doug bäumte sich auf, als die Machete ihn traf. Aber der Schlag war ungeschickt erfolgt. Er hinterließ eine tiefe Wunde, trennte den Fuß aber nicht vom Körper. Und dann hatte Máanu das Podium erreicht. Sie erstieg es mit einem Schritt und riss dem Mann die Machete aus der Hand.
    »Was soll das? Seid ihr verrückt geworden?« Die junge Frau hielt das Messer vor sich, als wollte sie es gegen Akwasi und seinen Helfer führen. »Ich hab gedacht, ihr sucht ihn noch. Ich war bei Tolo … Mansah ist verschwunden. Und jetzt höre ich das hier! Ihr seid … Das ist unglaublich!«
    Máanu wandte sich Doug zu und durchschnitt die Fesseln, die ihn an den Baum banden. Ungläubig blickte sie auf das Blut an der Rinde. Doug hing noch an seinen Armen, er war völlig hilflos, auf einem Bein konnte er sich nicht aufrechthalten, und den verletzten Fuß wagte er nicht zu bewegen.
    »Das ist unser gutes Recht!«, verteidigte sich Akwasi. »Steht sogar in der Bibel: ›Auge um Auge …‹«
    »Seit wann zitierst du die Bibel?«, gab Máanu zornig zurück. »Der Akwasi, den ich kannte, hat dem Obeah-Mann Hühner gestohlen. Und jetzt redet er wie ein weißer Reverend. Tolo hat Recht, Akwasi, du bist weißer als jeder Backra!«
    »Das nimmst du zurück!«
    Akwasi schien Anstalten zu machen, sich auf sie zu stürzen. Máanu gab ihm eine schallende Ohrfeige.
    »Denk dran, dass du jetzt auch noch die andere Wange hinhalten musst!«, verhöhnte sie ihn.
    Akwasi schien das die Sprache zu rauben. Dafür regte sich ein anderer Mann, ein großer Ashanti, wahrscheinlich gebürtiger Afrikaner.
    »Das genug, Frau! Wir stolz. Wir

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