Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
Vom Netzwerk:
Tatsachen, und ihre Folgerung war richtig.
    „Wenn das aber Festland ist, warum habt ihr dann nicht die Meerenge durchschwommen, um zu euern Angehörigen zu gelangen?" bemerkte ich.
    „Wir haben's versucht, Herr, mit einem Floß", erwiderte Arnak.
    „Die Meerenge hat eine starke Strömung. Sie trieb uns aufs offene Meer hinaus. Hier sind ein Boot und gute Ruder erforderlich."
    An jenem Tage, als ich die Meerenge eingehender betrachtete, hatte ich dasselbe gedacht. Womit sollten wir aber hier ein Boot bauen, wenn wir nur ein Werkzeug, ein Jagdmesser, besaßen?
    Da ich jetzt über mehr Zeit verfügte, wandte ich mich der Töpferei zu. Wir konnten wohl das Fleisch am Spieß braten, aus Mangel an Töpfen aber nicht kochen. Der Stamm der Arawaken verstand die Kunst, Gefäße aus gebranntem Ton herzustellen. Mit tatkräftiger Hilfe der Jungen gelangte ich bald zu befriedigenden Ergebnissen. In der Nähe des Sees des Überflusses fanden wir geeigneten Ton. Neben meiner Höhle errichteten wir aus Steinen einen Ofen. Wir begannen, den Ton zu formen und zu brennen. Aus dem Buch entsann ich mich, wie Robinson Crusoe sich mit dieser Arbeit geplagt hatte. Auch uns glückte es nicht beim erstenmal; anfangs sprangen die Töpfe, aber mit der Zeit kamen wir voran.
    Die Möglichkeit, Speisen zu kochen, kam uns sehr zustatten. Das auf verschiedene Art zubereitete Fleisch schmeckte besser, und einige Gemüsesorten, die die Jungen herbeiholten, insbesondere allerlei Wurzeln, konnten nur in gekochtem Zustande genossen werden.
    Bei der Erinnerung an Robinson Crusoe gedachte ich verschiedener seiner Erlebnisse, vor allem seines Zusammenlebens mit Freitag, einem Indianer, ebenso wie Arnak und Wagura. Robinson hegte nicht jene Voreingenommenheit gegenüber den Rothäuten wie ich, der ich als Kämpfer an der Grenze der virginischen Wälder aufgewachsen war. Ihm fiel es daher leichter, seinen Freitag zu lieben, wie ein guter Patriarch den ihm ergebenen Diener liebt. Aber auch Freitag war ein ganz anderer gewesen als meine jungen Kameraden. Wie freute er sich, daß er seinem Wohltäter dienen durfte! Mit welcher Wonne setzte er dessen Fuß zum Zeichen der Untertänigkeit auf seinen Nacken! Welch hohes Glücksgefühl beseelte ihn unablässig, welche Freude bereitete es ihm, seinem Herrn bis zum letzten Atemzuge dienen zu können!
    Die schöne Vision eines so braven, edlen Wilden gab mir jetzt keine Ruhe, und zuweilen, im Augenblick der Erholung, erweckte sie in mir merkwürdige, ja — ich gebe es zu — verworrene Phantasien. Meine Kameraden konnten sich nicht in dem Maße begeistern wie Freitag, gaben keine lauten, kindlichen Ausbrüche von sich. Besonders Arnak war zurückhaltend, führte seine Arbeit aber stets willig aus, wenn auch ohne Eile und Begeisterung. Mich reizte der Gedanke — wie man die beiden zu zwei neuen „Freitags" heranbilden könnte? Wenn ich sie formen, sie zu eifrigen, mir bis zum letzten Atemzug ergebenen Dienern erziehen könnte, die ihren Herrn wie Schatten, wie Spürhunde auf Schritt und Tritt durch das ganze Leben begleiten würden, selbst in den Wäldern Virginias oder Pennsylvaniens?
    Ich war ein Weißer, sie jedoch Indianer. Der in diesen Gegenden Amerikas eingeführte Brauch gab mir das Recht, sie brutal zu meinen Sklaven zu machen. Das wollte ich aber nicht. Vielmehr wollte ich ihnen das Ideal des Dienens einflößen, damit sie mir, ihrem Herrn, glücklich wie Freitag, überallhin folgten. Ich kam nicht los von dem Gedanken, daß es sich lohne, das gleiche zu versuchen, was Robinson gelungen war.
    An die Ausführung meines Planes ging ich mit der List eines Menschen heran, der sich ein klares Ziel gefaßt hat und diesem auf gewundenen Pfaden zusteuert.
    Eines Tages saßen wir bei Sonnenuntergang, satt gegessen und mit uns selbst zufrieden, um die Feuerstelle.
    „Ich werde euch", sagte ich zu den Jungen, „die ungewöhnliche Geschichte eines Menschen, eines Engländers wie ich, erzählen, der vor mehreren Jahren als Schiffbrüchiger die Hälfte seines Lebens auf einer menschenleeren Insel, irgendwo in unserer Gegend, verbracht hat ... Wollt ihr sie hören?"
    „Auf einer menschenleeren Insel, hier, auf unserer Insel?" „Nein", erwiderte ich, „denn jene Insel, die anfangs unbewohnt war, wurde später von englischen und spanischen Kolonisten besiedelt ... Der Schiffbrüchige nannte sich Robinson Crusoe. . ."
    In einfachsten Worten beschrieb ich die Geschichte des Schiffbrüchigen, wie ich sie aus dem Buche

Weitere Kostenlose Bücher