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Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages

Titel: Die Insel des vorigen Tages - Eco, U: Insel des vorigen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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wir haben uns die Herrschaft über Martinique und Guadeloupe gesichert und über viele jener ›Inseln von Peru‹, wie sie der Kardinal gerne nennt. Wir haben begonnen, Handelskompanien zu gründen, wenn auch noch nicht mit vollem Erfolg, denn leider gibt es in den Vereinigten Provinzen, in England, Portugal und Spanien keine Adelsfamilie, die nicht wenigstens einen der Ihren unter denen hat, die ihr Glück auf See versuchen, nicht jedoch in Frankreich. Und so kommt es, dass wir zwar vielleicht genügend über die Neue Welt wissen, aber nur wenig über die Allerneueste. Colbert, zeigt unserem Freund, wie leer an Land die andere Hälfte dieses Globus sich noch darstellt.«
    Der junge Mann drehte den Globus, und Mazarin lächelte betrübt: »Leider ist dieser enorme Ozean nicht aufgrund einer stiefmütterlichen Natur so leer, sondern weil wir zu wenig von ihrer Großzügigkeit wissen. Doch nachdem eine westliche Route zu den Molukken entdeckt worden ist, geht es nun genau um dieses riesige unerforschte Gebiet zwischen der Westküste des amerikanischen Kontinents und den letzten östlichen Vorsprüngen Asiens. Ich spreche von dem Ozean, den die Portugiesen den Stillen genannt habenwollten, in welchem sicherlich jene Terra incognita australis liegt, von der wir nur einige wenige Inseln und einige vage Küsten kennen, aber genug, um zu wissen, dass sie märchenhafte Reichtümer beherbergen muss. Und in jenen Gewässern treiben sich jetzt und schon seit langem zu viele Abenteurer herum, die nicht unsere Sprache sprechen. Unser Freund Colbert liebäugelt mit der Idee einer französischen Präsenz in jenen Meeren, die wir nicht bloß für eine jugendliche Schrulle halten. Zumal wir annehmen, dass der erste, der seinen Fuß auf eine Terra australis gesetzt hat, ein Franzose war, nämlich der Seigneur de Gonneville, und das sechzehn Jahre vor Magellans Unternehmung. Leider hat jener wackere Edel- oder Kirchenmann es versäumt, auf den Karten den Ort festzuhalten, den er betreten hat. Können wir annehmen, dass ein braver Franzose so nachlässig war? Nein, gewiss nicht, es lag daran, dass man in jener fernen Zeit nicht wusste, wie ein bestimmtes Problem zu lösen war. Aber dieses Problem – und Ihr werdet Euch wundern, wenn Ihr hört, welches – ist auch für uns noch ein Geheimnis geblieben.«
    Er machte eine Pause, und Roberto begriff, dass sie, da Colbert ebenso wie der Kardinal wenn nicht die Lösung des Rätsels, so doch zumindest seinen Namen kannten, allein für ihn bestimmt war. Es schien ihm gut, den Part des atemlosen Zuhörers zu spielen, und so fragte er: »Und welches ist das Geheimnis, bitte sehr?«
    Mazarin sah Colbert bedeutungsvoll an und sagte: »Es ist das Geheimnis der Längengrade.« Colbert nickte mit ernster Miene.
    »Für die Lösung dieses Problems des Punto Fijo oder Fixen Punktes«, fuhr der Kardinal fort, »hat bereits Philipp II. von Spanien vor siebzig Jahren ein Vermögen geboten, und Philipp III. hat sechstausend Dukaten als Dauerrente und zweitausend auf Lebenszeit versprochen, und die Generalstaaten der Niederlande boten dreißigtausend Gulden. Auch wir haben nicht mit Geldern für tüchtige Astronomen gespart ... Apropos, Colbert, dieser Doktor Morin, den lassen wir jetzt schon acht Jahre lang warten ...«
    »Eminenz, Ihr selbst wart doch überzeugt, dass diese Sache mit der Mondparallaxe eine Chimäre sei ...«
    »Ja, aber um seine höchst zweifelhafte Hypothese aufzustellen, hat der Mann sehr gründlich alle anderen studiert und kritisiert. Lassen wir ihn an diesem neuen Projekt teilhaben, er könnte dem Signor di San Patrizio vieles erklären. Man biete ihm eine Rente an, es gibt nichts Besseres als Geld, um die guten Absichten zu stimulieren. Sollte seine Idee ein Körnchen Wahrheit enthalten, werden wir es leichter haben, uns ihrer zu versichern, und in der Zwischenzeit vermeiden wir, dass er im Gefühl, von seinem Vaterland abgewiesen worden zu sein, den Lockungen der Holländer nachgibt. Mir scheint, es sind gerade die Holländer, die, als sie die Spanier zögern sahen, mit diesem Galilei zu verhandeln begonnen haben, und wir täten gut daran, bei dieser Sache nicht draußen zu bleiben ...«
    »Eminenz«, sagte Colbert zögernd, »wird sich zu erinnern belieben, dass Galilei Anfang dieses Jahres gestorben ist ...«
    »Ach wirklich? Beten wir zu Gott, dass er jetzt glücklicher ist, als er's im Leben war.«
    »Und auch seine Lösung erschien zwar lange Zeit als die endgültige, aber

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