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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Kriegszustand auf der Insel geschaffen. Während ich zum See des Überflusses ging, fühlte ich mich auch tatsächlich wie ein Soldat im Kriege, der auf allen Seiten von Gefahren umgeben ist.
    Indessen ereignete sich nichts Bemerkenswertes. Ich kehrte von meinem Streifzug zurück, beladen mit einem Korb voll gelber Früchte, meiner „Paradiesäpfel", und einem erlegten Hasen. Unterwegs sah ich mir das Feld an. Der Mais war vortrefflich aufgegangen, so daß es mir Freude bereitete, sein frisches Grün zu betrachten. Um so schlechter stand es mit der Gerste; hier hatte der Boden spärlich zwerghafte, rachitische Keime hervorgetrieben.
    Ich überlegte, ob ich das Feuer anfachen sollte. Sicherer wäre es, ohne Feuer auszukommen. Dennoch schürte ich den Brand, aber nur ein wenig, damit sich so gut wie kein Rauch entwickelte. Ich mußte den Hasen länger als gewöhnlich am Holzspieß braten; doch schließlich wurde er schön braun und schmeckte gut.
    Den Tag verbrachte ich mit der üblichen Arbeit, nur ließ
    ich alle erdenkliche Vorsicht walten. Ich ging nicht ein einziges Mal aus dem Gebüsch in das offene Gelände hinaus, wo man mich von weitem leicht hätte sehen können. Ich war scheinbar ruhig, aber wieviel Pläne und Mutmaßungen und Zweifel schwirrten mir durch den armen Kopf! Eins nur stand fest: Ich durfte nicht wankelmütig sein und zögern, sondern mußte mich so schnell wie möglich über die Absichten jener Menschen vergewissern und, falls es Feinde waren, sie vernichten. Andernfalls konnten sie mir zuvorkommen und mich in der Höhle wie ein Kaninchen abschlachten.
    Aber was sollte ich tun? Wie konnte ich sie ausfindig machen?
    Am vierten Tage nach meinem denkwürdigen Ausflug in den Süden der Insel machte ich mich lange vor Morgengrauen nochmals auf den Weg, entschlossen, auf jene Menschen zu stoßen und mich mit ihnen endgültig auseinanderzusetzen. Ich suchte sie einige Stunden lang in der Nähe der Bucht, wo ich sie gesehen hatte. Umsonst. Aus den alten Spuren konnte ich nicht viel herauslesen, die neuen aber schienen verwischt zu sein. Die Menschen befanden sich nicht in dieser Gegend, sie hatten sich woandershin begeben? Wohin? Sollten sie in eine andere Richtung, weiter nach dem Westen, gegangen sein? Vielleicht besaßen sie ein Boot und waren an das Festland im Süden gerudert? Es quälte mich, daß ich nicht die geringste Ahnung von ihrem Vorhaben hatte. Vielleicht entdeckten sie aber auch während meiner Abwesenheit die Höhle und lauerten im nahen Gebüsch auf meine Rückkehr.
    Da befiel mich plötzlich eine unerklärliche Angst, eine merkwürdige Panik. Als ich mich der Höhle näherte, ging ich nicht sofort auf sie zu, sondern umkreiste sie vorsichtshalber in einem großen Bogen. Mein geschärfter Blick durchforschte alle Sträucher, untersuchte jede Klafter Erde. Nein, ich fand keine fremden Spuren. Die Gegend war menschenleer.
    Die Höhle verbarrikadierte ich für die Nacht sorgfältiger als bisher mit Findlingen. Über dem steinernen Wall ließ ich eine schmale Öffnung frei, durch die ich die ganze Lichtung mit dem Papageienkäfig und der Hasengrube übersehen konnte. Draußen dämmerte es bereits.
    Sie sind nicht in der Nähe! dachte ich erleichtert in meiner
    abgesperrten Höhle, in der ich mich einigermaßen geborgen fühlte. Konnte ich jedoch auf die Dauer sicher sein? Es war mir klar, daß ich, solange jene auf der Insel lebten, keinen Augenblick Ruhe haben würde. Wo sollte ich sie aber suchen? Wie konnte ich ihrer habhaft werden? Besorgt stellte ich mir immer wieder aufs neue diese Fragen.
    Es war ein niederdrückendes Gefühl, in Gefahr zu sein und nicht zu wissen, aus welcher Richtung sie drohte.
    Zwei Tage später fuhr ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf auf. Der Lärm der erschrockenen Papageien und das Knacken von Zweigen hatten mich geweckt. Ich wurde im Augenblick munter und lauschte. War das wirklich der gedämpfte Aufschrei eines Menschen, oder bildete ich es mir nur ein? Während ich durch die Öffnung spähte, bemerkte ich über der Hasengrube eine verdächtige Bewegung. Im Finstern tastete ich nach dem Knüppel neben mir — den Bogen konnte ich in der Eile nicht finden — und stieß mit meiner ganzen Kraft den Steinwall um. Ich sprang hinaus.
    Irgendwer — Mensch oder Tier — war in die Grube gefallen und machte nun verzweifelte Anstrengungen hinauszukommen. Er befand sich bereits oben. Ein Mensch! Ich sprang mit einem Satz auf ihn zu, gerade als er sich

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