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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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aufrichtete, um in das Gebüsch zu fliehen. Ich schlug ihm mit dem Knüppel über den Kopf und streckte ihn zu Boden.
    Da verspürte ich einen stechenden Schmerz im linken Arm. Ein Pfeil hatte mir den Muskel durchbohrt. Ich wollte dem vor mir Liegenden den Schädel einschlagen, fand jedoch keine Zeit dazu, denn ich fürchtete weitere treffsichere Pfeile. Blitzschnell stellte ich daher den Bewußtlosen auf die Beine und schleppte ihn mit großer Anstrengung in die Höhle. Es gelang mir. Eiligst versperrte ich wieder den Eingang. Mit Lianen, die ich im Dunkeln fand, fesselte ich dem Gefangenen Hände und Füße und machte mich dann ans Verbinden meiner Wunde. Ich benutzte dazu ein altes Hemd. Die Wunde war zum Glück nicht gefährlich, das Blut ließ sich leicht stillen. Durch einen Spalt zwischen den Steinen beobachtete ich ständig, ob der Gegner sich nicht auf die Höhle stürzen würde.
    Stunden vergingen in qualvollem Wachen. Lebte der Gefangene, so hatte er bestimmt das Bewußtsein wiedererlangt, obwohl er sich durch nichts verriet.
    Ich befand mich in einer merkwürdigen Lage. Ich hatte wohl einen Gefangenen gemacht; doch welche Vorteile erwuchsen mir daraus? Der zweite Gegner, der im Gebüsch auf mich lauerte, konnte mich ohne weiteres abschießen, falls ich versuchen sollte, ins Freie hinauszutreten. In der Höhle war nichts Eßbares vorhanden.
    Wenn es auch draußen dämmerte, so herrschte drinnen eine ägyptische Finsternis. Ich wußte noch nicht, mit wem ich es zu tun hatte. Mehrmals versuchte ich, eine Unterhaltung mit dem Gefangenen anzuknüpfen — in Englisch natürlich, da ich außer einigen Brocken Polnisch keine andere Sprache beherrschte —, er antwortete jedoch nicht, obwohl er lebte. Ich hörte ihn atmen.
    Jetzt wurde es draußen ganz hell; auch in der Höhle wich nun endlich die Dunkelheit. Es ist leicht zu begreifen, wie sehr mich die Neugier plagte. Schließlich erkannte ich die Gesichtszüge des Gefangenen — und konnte einen Ausruf des Erstaunens nicht unterdrücken:
    „Du bist's . .
    Es war jener junge Indianersklave, der auf der „Guten Hoffnung" an den Mast gefesselt wurde und nach dem Willen des Kapitäns eines langsamen Todes sterben sollte. Ich erinnerte mich nicht, wie er hieß.
    „Wart mal ... Wie heißt du?" fragte ich.
    Der Junge schwieg und starrte die Höhlenwölbung an. Ich wußte, daß er mehrere Jahre in weißer Gefangenschaft verbracht hatte und die englische Sprache ziemlich gut beherrschte.
    ;,Du, hör zu!" sagte ich mit härterer Stimme. „Sieh mich an! Hörst du?"
    Er reagierte nicht. Mit meiner gesunden rechten Hand faßte ich seinen Kopf und drehte ihn schroff mit dem Gesicht zu mir.
    „Es schmerzt. . .", hauchte er klagend.
    Wahrscheinlich berührte ich den Kopf an der Stelle, wo ihn der Knüppel getroffen hatte. Wenn ihm das Schmerz verursachte, so war er selbst schuld daran.
    , s ei nicht halsstarrig!" warnte ich ihn. „Du bist in meiner Hand. Ich werde dir nichts Schlechtes tun, wenn du mich nicht dazu veranlaßt ... Wie heißt du?" fragte ich noch einmal, doch etwas sanfter.
    „Arnak", murmelte er kaum hörbar.
    „Richtig, ich entsinne mich: Arnak. Und jener zweite, der mit dir ist", ich deutete mit dem Kopf nach draußen, „wer ist das?"
    Schweigen. Der Junge wandte das Gesicht ab und schaute in den Winkel der Höhle. „Wer ist der andere?" fragte ich nun ärgerlich.
    Er antwortete nicht.
    „Sieh hierher!" herrschte ich ihn an und machte eine heftige Bewegung.
    Er glaubte, ich würde ihn schlagen. Gehorsam wandte er das Gesicht zu mir. In seinen Augen malten sich Unruhe und Furcht, aber auch Trotz.
    „Schlag mich nicht, Herr ...!" Es klang teils bittend, teils herausfordernd.
    Ich erinnerte mich, wie unser grausamer Kapitän den Jungen quälte, der jahrelang unter der schweren Gefangenschaft der Weißen gelitten hatte.
    „Arnak", ich sprach zu ihm in milderem Ton, „ich sagte dir schon, daß ich dich nicht anrühren werde, wenn du mich nicht durch dein Verhalten erzürnst. Sei vernünftig und antworte mir, wie sich's gehört. Also, wer ist der zweite?"
    „Wagura."
    „Ein Indianer?"
    Der Junge nickte bejahend.
    „Ist das dein jüngerer Freund von unserem Schiff?"
    „ja, Herr."
    „Wie habt ihr euch gerettet?"
    „Wir sind geschwommen. Das Wasser warf uns an den Strand."
    „Wer ist außer euch am Leben geblieben?"
    Arnak zögerte von neuem. Seine Augen flimmerten unmerklich. Er senkte die Lider, damit ich seine Verwirrung nicht bemerken

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