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Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages

Titel: Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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sagte er, und Roberto hatte den Eindruck, dass er diesen Namen benutzte, um ihn daran zu erinnern, dass er Ausländer war; zudem sprach er Französisch, obwohl er ja Italienisch mit ihm hätte sprechen können. »Ihr seid den Untugenden dieser Stadt und dieses Landes erlegen. Wie Seine Eminenz der Kardinal zu sagen pflegt, die übliche Leichtgewichtigkeit und Flatterhaftigkeit der Franzosen lässt sie die Veränderung herbeisehnen, weil sie am gegenwärtigen Stand der Dinge Überdruss empfinden. Einige dieser leichtgewichtigen Edelmänner, die der König jetzt auch um ihren Kopf hat erleichtern lassen, haben Euch mit ihren aufsässigen Reden verführt. Euer Fall ist so gelagert, dass er kein Gericht zu belästigen braucht. Die Staaten, deren Erhaltung uns überaus teuer sein muss, würden sehr bald Ruin erleiden, wenn man bei Verbrechen, die auf ihren Umsturz zielen, ebenso klare Beweise verlangen würde wie in gewöhnlichen Fällen. Vor drei Tagen seid Ihr im Gespräch mit Freunden von Cinq-Mars gesehen worden, die erneut hochverräterische Reden geführt haben. Der Euch bei ihnen gesehen hat, istvertrauenswürdig, da er sich in unserem Auftrag dort eingeschlichen hat. Und das genügt uns. Still«, kam er Roberto gelangweilt zuvor, »wir haben Euch nicht herkommen lassen, um Unschuldsbeteuerungen von Euch zu hören, also beruhigt Euch und hört mir zu.«
    Roberto beruhigte sich nicht, aber er zog einige Schlüsse: Zur selben Zeit, als Lilia seine Hand berührt hatte, war er anderswo beim Konspirieren gegen den Staat gesehen worden. Mazarin war so überzeugt davon, dass die Idee eine Tatsache wurde. Allenthalben tuschelte man, dass Richelieus Zorn sich noch nicht gelegt habe, und viele fürchteten, als Opfer eines erneut zu statuierenden Exempels ausgewählt zu werden. Wie immer es kam, dass gerade Roberto ausgewählt worden war, in jedem Fall war er verloren.
    Er hätte darüber nachdenken können, dass er oftmals, nicht nur an jenem Abend vor drei Tagen, beim Verlassen des Salons Rambouillet sich noch ein Weilchen mit anderen unterhalten hatte, dass unter seinen Gesprächspartnern leicht ein Vertrauter von Cinq-Mars gewesen sein konnte, dass also, wenn Mazarin ihn aus irgendeinem Grunde verderben wollte, es genügt hätte, einen beliebigen Satz, der ihm von einem Spion hinterbracht worden war, böswillig zu interpretieren ... Aber natürlich waren Robertos Gedanken anderer Art und bestätigten seine Befürchtungen: Jemand hatte an einer aufrührerischen Versammlung teilgenommen und sich dabei sowohl seiner Gestalt wie auch seines Namens bedient.
    Ein Grund mehr, eine Verteidigung erst gar nicht zu versuchen. Unerklärlich blieb nur, warum – wenn er schon verurteilt war – der Kardinal sich die Mühe machte, ihn über sein Schicksal aufzuklären. Er war hier offenbar nicht der Empfänger irgendeiner Botschaft, sondern die verschlüsselte Botschaft selbst, das Rätsel, das andere, die noch an der Entschlossenheit des Königs zweifelten, entschlüsseln sollten. Er wartete schweigend auf eine Erklärung.
    »Seht Ihr, San Patrizio, wenn wir nicht Träger jener kirchlichen Würde wären, mit der uns der Papst und der Wunsch des Königs vor einem Jahr beehrt haben, würden wir sagen, es war die Vorsehung, die Eure Unklugheit gelenkt hat. Ihr seid schon seit einiger Zeit beobachtet worden, da wir uns gefragt haben, wie wir von Euch einen Dienst verlangenkönnten, den Ihr bisher in keiner Weise verpflichtet wart uns zu leisten. Wir haben Euren Fehltritt vor drei Tagen als eine einzigartige Gabe des Himmels betrachtet. Jetzt werdet Ihr uns etwas zu verdanken haben, und damit hat sich unsere Lage verändert, um nicht von der Euren zu reden.«
    »Euch etwas zu verdanken?«
    »Euer Leben. Natürlich liegt es nicht in unserer Macht, Euch zu vergeben, aber wir können eingreifen. Sagen wir, Ihr könntet Euch der Schärfe des Gesetzes durch Flucht entziehen. Nach ein oder zwei Jahren wird die Erinnerung des Zeugen sicher nicht mehr so genau sein, und er wird schwören können, ohne seine Ehre zu beflecken, dass nicht Ihr der Mann wart, den er vor drei Tagen gesehen hat. Und es könnte sich herausstellen, dass Ihr zu jener Zeit ganz woanders Tricktrack gespielt habt mit Hauptmann de Bar. Und so könnte Euch – wohlgemerkt, wir entscheiden noch nichts, wir nehmen nur an, und es könnte auch das Gegenteil eintreten, doch wir vertrauen auf unsere richtige Sicht –, so könnte Euch volle Gerechtigkeit widerfahren und die

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