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Die Insel des Dr. Moreau

Die Insel des Dr. Moreau

Titel: Die Insel des Dr. Moreau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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Bäumen hervorkommen, und andere folgten ihm, um mich besser zu hören.
    Schließlich hielt ich inne, weil mir die Luft ausging.
    »Hören Sie mich einen Moment an«, sagte Moreau mit fester Stimme, »und dann erklären Sie uns, was Sie wollen.«
    »Gut«, sagte ich.
    Er hustete, dachte nach und rief dann: »Latein, Prendick! Schlechtes Latein! Schuljungenlatein! Aber versuchen Sie zu verstehen. Hic non sunt homines, sunt animalia qui nos habemus ... viviseziert. Ein Vermenschlichungsprozeß. Ich will’s Ihnen erklären. Kommen Sie an Land.«
    »Das Wasser wird gerade hinter Ihnen tief und ist voller Haie.«
    »Genau das richtige für mich«, sagte ich. »Kurz und beinahe schmerzlos.«
    »Warten Sie.« Er nahm etwas Glitzerndes aus der Tasche und warf es vor seine Füße. »Das ist ein geladener Revolver«, sagte er. »Montgomery hier wird das gleiche tun. Jetzt gehen wir den Strand hinauf, bis Sie die Entfernung für sicher halten. Dann kommen Sie und nehmen Sie die Revolver.«
    »Nein. Sie haben noch einen dritten.«
    »Überlegen Sie sich die Sache, Prendick. Erstens habe ich Sie nie gebeten, auf diese Insel zu kommen; zweitens hatten wir Sie gestern nacht narkotisiert; hätten wir Ihnen etwas antun wollen, dann wäre das doch eine viel bessere Gelegenheit gewesen; und drittens, jetzt, wo Ihre Panik vorüber ist und Sie ein wenig denken können - sehen Sie doch Montgomery an; ist er wirklich der, für den Sie ihn halten? Wir haben Sie zu Ihrem Wohl gejagt. Weil diese Insel voller ... feindlicher Phänomene ist. Warum sollten wir Sie erschießen wollen, wenn Sie uns gerade anboten, sich zu ertränken?«
    »Warum haben Sie Ihre ... Leute auf mich gehetzt?«
    »Wir waren überzeugt, daß wir Sie fangen und außer Gefahr bringen könnten. Danach verließen wir den Pfad - um Sie zu retten.«
    Ich dachte nach. Es konnte stimmen. Dann fiel mir etwas anderes ein.
    »Aber ich habe«, sagte ich, »in der Ummauerung ...«
    »Das war der Puma.«
    »Hören Sie, Prendick«, sagte Montgomery, »Sie sind ein Esel. Kommen Sie aus dem Wasser, nehmen Sie die Revolver und lassen Sie mit sich reden. Wir können dann auch nicht mehr tun, als wir jetzt schon könnten.«
    Ich will gestehen, daß ich Moreau, ja, noch immer mißtraute und ihn fürchtete. Aber Montgomery war ein Mann, dem ich glaubte.
    »Gehen Sie den Strand hinauf«, sagte ich, als ich nachgedacht hatte, und fügte hinzu: »Und heben Sie die Hände.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Montgomery mit einem erklärenden Nicken über die Schulter. »Zu würdelos.«
    »Dann gehen Sie zu den Bäumen hinauf«, antwortete ich, »wie Sie wollen.«
    »So ein albernes Getue«, sagte Montgomery.
    Er und Moreau drehten sich um und gingen auf die sechs oder sieben Geschöpfe zu, die dort im Sonnenlicht standen und Schatten warfen und sich bewegten und doch so unglaublich unreal waren. Montgomery knallte mit der Peitsche nach ihnen, und sofort wandten sich alle ab und flohen blindlings in den Wald. Und als Montgomery und Moreau sich genügend weit entfernt hatten, watete ich an Land, nahm die Revolver auf und prüfte sie. Um mich gegen jedwede Überlistung zu sichern, entlud ich einen, zielte damit auf einen Lavaklumpen und hatte die Befriedigung, den Stein zerpulvert und den Strand mit Blei bespritzt zu sehen.
    Noch zögerte ich einen Moment.
    »Ich will’s wagen«, erklärte ich schließlich, und mit einem Revolver in jeder Hand ging ich den Strand hinauf auf sie zu.
    »So ist’s besser«, sagte Moreau unverblümt. »Sie haben mir ohnehin schon den Tag mit Ihren verdammten Hirngespinsten verdorben.«
    Und mit einem Anflug von Verachtung, der mich demütigte, machten er und Montgomery kehrt und gingen mir schweigend voran.
    Die Tiermenschen standen noch immer verwundert hinter den Bäumen. Ich ging so unbefangen wie möglich an ihnen vorbei. Einer fuhr auf und wollte mir folgen, aber er zog sich zurück, als Montgomery mit der Peitsche knallte. Die anderen blieben schweigend stehen - sie beobachteten mich. Vielleicht waren sie einmal Tiere gewesen. Aber ich hatte noch nie gesehen, daß Tiere zu denken versuchten.

14
    Doktor Moreau
    erklärt

    Und jetzt, Prendick, will ich es Ihnen erklären«, sagte Doktor Moreau, nachdem wir gegessen und getrunken hatten. »Ich muß gestehen, Sie sind der tyrannischste Gast, den ich je bewirtet habe. Ich warne Sie, dies ist das letzte, was ich tue, um Ihnen gefällig zu sein. Das nächstemal, wenn Sie mit Selbstmord drohen, werde ich nicht mehr tun,

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