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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Aber dann übermannten ihn doch Fieber und Schwäche. Es schien ihm unerträglich peinlich zu sein.
    »Ich … es … es tut mir leid«, murmelte er, als er aufhörte, sie zu liebkosen und erschöpft an ihre Schulter sank. »Nora, nicht genug, dass ich dir nichts bieten kann, ich kann dir nicht mal ein Mann sein … Du solltest gehen …«
    Nora küsste sein Haar und wusch ihm den Schweiß von der Stirn. Sanft fuhr sie die Schatten unter seinen Augen nach und streichelte seine eingefallenen Wangen.
    »Ich gehe jetzt wirklich!«, sagte sie dann leise. »Ich muss endlich zu diesem Arzt. Aber erst trinkst du etwas Kräutersud und isst etwas Brot. Es ist ganz normal, dass man sich schwach fühlt, wenn man krank ist. Das wird bald besser, du musst nur essen und dich ausruhen. Und dir keine Sorgen machen. Ich liebe dich so, wie du bist!«
    Dr. Mason war allerdings wieder nicht zu sprechen, als Nora schließlich zu seinem Haus kam.
    »Ein Notfall«, erklärte seine Hausangestellte knapp. »Kommen Sie später wieder. Der Doktor ist sehr beschäftigt …«
    Nora, die sich langsam ärgerte, glaubte das erst, nachdem sie sich im halben Viertel nach einem anderen Arzt umgehört hatte. Wie es aussah, war Dr. Mason der Einzige, der in dieser Gegend praktizierte – kein Wunder, dass er überlaufen war. Nora beschloss, es ganz früh am nächsten Morgen noch einmal zu probieren, während sie den Tag erst mal zum Waschtag erklärte. Simon hatte kein sauberes Hemd mehr, um ihre eigene Wäsche stand es ebenfalls schlecht, und die Nacht in Mrs. Paddingtons »frisch bezogenem« Bettzeug hatte sie auch von der Notwendigkeit einer Reinigung überzeugt. Allerdings hatte sie keine Idee, wie sie das angehen sollte. Im Haus der Reeds hatte es eine Waschküche gegeben, aber Joan guckte nur verständnislos, als Nora sie danach fragte.
    »Wo wascht denn ihr eure Wäsche?«, erkundigte sich Nora entmutigt. »Ich meine … es muss doch …«
    »In der Themse«, antwortete das Mädchen. »Ein bisschen flussaufwärts, da ist sie nicht gar so dreckig. Gehen Sie einfach den Fluss hinauf, Miss, Sie sehen die Wäscherinnen dann schon. Oder soll ich es für Sie tun? Ein Penny …«
    Nora schüttelte entsetzt den Kopf. Das Themse-Wasser erklärte natürlich den gräulichen Farbton und den modrigen Geruch der »sauberen« Wäsche. Sie selbst meinte sich dagegen zu erinnern, dass Bett-und Leibwäsche gekocht werden müsste, um wirklich sauber zu werden. Beim Krämer um die Ecke erstand sie Lauge und ein paar Seifenflocken – wieder nicht billig, die meisten Leute verwandten wohl gar keine Seife – und begutachtete dann ihre Küchengerätschaften. Der Kessel war viel zu klein, um die Wäsche darin einzuweichen … und außerdem sträubte sich alles in Nora, zunächst Unterwäsche und dann Eintopf in ein und demselben Topf zu kochen. Schließlich fiel ihr ein, dass Mrs. Tanner sicher noch Windeln wusch – und die schleppte sie wohl kaum an den Fluss.
    Tatsächlich fand sich dann in der Wohnung der Tanners ein größerer Kessel. Nora lieh ihn aus und verbrachte die nächste Stunde damit, Wasser aus der öffentlichen Leitung heraufzutragen und durch Tücher zu seien, damit zumindest keine Schmutzpartikel darin schwammen. Als sie endlich die Wäsche eingeweicht, das Wasser erhitzt, die Wäsche darin ziehen lassen, dann ausgespült und ausgewrungen hatte, war sie erschöpft wie noch nie in ihrem Leben. Aber immerhin hingen die Hemden und Bettbezüge nun strahlend weiß zum Trocknen vor dem Kamin. Simon, der ihr während der Prozedur in Decken gehüllt zugesehen hatte, war erneut beeindruckt.
    »Du bist tatsächlich wie geschaffen für die Kolonien«, stellte er fasziniert fest. »Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir wirklich in einer dieser Hütten leben wie die Eingeborenen … Ich müsste nur gesund genug sein, sie dir zu bauen.«
    »Es wird dir bald besser gehen!«, sagte Nora ermutigend.
    Aber dann erinnerte sie sich daran, dass sie es noch mal mit Dr. Mason versuchen wollte. Auch wenn er an diesem Tag nicht mehr mitkam: Wenn sie ihn sprechen konnte, wäre es sicher möglich, für den nächsten Tag einen festen Termin zu vereinbaren. Außerdem wollte sie noch zum Markt auf der Cheapside. Sie hatte ihr Kleid bei Mrs. Paddington versetzt und dafür ein einfaches graues Wollkleid eingehandelt, wie es Mrs. Tanner trug. Nicht nur, weil sie schon wieder Geld brauchte, sondern auch, weil sie es leid war aufzufallen, wenn sie durch die Straßen lief. Außerdem

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