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Die Insel des Mondes

Die Insel des Mondes

Titel: Die Insel des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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neben der Pflanze in der Erde. Und wieder fand ich goldene Teilchen, die wie blinkende Sonnenperlen zum Vorschein kamen.
    Meine liebe Florence, auf der Suche nach dem perfekten Duft hatte Deine Mutter Gold gefunden.

38
    Storax, frz. Styrax
    Liquidambar orientalis Miller ist ein Baum, der in Kleinasien und Syrien ganze Wälder bildet. Im frischen Zustande hat das Storaxbalsam oder flüssiger Storax genannte Produkt Salbenkonsistenz, ist sehr zähe, terpentinartig, mäusegrau oder grünlichgrau; im Alter erscheint er schwarzgrau und fester.
    S chritte rissen Paula aus ihrer Versenkung, gerade jetzt, wo sie bei dieser unglaublichen Enthüllung angekommen war. In ihr tobten die widersprüchlichsten Gefühle, und sie wollte, ja, sie musste diesen Brief zu Ende lesen, be vor sie in der Lage war, mit jemandem zu sprechen. Sie stand auf und sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, aber es war zu spät. Etwas in ihr hoffte, dass es Villeneuve wäre, aber seine Schritte klangen lauter als diese hier. Das war entweder Noria oder Morten.
    »Hier sind Sie also!« Morten sah auf den Brief in ihrer Hand und dann in ihr Gesicht.
    Sein ungewöhnlich sauberer Anblick brachte ihr zu Bewusstsein, wie unmöglich sie aussehen musste, zerfleddert und voller Blutflecken.
    Morten hatte in der Zwischenzeit seinen goldblonden Bart abrasiert, was seltsam nackt wirkte, denn unter dem Bart war die Haut viel blasser als im übrigen Gesicht. Er lächelte ihr so freundlich zu wie ganz am Anfang ihrer Reise, was sie freute, denn in den letzten Tagen hatte er meistens griesgrämig auf sie gewirkt.
    »Ich habe Ihnen noch gar nicht gedankt, dass Sie mich mit der Stange herausgezogen haben.«
    »Es war mir eine Ehre.« Er deutete eine leichte Verbeugung an und zeigte auf den Brief in ihrer Hand. »Ich wollte Sie nicht stören, aber wir haben uns Sorgen um Sie gemacht und sind losgezogen, um Sie zu suchen.«
    Paula errötete, sie hatte sich wirklich unmöglich benommen. »Es tut mir leid, ich habe Ihnen nichts als Ärger bereitet.«
    »Darf ich fragen, warum Sie in diesen Fluss voller Krokodile gesprungen sind?«
    Paula wedelte mit dem Brief in ihrer Hand. »Ich wollte nicht, dass meine einzige Verbindung zur Vergangenheit nass und damit unbrauchbar wird.«
    »Ist denn Ihre Vergangenheit so wichtig für Sie?«
    Paula errötete wieder. » Meine Vergangenheit eher weniger, aber die meiner Großmutter.« Und weil sie immer noch ganz durcheinander war von diesem Brief und nicht weiter darüber reden wollte, fragte sie ihn: »Und wie ist das bei Ihnen?«
    Morten starrte auf seine Schuhe und lächelte, als ob er sich an etwas ganz besonders Schönes erinnerte.
    »Nun, wir alle sind nicht denkbar ohne unsere Vergangenheit, auch wenn manch einer sie gern abschütteln würde. In diesem Punkt verstehe ich die Madagassen sehr gut.«
    »Aber man muss verhindern, dass die Vergangenheit allein die Entscheidungen unserer Gegenwart bestimmt.«
    »Das ist unmöglich.« Morten wollte noch mehr sagen, presste dann aber die Lippen zusammen.
    »Und warum sind Sie Missionar geworden?«
    »Es war eine gute Möglichkeit, hierher zu gelangen.«
    Verblüfft starrte Paula ihn an. Das war nicht die Antwort, die sie erwartet hatte, zu ihm hätte ein christliches »Der Herr hat mich dazu auserwählt« besser gepasst.
    »Und warum wollten Sie ausgerechnet hierherkommen?«
    »Ich wollte etwas wieder ins Lot bringen.«
    »Oh, das ist ein schöner Gedanke!« Paula lächelte ihn an und dachte an ihren ersten Eindruck von dem tapsigen Bär, der sich in der Zwischenzeit stark verändert hatte. Diese Reise hatte ihn verändert, er kam ihr viel älter vor und ernster.
    »Es freut mich, dass Sie meine Motive gutheißen.« Seine Lippen zuckten, als hätte er etwas Komisches gesagt, dann zwinkerte er ihr zu und deutete auf den Brief. »Und darf ich jetzt fragen, was Sie so lange von uns ferngehalten hat?«
    Paula wollte nicht einfach Nein sagen, was die Wahrheit gewesen wäre. Sie überlegte, wie sie sich aus der Affäre ziehen konnte, ohne grob zu wirken.
    »Es ist ein Brief meiner Großmutter, den ich eben erst entdeckt habe.«
    Sie hatte gehofft, das würde ihm genügen, aber Morten nickte ihr aufmunternd zu.
    »Ich habe nicht gewusst, dass er überhaupt existiert, und würde ihn gern zu Ende lesen.«
    »Sie sollten hier nicht allein sitzen. Ich leiste Ihnen Gesellschaft.«
    Auf keinen Fall, dachte Paula.
    »Sie haben recht, gehen wir zurück, ich muss mich auch dringend umziehen.«
    Sie

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