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Die Insel der verlorenen Kinder

Die Insel der verlorenen Kinder

Titel: Die Insel der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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ihr Blick auf Clems Hand.
    «O mein Gott! Deine Hand!»
    Clem blickte auf seine Hand hinunter, aus der in dicken Stößen das Blut quoll, und runzelte die Stirn, als verstünde er nicht recht, was er da sah. Dann kippte er langsam nach hinten um, die Stirn noch immer in sanfter Verwunderung gerunzelt, während das Gesicht schneeweiß wurde. Dave wickelte Clems Hand in ein Flanellhemd, verfrachtete ihn in seinen Pick-up und gab Gas, bis sie das Ärztezentrum erreichten.
     
    Rhonda wandte den Blick von Tacks nacktem Körper ab (nicht einmal Schwangerschaftsstreifen hatte sie) und atmete tief durch. Sie versuchte, sich ganz auf das Gefühl des Wassers auf ihrer Haut zu konzentrieren, das nahezu unerträglich heiß war. Peter hatte während seiner Highschool-Zeit einmal einen Sommer lang bei einem Winzer in New York State gejobbt und von dort das riesige Holzfass mitgebracht, in dem sie jetzt badeten. Das Wasser wurde mit Hilfe eines Kohleofens erhitzt. Die drei saßen auf der schmalen Sitzbank, die Peter in das große Fass gezimmert hatte, und stießen dabei mit den Knien zusammen.
    Tack hatte gerade Suzy zu Bett gebracht. Was auch immer Rhonda sonst gegen Tack einzuwenden hatte, als Mutter war sie über jeden Tadel erhaben. Da war sie kreativ, lustig, geduldig und konsequent, und sie schien immer zu wissen, was für Suzy richtig war.
    Tack war kurz nach dem Highschool-Abschluss mit Peter zusammengezogen und hatte wenig später ihre Schwangerschaft verkündet. Alle hatten die beiden für verrückt gehalten – viel zu jung für eine Familie. Und Tack konnte jetzt auch nicht mehr aufs College gehen; dabei war sie doch so intelligent! Aber Tack hatte gar nicht aufs College gehen wollen: Sie hatte Peter und ein Baby und ein selbstgebautes Haus im Wald gewollt. Sie schien ihre Entscheidung keinen Moment lang zu bereuen.
    Tack beugte sich vor und nahm sich ein Bier vom Tisch neben der Badewanne. Altersmäßig stand sie zwischen Rhonda und Peter. Sie war ein Jahr älter als Rhonda, zwei Jahre jünger als Peter und besser in Form als jeder der beiden. Sie trug ihr kurzgeschnittenes Haar eng anliegend wie einekastanienbraune Kappe und hatte, fand Rhonda, genau den richtigen Körperbau, der für Leistung und Erfolg sprach. Peter trug sein schulterlanges, gelocktes blondes Haar hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Mit sechsundzwanzig wirkte er wie ein Mann, der sich rasch den mittleren Jahren näherte. Der Haaransatz wich schon zurück, und er hatte einen unübersehbaren Bauch. Er sah Daniel von Tag zu Tag ähnlicher. Es fehlte nur noch der Schnauzbart.
    Weder Peter noch Tack mochte es, wenn das Gespräch auf Daniel kam, und im Allgemeinen mied Rhonda es, ihn zu erwähnen. Aber heute Abend war sie müde von dem heißen Wasser, dem Steak und dem Bier, zudem hatte der ständige Kontakt mit Peters Knie sie eingelullt, und so passierte es ihr einfach.
    «Also, als ich heute diesen Hasen gesehen habe, musste ich an Ostern denken   … Erinnert ihr euch? Wie Daniel ins Hasenkostüm schlüpfte und wir alle ihn im Wald jagten und Eier suchten?»
    Tack kniff die Augen zusammen. Peter sah angestrengt in seine Bierflasche.
    «Ich hol uns ein bisschen Gras», verkündete Tack und sprang aus der Wanne. Von ihrem schlanken Körper stieg Dampf auf. Tack warf ihren Bademantel über und ging durch die Schiebetür ins Haus.
    Rhonda holte tief Luft, erleichtert, dass sie plötzlich mit Peter allein war, aber auch ein wenig nervös.
    Sie lehnte sich zurück, den Kopf gegen den Rand des Bottichs gelegt und den Blick auf den Sternenhimmel geheftet.
    «Sag, erinnerst du dich noch? Du hast ihm den Kopf des Kostüms geklaut, und er hat dich durchs ganze Esszimmer gejagt.»
    «Nein», brummte Peter. Er streckte die Hand nach der Zigarettenpackung auf dem Tisch aus.
    «Wir sind dem Hasen durch den Wald nachgerannt und haben Eier mit Zetteln darin gesucht, auf denen immer der nächste Teil des Wegs beschrieben war.» Rhonda warf Peter einen Blick zu und suchte in seinem Gesicht nach irgendeinem Hinweis, dass er sich erinnerte. Doch es gab keinen. Sie lehnte sich wieder gegen die Fasswand, schloss die Augen und ließ die Erinnerungen an jenen Ostertag weiter in sich aufsteigen.
    «Lizzy hat ihr Körbchen als Letzte gefunden», sagte Rhonda, «und als die beiden endlich in den Garten kamen, ritt sie auf den Schultern des Hasen, schwenkte ihr Körbchen und spielte mit seinen Ohren.» Sie schlug die Augen auf und blickte zu Peter hinüber. «Wie

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