Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
Vom Netzwerk:
und nach oben gestreckten Tatzen! Selbst in dieser Falle - ein Bild des Grauens und Entsetzens, ein wahrer Beherrscher des Urwalds. Schauer überliefen mich bei dem Gedanken, wenn ein Mensch zufällig in die Grube fiele. Dumpf knurrte der Jaguar und bleckte lauernd die schrecklichen Fänge.
    Ich befahl Arnak, besser zu leuchten.
    Ich spannte den Bogen so straff wie möglich und schoß den Pfeil hinunter. Der Jaguar brüllte auf. Mit Krallen und Maul riß er den Pfeil heraus, der ihm im Nacken saß. Rasend gemacht, versuchte er herauszuspringen. Umsonst - die Erde rutschte unter seinen Tatzen weg. Bald beruhigte er sich. Ich wählte den längsten Spieß, den ich besaß, und stieß ihn dem Räuber mit aller Gewalt in den Nacken. Ich fühlte, wie er ihm tief ins Fleisch drang.
    Der Jaguar zerbrach mit einer einzigen Bewegung die Waffe, wobei mich ein so heftiger Schlag mit dem Schaft gegen die Schulter traf, daß ich einige Schritte rückwärts taumelte und wie leblos niederfiel.
    Mit fürchterlichem Gebrüll warf sich der Jaguar aufs neue am Boden hin und her. Dann wurde er still. Voll Bestürzung bemerkten wir, daß das unbezwungene Tier die Wände der
    Grube einriß und eine Menge Erde hinunterschüttete. Er befand sich bereits viel höher als vordem.
    Wir benutzten die Ruhepause und traten von der Grube zurück. Es dämmerte. Die Schulter schmerzte empfindlich. Ich weiß nicht, wie ich wohl ausgesehen habe, doch in den Augen und Gesichtern meiner Kameraden spiegelten sich Furcht, Verwirrung und Verzweiflung wider.
    „So kommen wir nicht zum Ziel", erklärte ich. „Wenn wir ihn nicht schnell erledigen, ist er imstande zu entkommen." „Er wird nicht fliehen, Herr! Er wird sich erst auf uns stürzen."
    ', Sicherlich!"
    Der Jaguar saß still im Loch. Wir beschlossen daher, zu warten, bis es hell würde, um ihn dann alle drei zugleich mit Pfeilen zu überschütten. Wir besaßen nahezu dreißig Pfeile und mußten rasch schießen, um ihn seiner Kräfte zu berauben, bevor er tobend einen ansehnlichen Haufen Erde aufschütten und aus der Grube springen könnte.
    Wir warteten eine halbe Stunde. Die Sonne ging auf. Während dieser Pause verzehrten wir in Eile, die Bogen bereithaltend, einige gelbe Äpfel. Das Tier lag auf der Lauer und gab keinen Ton von sich. Wir wußten, daß ich ihm keine tödliche Wunde beigebracht hatte.
    „In die Augen zielen!" mahnte ich. „Nicht auf den Schädel, denn er ist nicht zu durchschlagen. Ruhe bewahren! Von gutgezielten Pfeilen hängt jetzt alles ab."
    Wir stellten uns rund um die Grube auf, jeder an einer anderen Seite, und rissen auf ein gegebenes Zeichen die Zweige beiseite, sodaß die Grube bloßgelegt war.
    Der Jaguar schloß die Augen, neigte den Kopf, spannte den Körper wie zum Sprung, sprang jedoch nicht, sondern lauerte. Er heftete den brennenden Blick auf uns. Soviel Haß sprühte aus seinen greulichen Lichtern, daß mich kalter Schauer überlief. Er hatte ein gelbes, mit schwarzen Flecken gesprenkeltes Fell und füllte damit den Boden der Grube aus. Es war ein Riese.
    Wir schossen nahezu gleichzeitig. Am besten zielte Arnak, denn sein Pfeil traf den Räuber ins Auge. Ob er ins Gehirn eingedrungen war, wußten wir nicht. Ein gellendes Gebrüll, ein gewaltiger Sprung. Den Pfeil riß das Tier mit der Tatze heraus. Der Jaguar erreichte den oberen Rand nicht und fiel so schwer zu Boden, daß die Erde dröhnte.
    „Vorwärts! Schneller schießen!" schrie ich außer mir vor Wut. Wir schossen wie besessen, wie toll.
    „Ins zweite Auge, ins zweite Auge!" riefen die Jungen.
    Obwohl der Jaguar sich wie wahnsinnig hin und her warf, war das Zielen leicht. Auf diese kurze Entfernung trafen fast alle Pfeile seinen Körper. Die meisten Geschosse gingen in den Nacken. Das Blut spritzte nach allen Seiten. Aber das Leben des Ungeheuers schien unzerstörbar zu sein. Mit Pfeilen bespickt, klomm es mit unbegreiflicher Kraft immer noch nach oben, riß die Wände der Grube ein und stieß Erdmassen hinab. Dabei brüllte, knirschte und fauchte die Bestie, daß einem die Ohren schmerzten.
    Verzweiflung packte mich: Der Vorrat an Pfeilen ging zu Ende, während der Jaguar gespenstisch und unbesiegt, fortgesetzt und unverändert vor Wut schäumte. Noch einige Minuten — und er würde die Grube restlos zugeschüttet haben und nach oben gekommen sein.
    „Steine, holt Steine!" schrie ich den Jungen zu, wobei ich auf den Höhleneingang wies.
    Sie hatten verstanden. Sie liefen. Unterdessen stieß ich den

Weitere Kostenlose Bücher