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Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens (German Edition)

Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens (German Edition)

Titel: Die Insel oder Rechtfertigung des sinnlosen Reisens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wassili Golowanow
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Vögel unsre Rettung, Schneehühner und Gänse. Die gab es reichlich. Ich hab große Beute gemacht, habe eine Unmenge Gänseeier zusammengesammelt. Die packt man dann in kalten Sand, einzeln. Bis August haben wir dann Eier gegessen.
Nichtsnutzige Leute
.
    Einmal habe ich einen Hakenstock gemacht. Kommt Pawel, der Hirte, und fragt:
    »Wozu brauchst du so einen langen Hakenstock?«
    »Wie: wozu? Na, zum Renefangen.«
    »Mit einem Hakenstock?«
    »Ja, statt dem Tynsej.«
    »Machst du da nicht das Fell mit kaputt?«
    »Warum sollte ich? Das Ren spürt doch den Schmerz, da zerrt es nicht.«
    Ich hab bloß einen Scherz gemacht. Aber nachher hab ich gehört, dass der Pawel sich doch wirklich einen Hakenstock gemacht hat und ein Ren gefangen damit. Sowie das Tier den Schmerz im Rist spürt, zerrt es wie wild, und zuletzt hat es sich ein Stück Fleisch rausgerissen, dass es mächtig geblutet hat …
    War sehr beschränkt, der Pawel.
    Er hatte einen schönen fetten Menurej 65 in seiner Herde, der Pawel, weshalb ich bei mir dachte, sollte man doch schlachten. Sag ich drum zum Pawel: »Der Menurej, der ist ein Trumm, mit dem werden wir nicht zu zweit fertig, der macht uns zum Krüppel … Komm, wir tauschen, ich geb dir eins von meinen Tieren …« Da hat sich der Pawel schrecklich gefreut. Ich hab ihm ein kleines Tier gegeben, und kaum war er weg, hab ich den Menurej eingefangen und geschlachtet. Ein starker Chora oder Menurej ist gefährlich, natürlich, und du musst ihm das Wurfseil um die Brust werfen, wenn du ihn fängst. Und zerren tut er natürlich lange. Aber eigentlich wird man mit jedem Tier fertig. War schon ein einfältiger Kerl, der Pawel.
    Eines Tages hat er sich ein neues Gewehr gekauft. Aber wie er den ersten Schuss abfeuern will, da bleibt die Kugel mit der Hülse im Lauf stecken. »Was mach ich jetzt?« – »Mit einem Ladestock rausstipsen.« Hat es der Pawel mit der Angst gekriegt: »Oje, bloß nicht!« – und das neue Gewehr in den nächsten See geworfen.
    Das haben Nachbarn gesehen und beim nächsten Lagerplatzwechsel ein Netz ausgeworfen, das Gewehr rausgefischt und die Kugel mit einem Ladestock entfernt. Ein gutes Gewehr, erwies sich.
    Es gibt Rentierhalter, das fasst du nicht. Einer hat mal ein Ren eingefangen, und damit es nicht wegläuft und er es wieder einfangen muss, hat er es für die Nacht gefesselt. Am Morgen wars krepiert. Sogar das Fleisch hat er wegwerfen müssen, konnte nur noch das Fell abziehen. Der Kostja (meiner Frau ihr ältester Bruder) war ein ganz Fauler. Wir haben ihm geholfen und geholfen, aber es war ein Fass ohne Boden. Der kam schon mal mit der ganzen Familie, sich richtig durchfuttern, und wenn sie dann endlich satt waren, hab ich ihnen noch ein Fass gepökeltes Gänsefleisch und einen halben Sack Zwieback mitgegeben.
    Einmal, da hab ich Kostja im Frühling Rene gegeben, damit er auf Jagd gehen kann. Ich hab zu ihm gesagt: »Nimm sie ruhig ran, die sind stark.« Kommt er abends mit leeren Händen zurück. »Nichts gefangen?« – »Nein.« – »Nicht mal eine Ente?« – »Nein.« – »Auch kein Schneehuhn?« – »Nein.« Wie sich rausstellte, ist Kostja die ganze Zeit auf dem Schlitten hocken geblieben, statt zu pirschen. Na, und da hat er nichts erlegt.
    Einmal wollte Kostja drei Zwei-Meter-Hölzer transportieren. Er spannte drei von unsern Renen vor, dazwischen eins von seinen. Aber irgendwie scheuten die Tiere, der Schlitten kippte um und ging entzwei unter den Stämmen. Kostja tobte, spannte um, sah mich an: »Na, Nikita, jetzt hetz ich dir deine Tiere zu Tode.« Als ob die Rene Schuld wären. Aber ich hab nichts gesagt. Und weg war er. Unsern Renen ist nichts passiert, das waren junge Weibchen. Aber sein Tier hat er so geschunden, dass es nachher auf zwei Beinen lahmte.
    Es war zwecklos, ihm zu helfen.
    Wie die Faktoreiherde aus der Taufe gehoben wurde, da wollten alle reinschnuppern mit einem Ren, um es gegen ein fetteres einzutauschen. Stück gegen Stück. Ich bin auch mal hin, brachte ein Weibchen und wollte dafür einen Chora oder Menurej, aber hab ihn nicht gekriegt. »So siehst du aus«, haben sie gesagt, »willst noch ein Tier, dabei hast du schon so viele.«
    Und wie wurde da gearbeitet, in der Faktoreiherde?
    Einmal, als der Hirte Nikon um Lebensmittel nach Bugrino gefahren ist, hat er seinen Verwandten dort ein großes kräftiges Schlachtren mitgebracht.
    Vom Lagerplatz ist er ohne los, aber angekommen ist er mit – wie geht das?
    Nun, er hatte ein Ren aus

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