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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Pfeile und die erbeuteten Gewehre holen, wieder andere über die Sicherheit aller wachen.
    Ich lud eiligst die Muskete und stellte mich zu den Schützen.
    „Sollen wir auch den Hund fortschaffen?" fragte Arnak.
    „Selb stverständlich."
    „Wäre es nicht besser, den gegenüberliegenden Rand der Lichtung einzunehmen?" meinte Wagura.
    „Wozu? Um ihnen leichter in die Hände zu fallen? Die Lichtung ist für' uns eine Art Schutzwall. An dieser Stelle sind wir sicher."
    Manauri gab ein Zeichen, und die Leute sprangen aus dem Versteck hervor. Wir erlebten keinerlei unliebsame Überraschungen. Die Schar tummelte sich mit solchem Eifer, daß kaum fünf Minuten seit meinem Schuß auf den Spanier vergangen waren, als die Lichtung wie seit undenklichen Zeiten wieder leer dalag; die Leichen wurden weit hinter unserer Stellung verborgen.
    Am Saum des Dickichts herrschte ungetrübte Stille, die nur vom eintönigen Zirpen der Grillen und Zikaden unterbrochen wurde. Die warme tropische Mondnacht breitete ihre ganze Pracht aus. Sicherlich würde sie zu süßen Träumereien angeregt haben, wenn nicht Hundegebell von Zeit zu Zeit diese scheinbare Ruhe und unwirkliche Idylle gestört hätte.

Die Neger
    B is zum Morgengrauen blieb noch viel Zeit. Am Himmel erschienen vereinzelte Wölkchen, die sich zusammenballten und vor den Mond schoben, es wurde dunkel.
    Ich benutzte die Ruhepause, um mich, wie gewöhnlich durch Arnaks Vermittlung, an Manauri zu wenden: „Wo ist die gerettete Negerin?"
    Der Indianer wies mit dem Kopf nach rückwärts.
    „Ist es weit von hier?" fragte ich.
    „Nein."
    „Weißt du, ob sie das Bewußtsein wiedererlangt hat?"
    „Ich weiß es nicht."
    „Gehen wir zu ihr."
    Wir nahmen Arnak und Wagura mit und wiesen die am Rande der Lichtung zurückbleibenden Leute an, während unserer Abwesenheit besonders wachsam zu sein.
    „Es ist nicht mehr als hundert Schritt bis dort", beruhigte mich Manauri.
    Unterwegs traten die Jungen an mich heran und fragten mich nach meinen Plänen.
    „Meine Pläne?" erwiderte ich. „Es hat sich nichts geändert."
    „Was heißt das?"
    „Wir wollen Mateo retten."
    „Dann gehen wir weiter? Wir bleiben nicht auf der Lichtung?"
    „Wir gehen weiter! Vorher sprechen wir aber noch mit der Negerin. Vielleicht kann sie uns einige Hinweise geben."
    Die Negerin saß auf der Erde, mit dem Rücken an den Stamm eines niedrigen Baumes gelehnt. Sobald sie unsere Schritte hörte, erhob sie sich plötzlich, als wolle sie fliehen. Als sie uns jedoch erkannte, beruhigte sie sich sogleich.
    „Dolores, wie geht es dir?" Manauri begrüßte sie freundschaftlich auf spanisch. „Ist dir besser?"
    „Ja”, seufzte die Frau.
    „Gaben dir unsere Leute zu essen?"
    „Ja.
    Als Dolores mich erblickte, zitterte sie am ganzen Körper.
    „Beruhige dich, du Dumme!" sagt Manauri gutmütig. „Das ist unser guter Freund. Er wird Mateo retten."
    „Mateo ist tot", flüsterte die Negerin.
    „Was sagst du? Bist du dessen sicher?"
    „Ja, ich sah, wie sie ihn totschlugen."
    „Wo war das?"
    „Dort . . ."
    Sie brach ab, konnte nicht weitersprechen. Die Erinnerung an die furchtbaren Augenblicke lähmte ihre Kräfte. Manauri rüttelte sie sanft an der Schulter und beschwor sie, sich zu beherrschen und uns keine Zeit zu rauben.
    Wie mir der Indianer versicherte, zählte Dolores nicht mehr als einige dreißig Jahre, sah jedoch nach fünfzig aus. Die langjährige Sklaverei hatte sie zugrunde gerichtet. Als Kind aus Afrika verschleppt, kannte sie nur die spanische Sprache. Die Spanier hatten ihr den Namen gegeben, ihr unmenschliche, die Kräfte übersteigende Arbeit aufgebürdet und so ihre Jugend vorzeitig vernichtet.
    Die Frau kam bald wieder zur Besinnung und erzählte nun ein wenig klarer. Soweit wir ihren Worten entnehmen konnten, spielten sich die Ereignisse wie folgt ab: Unserem Rat folgend, hatte Mateo mit seiner Gruppe das Lager unfern der Schildkrötenlandzunge aufgeschlagen. Am letzten Abend brannte ihr Lagerfeuer wie gewöhnlich in der Nähe des Strandes. Etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang legten sich alle schlafen. Niemand bemerkte das Schiff, das wahrscheinlich beim Dunkelwerden am Horizont erschienen war, indes die Spanier mühelos den Schein des Lagerfeuers entdeckten. Sie landeten unweit der Landzunge und näherten sich den Schlafenden. Doch hatte einer ihrer Hunde vorzeitig gewinselt und dadurch das Lager alarmiert. Bevor die Schergen herankamen, flohen die Lagerleute ins Gebüsch. Am schlimmsten

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