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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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ausgezeichnet. Als Köder hatten wir die Überreste der Hasen. Die bisherige Hasengrube wollten wir zu einer Fallgrube vertiefen. Einige Schaufeln aus Schildkrötenpanzern standen uns zur Verfügung.
    Wir machten uns sogleich ans Werk. Die Hasengrube war nahezu anderthalb Meter tief. Sie mußte fast um das Dreifache tiefer gemacht werden, und zwar in der Weise, daß sie einen sich nach unten verjüngenden Trichter bildete. Fiel der Jaguar hinein, so sollte ihm das tiefe und am Böden enge Loch die Bewegung erschweren.
    Wir arbeiteten abwechselnd ohne Atempause fast den ganzen Tag. Anfangs ging das Graben leicht vonstatten, aber bald blieb am Boden nur für einen Mann Platz übrig.
    Die beiden anderen zogen, an der Erdoberfläche stehend, den ausgehobenen Sand in Körben hoch. Wagura, der von uns dreien der schwächste war, arbeitete nur oben.
    In den Nachmittagsstunden hatten wir es geschafft. Ein wahrer Abgrund lag vor unseren Augen. Der Schlund war so tief, daß er uns im ersten Augenblick bodenlos zu sein schien. Voll Zuversicht und grimmiger Befriedigung schauten wir in diesen Rachen. Wir wußten, wer da hineinfiel, würde sich kaum daraus befreien.
    Wir holten die Hasenreste aus der Erde, brachten sie in die Grube und bedeckten diese mit Zweigen. Nun legten wir noch einen großen Vorrat Brennmaterial zurecht, damit wir es hell hätten, wenn die Ereignisse der Nacht es erforderlich machen sollten — und damit war alles getan.
    Ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang eilte Wagura ins Dickicht, um die zum Hasenfang ausgelegten Schlingen zu besehen. Kaum war er hinausgegangen, als er auch schon atemlos und blau vor Schreck zurückgelaufen kam; in seinen Augen malte sich Bestürzung.
    „Er!” brachte er stotternd hervor. ,Er ist mir über den Weg gelaufen ... Er verfolgt mich ... Flieht!"
    Der Junge rannte in die Höhle. Wir griffen nach den Waffen und stellten uns in der Nähe unserer Behausung auf.
    Tatsächlich schimmerte im Gebüsch, kaum hundert Schritt von der Lichtung entfernt, eine längliche, gelbliche Gestalt. Eine Begegnung mit dem furchtbaren Raubtier wäre zu gefährlich gewesen. Wir gaben uns geschlagen und versteckten uns in der Höhle.
    „Wenn es so weitergeht", bemerkte ich, „wird die Sache noch schlecht enden.. . Jetzt macht er schon am Tage Jagd auf uns!"
    Wir rechneten damit, daß der Jaguar auf die Lichtung herauskommen und, von dem ausgelegten Köder angelockt, in die Grube fallen würde. Er erschien jedoch nicht.
    An diesem Abend gingen wir nicht mehr hinaus, sondern verzehrten das Abendessen im Halbdunkel der Höhle und verbarrikadierten uns mit Steinen. Auch die Papageien befanden sich bei uns.
    Wir wachten abwechselnd. Als nach Mitternacht die Reihe an mir war, herrschte noch immer lastende Stille. In der vergangenen Nacht hatten wir um diese Zeit schon längst den Besuch des schrecklichen Gastes.
    Sollte er nicht kommen? dachte ich enttäuscht.
    Nach Ablauf meiner Wache, die ungefähr zwei Stunden dauerte, weckte ich Arnak. Ich hatte mich kaum auf dem Lager niedergelassen, als ich, von der Tagesarbeit und zwei schlaflosen Nächten erschöpft, in tiefen Schlaf fiel.
    Plötzlich weckte mich ein ungewohnter Laut wie dumpfes Brüllen. Die Indianer fuhren ebenfalls auf.
    „Er ist's!" flüsterte Arnak.
    Wir spitzten die Ohren und schärften den Blick. Im Osten graute der Himmel und kündete den Beginn der Dämmerung an. Stille lag über der Lichtung und dem schwarzen Gebüsch dahinter, nur das Zirpen und Summen der tropischen Nachtinsekten drang zu uns.
    Mit einemmal hörten wir aus der Fallgrube scharfes Schar-
    ren und wütendes Aufbrüllen! Kein Zweifel: Der Jaguar war hineingefallen. Betäubt hatte er eine Weile still gelegen; nun begann er zu toben.
    ', Gehen wir hinaus!" rief ich mit erstickter Stimme.
    Wir schoben die Steine so geräuschlos wie möglich beiseite, nahmen die Waffen an uns und gingen hinaus. Vorsichtig schlichen wir uns an den Rand der Grube heran. Nächtliche Finsternis hüllte noch immer die Natur ein. Wir gaben daher acht, um nicht durch einen unvorsichtigen Schritt in den Abgrund zu stürzen.
    Die Zweige bedeckten die Grube nach wie vor, nur an der Stelle, wo der Räuber hineingefallen war, befand sich ein Loch. Das Tier hatte unser Nahen anscheinend gehört und lauerte.
    Ich ließ in der Nähe ein Feuer anzünden und schaute im Lichte einer Fackel, die Arnak hielt, in die Tiefe. Da saß die Bestie in dem engen Loch, ungeheuerlich, mit funkelnden grünen Augen

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