Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
Vom Netzwerk:
Kahlstellen auf. Oft stieß ich auf Agaven mit riesigen, fleischigen und mit Spicknadeln versehenen Blättern. Auf manchen Kakteen sah man rosarote Blüten und — was das wichtigste war hier und da kleine grüne Früchte, die Äpfeln ähnelten. Ihr Fleisch hatte einen angenehmen Geschmack. Ich pflückte daher soviel Kakteenfrüchte, wie meine Taschen fassen konnten.
    Hier entdeckte ich ein neues Bächlein, das sich in breiter, seichter Mündung ins Meer ergoß. An seinem feuchten Ufer lag ein dichtes Wäldchen, reich an Laub, Lianen und Gewächsen. Schon von weitem hörte ich darin eigenartiges Vogelgeschrei. Es rührte von Papageien her, von denen es in diesem Dickicht wimmelte. Als ich mich im Schatten der ersten Bäume am Rande des Dickichts befand, umgab mich Papageiengekreisch, und während ich gleichzeitig den Kopf emporstreckte, gewahrte ich zwischen den Zweigen eine Menge Nester. Sobald mich die Vögel bemerkten, verstummten sie augenblicklich, doch war es bereits zu spät. Ich hatte die Brutstätte der Papageien entdeckt.
    Viele der Papageien waren, obwohl noch nicht ganz flügge, bereits nahezu ausgewachsen. Diese Gelbschnäbel saßen auf den Zweigen neben den Nestern. Ich schlich mich an einen günstigen Platz und schoß einen Pfeil nach dem anderen auf die Vögel ab. Bald brachte ich einen und dann einen zweiten Papagei zur Strecke. Inzwischen hob in den Baumkronen wieder das übliche Gezeter an, und in der eingetretenen Verwirrung wurde mir keinerlei Beachtung geschenkt. Wäre nicht die Sehne des Bogens gesprungen, hätte ich noch manchen Vogel schießen können.
    Das Rascheln eines Zweiges in der Nähe ließ mich zusammenzucken. Ich erblickte am Boden, einige Dutzend Schritte vor mir, ein rötliches Tier von der Größe unseres Fuchses; es hatte eine längliche Schnauze und einen haarigen Schwanz. 6 Mit unverhohlener Begehrlichkeit schaute es zu den Papageien hinauf. Dann sprang es an den Baumstamm und begann, mit Hilfe seiner scharfen Krallen geschickt hochzuklettern.
    Da ich nichts weiter zur Hand hatte, warf ich den Bogen nach ihm. Das Wurfgeschoß prallte gegen den Stamm, das erschrockene Tier sprang leise quiekend zu Boden und verschwand im Gebüsch.
    Ich habe einen Rivalen! dachte ich belustigt.
    Längere Zeit sah ich mit wirklicher Befriedigung den Papageien zu. Es waren wohl einige Dutzend Nester vorhanden,
    die für Wochen hinaus eine unerschöpfliche Speisekammer abgeben konnten. Das Hungern hatte ein Ende gefunden.
    Ich werde nicht verhungern! Ich werde nicht umkommen ! dachte ich voller Freude, und es geschah wohl zum erstenmal auf dieser Insel, daß ich froh vor mich hin lächelte.
    Wie sehr hatte ich mich in diesen letzten Tagen verändert! Wie war ich auf diesem schmalen Grenzpfad zwischen Leben und Tod verwildert! Ein Gefühl herber Dankbarkeit vermischte sich in mir mit der Raubgier des Urmenschen, als ich die Vogelschar beobachtete und darüber nachdachte, auf welche Weise ich hier in den nächsten Tagen möglichst viel Fleisch ergattern könne.
    Zu meiner Höhle hatte ich ungefähr zwei Stunden Weg. Um die Papageien nicht zu beunruhigen, trat ich frühzeitig den Rückweg an. Da mir die roten Beeren nicht geschadet hatten, pflückte ich noch eine Menge davon als Vorrat. So beladen kam ich zur Holzkiste. Ich band Lianen um sie und zog sie auf dem Sande hinter mir her.
    Als ich mich der Höhle näherte, lobte ich mir den ergiebigen, an Erlebnissen reichen Tag. Das gab mir inneren Auftrieb, so daß ich trotz schwindender Kräfte die Kiste weiterschleppte.

Der See des Überflusses
    D ie Kiste enttäuschte mich. Es befanden sich darin weder Feuerstrahl noch andere nützliche Dinge. Sie enthielt einige alte Kleidungsstücke, ein Hemd, einen Rock, etwas englisches Geld, ein Ende Schiffstau und ein Säckchen mit Mais-und Gerstenkörnern. Die abgedichtete Kiste hatte kein Seewasser durchgelassen, die darin enthaltenen Gegenstände waren daher trocken und unversehrt. Ich hätte die Körner essen können, verzichtete jedoch darauf, da ich genügend frische Früchte besaß.
    Ein Matrose der „Guten Hoffnung" hatte Tauben gezüchtet; ihm hatte wahrscheinlich die Kiste mit den Körnern gehört. Später erinnerte ich mich der wichtigen Rolle, welche die Gerste im Leben Robinsons spielte. Er hatte sie mit Erfolg auf seiner Insel angebaut; sie versorgte ihn mit Brot, und so konnte er sich lange Jahre auf der Insel halten. Ich brauchte das Land sicherlich nicht zu bebauen und Getreide zu züchten.

Weitere Kostenlose Bücher