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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Magenkrämpfe arg zu schaffen. Geschwächt stand ich am Morgen auf. Von der gestrigen Arbeit schmerzten alle Glieder. Durch den Hunger kam ich bei meiner zerrütteten Gesundheit ganz auf den Hund. Trat nicht schnell eine radikale Änderung ein, würde ich kaum noch länger aushalten und müßte von dieser Welt Abschied nehmen. Obwohl sie letzthin all s andere als reizvoll für mich gewesen war, mochte ich doch nicht so kläglich von der Bühne abtreten.
    Vor allem galt es, mehr Eßbares zu beschaffen. Ich durfte nicht wie bisher auf der Stelle treten, sondern mußte Nahrung suchen gehen. Dieser Gedanke spornte mich so an, daß ich trotz des leeren Magens, nachdem ich 'im nahen Bach Wasser getrunken, sogleich aufbrach.
    Diesmal wandte ich mich nach Norden, wo die Trümmer des Rettungsbootes gelegen hatten. Ich schritt wie gewöhnlich am Meer entlang und wurde nicht enttäuscht. Ich fand einen neuen Gegenstand, der nach dem Untergang unseres Schiffes an den Strand gespült worden war: eine Holzkiste, wie sie die Matrosen zur Aufbewahrung ihrer Sachen benutzten. Sie war verschlossen und nicht beschädigt.
    Ich wollte den Deckel hochheben, es gelang mir jedoch nicht. Als ich die Kiste schüttelte, merkte ich, daß sie irgendwelche Habseligkeiten enthielt. Vielleicht befanden sich Feuerstrahl und Zunder darin, die ich so dringend brauchte, um Feuer anzufachen? Leider konnte ich mich im Augenblick nicht davon überzeugen; denn beim Zerschlagen des Deckels hätte ich kostbare Zeit verloren. Ich zog daher die Kiste vom Ufer an einen sicheren Ort, zu dem ich abends zurückkehren wollte, und setzte meinen Weg fort.
    Auf dieser Seite der Insel war die Vegetation hinter dem Dünengürtel nicht so dicht und weniger fruchtbar als das Dickicht in der Nähe meines Hügels. Von Zeit zu Zeit wich ich vom Wege ab und drang einige hundert Schritt ins Gebüsch ein; das tat ich nicht nur, um mit meinem Bogen etwas zu erjagen. Ich erinnerte mich lebhaft jener Stelle im Buch über Robinson, wo der Schiffbrüchige von seinen Wanderungen im Innern der Insel erzählt. Er hatte dort nützliche Pflanzen und Früchte entdeckt. Vielleicht fand ich hier ein Feld mit wildwachsendem Mais oder Reis? Ich suchte jedoch vergebens. Eine gänzlich fremde Pflanzenwelt breitete sich vor mir aus, deren Üppigkeit einen feindseligen Eindruck auf mich machte. Ich wußte, daß dieser Urwald von giftigen Gewächsen wimmelte, die todbringende Früchte trugen.
    Des öfteren schoß ich auf Vögel. Wenngleich ich dauernd fehlte, so brachten diese Anstrengungen doch einen Nutzen. Ich gewann Übung. Ich weiß nicht, ob ich es mir nur einbil-
    dete, aber nach einigen Dutzend Schüssen gingen die Pfeile sicherer und trafen näher dem Ziel.
    Während ich mich an die Vögel heranschlich und ihre Wanderungen beobachtete, kam mir ein glücklicher Einfall von so einschneidender Bedeutung, daß er mir in diesen ersten Tagen meines Aufenthalts auf der Insel als entscheidend für meine Existenz erschien. Was half es mir, daß ich die virginischen Wälder gut kannte, wenn das hiesige Dickicht ein unerforschliches, unheilverkündendes Geheimnis für mich war? Wie wollte ich, ohne mich der Gefahr einer Vergiftung auszusetzen, erkennen, welche Früchte ich genießen durfte und welche nicht? Die Antwort kam unvermutet wie der Blitz.
    „Die Vögel!" rief ich voller Freude aus. Die Vögel würden es mich lehren! Sie rührten sicherlich keine Giftpflanzen an. Was sie fraßen, konnte also auch ich ruhig verzehren.
    Aufmerksamer betrachtete ich jetzt das Spiel der gefiederten Wesen. Ich brauchte nicht lange, um mich zu überzeugen, auf welchen Pflanzen sich die Vögel gern und oft niederließen und von ihren Früchten naschten. Besondere Beachtung schenkte ich niedrigen, zwergartigen Bäumen mit roten, der Eberesche ähnelnden Früchten. Sie waren besondere Leckerbissen für die kleinen Feinschmecker, denn sie zogen verschiedene Gattungen von Vögeln an. Als ich unter diesen auch Papageien gewahrte, faßte ich ebenfalls Mut.
    Die Früchte hatten einen süßlichen Geschmack und mundeten nicht schlecht. Ich stürzte mich mit Heißhunger auf sie, aß aber sicherheitshalber nicht viel davon, etwa zwei Handvoll. Ich nahm mir vor, auf dem Rückwege mehr zu pflücken. Ausgezeichnet gestärkt und besser gelaunt, setzte ich indessen meine Wanderung fort. So wurden die Vögel, die ich beobachtete, zu meinen ersten Lehrmeistern auf der Insel.
    Zwischen sich lichtendem Buschwerk traten sandige

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