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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Pistole würde mir jetzt nicht nur zum Feuerschlagen dienen. Auch entdeckten wir einen ansehnlichen Vorrat an Blei. Seit Monaten hatte ich mich nicht so gefreut wie in diesem Augenblick — es war, als fiele mir ein schwerer Stein vom Herzen. Nicht umsonst bin ich doch ein Jäger in den virginischen Wäldern gewesen; ich wußte den Besitz einer wirklichen Schußwaffe zu schätzen und hätte am liebsten einen Siegestanz mit den Jungen ausgeführt.
    Als wir weiter in der Kajüte, die zweifellos dem Kapitän gehört hatte, herumstöberten, stießen wir auf ein Fernrohr. Es war anderthalb Meter lang und funktionierte tadellos; denn als ich es scharf auf die Insel einstellte, erblickte ich die Blätter der entfernten Kokospalmen so deutlich, als befänden sie sich in Bogenschußnähe vor mir. Die Jungen, die noch nie durch ein Fernrohr gesehen hatten, standen sprachlos da, bereit, an teuflische Zauberei zu glauben. Ich lachte sie herzlich aus, verwahrte das Fernrohr in der Hülle und übergab es Wagura, damit er es wie einen Schatz hüte.
    „Nehmen wir das Rohr mit?" fragte Arnak.
    „Selbstverständlich!"
    In der Kapitänskajüte fanden wir nichts mehr von Interesse. Als wir jedoch die anderen vier Abteile gewaltsam geöffnet hatten, gelangten wir im letzten von ihnen in ein wahres Arsenal. Dort lagen etwa ein Dutzend Feuerwaffen unterschiedlicher Art, angefangen von zierlichen Flinten bis zu schweren Musketen. Mir zitterten die Hände.
    „Wozu führten sie so viele Waffen mit?" fragte Arnak verwundert.
    „Ich habe den Verdacht, daß sie ebenfalls Piraten waren", äußerte ich meine Vermutung. Und auf die Waffen deutend, sagte ich:
    „Das nehmen wir alles mit auf unser Floß!"
    Arnak sperrte verwundert die Augen auf.
    „Alles?" fragte er. „Wir sind doch nur drei."
    „Alles!" Ich machte eine entschiedene Handbewegung. „Nicht eine Waffe lassen wir zurück."
    „Aber Jan! Wozu brauchen wir so viele? Wozu sollen wir uns damit, schleppen! Von der Insel werden wir das alles ja doch nicht fortbringen können."
    „Das ist gleichgültig!" beharrte ich auf meinem Standpunkt. „Die Waffen müssen wir alle mitnehmen. Tragt sie hinüber!"
    Ich gestehe, daß ich an Waffen einen Narren gefressen hatte, und ich war nicht gewillt, auch nur um ein Haar von meinem Vorhaben abzuweichen.
    Arnak stellte mit ergebener Miene seine Bedingung:
    „Gut, Jan, wie du sagst, soll es geschehen. Aber erlaube mir, sämtliche Anzüge auf die Insel mitzunehmen!"
    „Sämtliche? Auch die Uniform mit den Goldlitzen?"
    „Ja. Auch die Uniform und den Hut!"
    Ich gewährte es ihm, denn das Floß war geräumig.
    Wir brauchten nicht viel Zeit, um die Beute hinüberzutragen. Ich schaute mich auf dem Deck nach Brettern für den Bau eines Bootes um, fand jedoch kein geeignetes Bauholz. Dafür nahmen wir aus den Kajüten einige Bänke, Tische und Stühle und warfen sie ins Wasser. Das alles befestigten wir an einer Leine, um es hinter dem Floß herzuziehen.
    Wir blieben ungefähr drei Stunden auf dem Schiff. Zuletzt steigerte sich beunruhigend der aus dem Rumpf aufsteigende Rauch. Er würgte uns und ließ die Augen tränen. Einige Stellen des Decks waren heiß von dem Feuer, das sich im Innern ausbreitete.
    Ich wollte noch irgendwelche Geräte erbeuten, doch fand
    sich nichts außer einem Beil. Wir setzten uns dann vom Schiff ab und lenkten das Floß nach der Insel. Das Wetter war herrlich. Bei ruhiger See stießen wir glücklich ans Ufer.
    In der Nacht erhellte ein roter Feuerschein den Himmel über der Fünffelsengruppe. Der Brand hatte sich durch das Deck hindurchgefressen und verzehrte die Reste der Brigantine.

Die Landung geheimnisvoller Menschen
    W ir nahmen die Arbeit dort wieder auf, wo wir sie auf den Lärm der Seeschlacht hin unterbrochen hatten: auf dem Maisfeld. Mit dem verbliebenen Vorrat an Körnern besäten wir sorgfältig den fruchtbaren Boden am Bach, obwohl sich ein jeder von uns der Hoffnung hingab, wir würden die Insel verlassen, bevor die Frucht zur Reife käme.
    Mit den Bänken und Tischen, die wir von der Brigantine geholt hatten, um daraus ein Boot zu bauen, konnten wir nichts anfangen. Es fehlten uns die notwendigen Werkzeuge, wie Sägen, Hobel, Hammer und Nägel; auch stellte sich das Bauholz als zäh und untauglich heraus, so daß wir auf den ursprünglichen Plan mit dem Floß zurückgreifen mußten. Wiederholt bauten wir es um und überprüften seine Eignung in kurzen Seefahrten.
    Während dieser Wochen vernachlässigten wir

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