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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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wir bei dem Durcheinander ihre Anzahl nur schwer feststellen, doch sah es so aus, als seien alle Spanier anwesend und keiner von ihnen zurückgeblieben. Endlich stießen sie vom Ufer ab. Eine wohltuende Stille breitete sich ringsum aus. Sobald es tagte, durchstöberten wir vorsichtig die ganze Gegend, fanden jedoch niemand.
    Wir atmeten erleichtert auf. In den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne blinkten am Horizont zwei windgeblähte Segel, die sich in nördlicher Richtung, zur angeblichen Insel Margarita hin, entfernten.
    Wir begaben uns an die Stelle, an der noch vor kurzem das Boot auf dem Sande lag. Als wir aufs Geratewohl im Wasser suchten, hatten wir Glück. Wagura fand auf der Sandbank das Messer. Dies erheiterte mich so, daß ich den Milchbart vor Freude herzlich umarmte.
    Es wäre ein Irrtum, anzunehmen, daß dieses nicht alltägliche Abenteuer damit sein Ende gefunden hätte. Wie sich herausstellte, war der Brand auf der spanischen Brigantine durch den Platzregen gelöscht worden. Der Sturm aber hatte die Reste ihres Rumpfes an einen der fünf Felsen getrieben, in deren Nähe gestern der Kampf tobte, und sie dort abgesetzt. Der völlig ausgebrannte Bug des Schiffes versank; das Heck aber schien ganz geblieben zu sein, wenn auch seinem Innern immer noch Rauch entstieg.
    Wir nahmen an diesem Morgen unsere übliche Tätigkeit wieder auf. Um die Mittagszeit fuhr mir ein Gedanke durch den Kopf — ein Wunder, daß er mir nicht schon früher gekommen war: das Wrack! Die Überreste der Brigantine enthielten sicherlich viele Dinge, die für uns von Nutzen sein könnten, vielleicht sogar Bretter, Hämmer und Nägel, womit sich ein leidliches Boot zimmern ließe. Das Wrack konnten wir mit Hilfe unseres Floßes leicht erreichen.
    Gleich nach Mittag gingen wir zu dritt ans Werk. Wir nahmen Beil, Messer und einige leere Körbe mit. Das Meer war ziemlich ruhig, die Überfahrt bereitete keine Schwierigkeiten.
    Aus dem Rumpfinnern des Schiffes drang durch die Ritzen immer noch Rauch; doch schien mir der Heckaufbau, der hoch in die Luft ragte, vom Feuer nicht sehr beschädigt zu sein.
    Wir legten direkt an der Bordwand an. Wohin wir schauten, düstere Spuren der Verwüstung. Doch hatte das Feuer nicht alles zerstört. Obwohl von den Segeln nichts übrig blieb, waren Masten und Takelage teilweise noch heil und auch verschiedene Balken nur angekohlt.
    „Sieh mal, Jan, wieviel Taue!" riefen die Jungen erfreut.
    Ich hatte mir noch nicht näher überlegt, was wir mitnehmen würden, doch versprach es, eine reiche Beute zu werden. Wir banden das Floß am Mast fest und klommen auf das abschüssige Deck. Dann kletterten wir, uns an der Reling und an den Tauen festhaltend, nach achtern. Der hintere Teil des Schiffes war vom Feuer einigermaßen verschont geblieben, vielleicht, weil das harte Holz des Deckhauses den Flammen Widerstand geleistet hatte. Dort befanden sich die Kajüten, in die wir durch runde Öffnungen, die Bullaugen, hineinschauen konnten. Um ins Innere zu gelangen, mußten wir zuerst die Tür mit dem Beil einschlagen. Die Anstrengung lohnte sich. Hier hatten offensichtlich die Offiziere der Brigantine gewohnt, die bei der Flucht nicht viele Sachen mitnahmen. Alles lag hier unordentlich durcheinandergeworfen und erschien mir, der ich seit einem Jahr wie ein Wilder auf der Insel lebte, als ein solcher Reichtum, daß meine Augen davon wie geblendet waren und ich nicht wußte, was ich zuerst anschauen sollte.
    Wir scherzten und lachten wie Kinder. Die Indianer legten wie zur Maskerade verschiedene Gewänder an; ich kleidete mich in eine würdevolle, mit Goldlitzen reich bestickte Uniform. Den Kopf bedeckte ich mit dem prächtigen Hut eines spanischen Granden.
    "Du siehst aus wie ein Kapitän während der Parade!" riefen die Indianer und betrachteten mich entzückt, doch auch ein wenig furchtsam.
    Sie hatten so viel von Menschen, die ähnliche Uniformen trugen, erdulden müssen, daß schon der Anblick dieser Kleidung Angstgefühle in ihnen wachrief.
    „Genug des Spiels!" sagte ich. „Auskleiden! Wir wollen so bleiben, wie wir waren."
    „Die Kleider werden wir nicht mitnehmen?" fragten sie enttäuscht.
    „Nein! Wir brauchen nützlichere Dinge."
    Vor allem suchten wir Geräte und Waffen. In einem Winkel fand ich eine Pistole, die jedoch beschädigt war, es fehlte der Hahn. Ein unter einer Koje versteckter Sack erregte unsere Neugier. Als ich hineinsah, wurde mir heiß vor Aufregung: Es befand sich Pulver darin. Die

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