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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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ging es den Frauen mit kleinen Kindern. Um die Verfolger von ihnen abzuwehren, stellte sich Mateo mit drei oder vier Männern den Angreifern entgegen und fing ihren Ansturm auf. Die Verteidiger besaßen nur Stöcke und Spieße. Ihnen standen tollwütige Hunde und die mit Degen, Lanzen und Gewehren bewaffneten Spanier gegenüber. Mateo und seine Kameraden wehrten sich lange Zeit erbittert. Der Feind wollte sie lebend greifen, und ehe sie der Übermacht erlagen, konnte sich der Rest der Gruppe fern im Walde zerstreuen. Dolores hatte auf der Flucht die Ihrigen im Walde aus den Augen verloren und lief allein immer weiter. Zweimal schossen sie nach ihr, ohne sie jedoch zu treffen. Sie wurde gejagt, führte aber ihre Verfolger irre. Schließlich erreichte sie die Lichtung, wo sie der Hund einholte und wir ihr Rettung brachten.
    „Und woraus schließt du, daß Mateo tot ist?" fragte ich.
    „Alle Spanier fielen über ihn her. Ich sah es ganz deutlich, als ich mich umschaute. Sie hatten ihn umzingelt."
    „Es könnte sein, daß sie ihn nur verwundet und ihn lebend gefangengenommen haben."
    Obwohl Dolores keine handgreiflichen Beweise dafür besaß, ließ sie sich nicht davon abbringen, daß sowohl Mateo als auch die anderen drei oder vier Männer, die an seiner Seite kämpften, tot seien.
    „Den Spaniern geht es um lebende und nicht um tote Sklaven", bemerkte Manauri.
    Arnak machte eine ungeduldige Handbewegung und erklärte: „Solange wir uns nicht von seinem Tode überzeugt haben, glaube ich, daß er noch lebt."
    Jeder von uns wünschte, daß Mateo noch lebe, und entgegen allen Vernunftsgründen wollte niemand an seinen Tod glauben. Soviel Wohlwollen und Freundschaft brachten die Leute dem streitsüchtigen Neger entgegen.
    „Unabhängig davon, ob Mateo lebt oder nicht", sagte ich, „bezeugen sein letzter Kampf und seine Aufopferung, daß er ein wirklicher Held ist."
    „Mateo hatte immer ein mutiges Herz!" versicherte Manauri.
    Leises Knistern des Reisigs, das sich von der Lichtung her vernehmen ließ, unterbrach unsere Unterhaltung. Wir bemerkten die verschwommenen Umrisse eines Menschen, der sich rasch näherte.
    „Einer, der Unseren", flüsterte Arnak.
    Es war einer von den Indianern, die am Rande der Lichtung Wache hielten. Er brachte eine wichtige Nachricht, die er mit lebhafter Gebärde übermittelte.
    Arnak übersetzte sie mir eiligst.
    „Menschen haben die Lichtung überschritten. . . Sie sind jetzt auf unserer Seite."
    „An welcher Stelle?"
    „Ungefähr vierhundert Schritt rechts von uns, nach der Inselmitte zu."
    „Spanier? Hatten sie Hunde?"
    „Hunde hatten sie nicht."
    „Wie viele waren es?"
    „Vier oder fünf."
    „Oho!"
    Das war eine beängstigende Nachricht. Wir befanden uns in einer Zange. Vor uns hatten wir den Feind und hinter uns jemand, der ebenfalls als Feind angesehen werden mußte. Die vier oder fünf in unserem Rücken konnten uns schwer zu schaffen machen. Es galt, sie so schnell wie möglich zu beseitigen, selbst wenn wir genötigt sein sollten, Feuerwaffen zu benutzen.
    In aller Eile kehrten wir lautlos zu unserer Gruppe zurück, wo ich mit gedämpfter Stimme Anordnungen gab. Manauri und seine Leute wies ich an, wie bisher vor der Lichtung zu wachen, Arnak und Wagura samt ihren Männern sollten mit mir gehen. Da sich die Musketen mit den langen Läufen für das Dickicht nicht eigneten, nahmen wir Flinten, die mit Schrot geladen waren. Trotzdem blieben Bogen, Spieße und Messer — von den getöteten Spaniern fielen uns drei vorzügliche Hirschfänger in die Hände — unsere wichtigsten Waffen.
    „Fertig?" rief ich den Jungen zu.
    „Jawohl!" erwiderten sie.
    Wir hatten eine schwierige Aufgabe zu bewältigen. Der Gegner befand sich vor uns im unübersehbaren Dickicht, vielleicht nur einige hundert Schritt entfernt, ohne daß wir genau wußten, wo. Wahrscheinlich strengte er ebenso wie wir Auge und Ohr an; wir mußten uns jedoch nicht nur an ihn heranschleichen, sondern ihn auch so geschickt überraschen, daß er den Kampf nicht lebend überstand.
    Anfangs gingen wir am Rande der Lichtung entlang. Glücklicherweise verdeckte eine Wolke den Mond. Völlige Stille breitete sich vor uns aus, der Gegner verriet durch nichts seine Anwesenheit. Als wir fast zweihundert Schritt zurückgelegt hatten, hielt Arnak an der Spitze jäh inne. Er hob warnend die Hand und horchte. Hundegebell drang an unser Ohr. Es näherte sich aus der Richtung, woher jene fünf gekommen waren. Bald darauf hörten

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