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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Raubtier den Einbruch in der Nacht verübt hatte.
    Der Besuch des nächtlichen Räubers und der mir zugefügte Verlust lähmten meinen Eifer nicht, Papageien zu züchten. Es war mein Fehler, daß ich einen zu schwachen Käfig gebaut hatte. Aber besaß ich denn nicht Bretter von der zertrümmerten Schaluppe?
    Das Heranholen alles dessen, was von dem Boot am Strand noch übriggeblieben war, nahm einige Stunden in Anspruch. Die Bretter, ungleichen Ausmaßes und zum größten Teil angebrochen, mußten erst entsprechend zugepaßt und zugeschnitten werden, bevor ich an den eigentlichen Bau des Käfigs herangehen konnte. Zum Binden dienten Lianen sowie lange, dünne und geschmeidige Ruten einer in meiner Umgebung verbreiteten und mit scharfen Stacheln versehenen
    Strauchart. Zwischen den Brettern ließ ich zwei Finger breite Spalte. Gegen Mittag stand der Käfig fertig da. Er war je acht Fuß lang und breit sowie vier Fuß hoch und konnte annähernd hundert Papageien fassen. Vor allem aber war er fest und widerstandsfähig.
    Ich setzte die verbliebenen sechs Vögel hinein und ging in das Papageienwäldchen. Diesmal schoß ich drei ausgewachsene Vögel ab, neun junge fing ich lebend. Ich vertrödelte viel Zeit, und es dunkelte bereits, als ich abends den Rückweg antrat. Am Ende des Weges befürchtete ich, von irgendeinem Raubtier angefallen zu werden, erreichte jedoch die Höhle heil und ohne Zwischenfälle.
    An diesem Tage herrschte, besonders in den Mittagsstunden, eine Gluthitze, an die ich als Bewohner des Nordens nicht gewöhnt war. Die Hast, mit der ich meine Arbeit verrichtet hatte, untergrub von neuem meine Gesundheit. Von Schauern und fürchterlichen Kopfschmerzen geplagt, fand ich nachts keinen Schlaf.
    Einige Male erhoben die Papageien ein panisches Geschrei. Ich stand auf und warf von der Höhle aus Steine in ihre Richtung. Ich wagte nicht, in der Dunkelheit hinauszugehen. Der Käfig stand einige Schritte von der Höhle entfernt. Am Morgen überzeugte ich mich, daß in der Nacht kleinere, Tiere hier umhergestrichen waren, die dem Käfig jedoch nichts anhaben konnten. Ich war stolz auf meine Arbeit.
    Leider mußte ich, krank und schwach, den ganzen Tag in der Höhle liegen. Ich hatte eine neue Erfahrung gewonnen: Im heißen Klima durfte man, vor allem bei Sonnenschein, weder laufen noch sich überhaupt anstrengen und um so weniger schwer arbeiten. Alles mußte geruhsam verrichtet werden.
    Am dritten Tage fühlte ich mich besser und stapfte gemächlich zum Papageienwäldchen. Es war schwül. Ein feiner Regen ging nieder, die Vögel saßen mißmutig unter den Blättern und konnten leicht gefangen werden. Das Ergebnis war diesmal: zwei getötete und zwölf lebende Papageien. Von nun an wanderte ich regelmäßig alle Tage dorthin und machte stets Beute. Aber bald wurden die Papageien schlau. Die alten erkannten die Gefahr und hielten sich fern. Die jungen wuchsen schneller heran, als ich vermutete, und diejeni—
    gen, die mir oder anderen Jägern noch nicht zum Opfer gefallen waren, flogen davon. Am fünften oder sechsten Tag erlegte ich nur noch zwei Stück. Es lohnte sich nicht mehr herzukommen.
    Ein anderes, wichtiges Problem tauchte auf. Die Futterfrage. Ihretwegen mußte ich die Jagd auf lebende Papageien einstellen. Die Vögel vertilgten unvorstellbare Mengen roter Früchte. Ich ging zweimal täglich nach Nahrung ins Dickicht, so daß sich der natürliche Vorrat in meiner Nachbarschaft rasch erschöpfte. Ich gab den grünen Gefangenen auch Kakteenfrüchte, doch erwiesen sich alle diese Maßnahmen als unzureichend und von vorübergehender Natur. Ich mußte neue Nahrungsquellen entdecken und beschloß, eine weitere, längere Erkundung ins Innere der Insel zu unternehmen.
    An dieser Stelle möchte ich einige Ereignisse dieser letzten Tage erwähnen. Vor allen Dingen vervollkommnete ich meine Waffe. Ich stellte einen stärkeren Bogen her und machte eine Sehne aus dem Tau, das ich in der Kiste des Matrosen vorgefunden hatte. Als Pfeile benutzte ich weiterhin Schilfrohr, versah aber die Enden mit einer harten Spitze aus Holz. Im Schießen erlangte ich Übung. Aus demselben harten Holz fertigte ich einen Spieß mit scharf geschnittener Spitze.
    Auf der Eidechsenlichtung hatten sich in den ausgelegten Schlingen einige bis zwei Ellen lange Eidechsen gefangen. Ich band sie im Schatten des nächsten Baumes fest, froh darüber, daß der Dauervorrat an Nahrung zunahm.
    Beim Morgengrauen eines heiteren Tages machte ich mich

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