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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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weißen Hyazinthen standen in Blüte. Die Kirschbäume schäumten über in weißem Blust. Wir aßen zum erstenmal selbstgesammelte Muscheln und verliebten uns von neuem in unsre Insel.
    Muscheln ausgraben ist etwas ganz Besonderes. Es ist eine unerwartete Zugabe, wie wenn man eine schöne Tochter hat, die außerdem mit der Wünschelrute umzugehen versteht. Ich erinnere mich noch heute jenes ersten Aprilmorgens, als die Möwen vor dem ritterspornblauen Himmel Haschen spielten und der Sund wie ein zersplitterter Spiegel in der Sonne gleißte. Der Strand dehnte sich weit hinaus in der Ebbe, und der Sand dampfte und fühlte sich für die nackten Füße schön warm an.
    «Wartet, bis sie spritzen!» mahnte Joan, aber Anne und ich konnten nicht warten. Wir gruben an den falschen Stellen tiefe Löcher und fanden nichts als Indianermuscheln. Don und Joan warteten, bis sie sie spritzen sahen, und dann fanden sie große, milde Buttermuscheln. Als unser Korb halb voll war, gingen wir an der Landestelle vorbei bis zum Felsenstrand, wo auch die kleinen Halsmuscheln gedeihen. Sie leben dicht an der Flutgrenze und nahe der Oberfläche, doch zuerst mußten wir tonnenweise Felsbrocken wegräumen, ehe wir graben konnten. Unter jedem Felsbrocken, den wir hoben, waren Nester von purpurnen Strandkrabben, die der Sonnenschein in panischen Schrecken versetzte, so daß sie, wie Menschen bei einem Erdbeben, im Kreise und gegeneinander rannten. Die kleinen Halsmuscheln wachsen zu viert oder fünft in Büscheln.
    Das Dumme beim Muschelgraben ist, daß man nicht mehr aufhören kann. Immer ist noch eine Stelle da, die man gern untersuchen möchte. Als wir den Eimer gefüllt hatten, sagte Joanie: «Bloß noch mal da drüben bei den hohen Felsen probieren!» Also gruben wir und fanden noch mehr. Dann wollte Andy ‹bloß ein einziges Mal› dicht am Wasser probieren. Dann sah Don ganz dicht vor der Landestelle eine Menge Spritzer, und bald hatten wir außer dem Eimer auch noch ein Holzkistchen voll und waren so müde, daß wir uns auf einem Stück Treibholz ausruhen mußten, ehe wir den Heimweg antraten.
    In der Aufregung und dem allgemeinen Jagdeifer gräbt man nämlich mehr Land um, als wenn man einen Riesengemüsegarten umgraben müßte, ganz zu schweigen von den schweren Felsbrocken, die man hochhebt. Und die Müdigkeit macht sich erst bemerkbar, wenn man auf dem Rückweg ist. Dann aber ist einem zumute, als habe man vergessen, Taucherschuhe auszuziehen.
    Ich finde, gedämpfte Muscheln müssen heiß mit geschmolzener Butter und nur mit geschmolzener Butter serviert werden. Das Aroma frisch gegrabener Muscheln ist sehr zart und geht bei so robusten Würzen wie Knoblauch, Essig oder Worcestersauce verloren. Muscheln essen wir am liebsten in Gesellschaft Erwachsener. Es ist kaum auszuhalten, was Kinder beim Muschelessen dauernd zu fragen haben. «Was ist das kleine grüne Ding hier, Mommy?» – «Ißt man dies scheußliche Schwarze auch?» – «Ist das hier etwa ein Wurm?» Um übrigens den Sand aus den Muscheln herauszubringen, ist es am besten, sie eine Stunde in Seewasser stehen zu lassen. Früher riet mir jeder, sie in Süßwasser mit Maismehl zu legen. Aber wenn die Muscheln in dieser Brühe lagen, dachten sie gar nicht daran, den Sand auszuspülen: sie streckten mir höchstens die Zunge heraus und behielten den Sand bei sich.
    Hier ist ein gutes Rezept für Muschel-Chowder: vier Tassen Buttermuscheln aus der Schale lösen und gründlich waschen. Mit den Muscheln verrühren: eine gute Paprikaschote, ein Bündel grüne Zwiebeln, sechs Scheiben Speck, zwei große geschälte Kartoffeln und einen Strauß Petersilie. Alles in einen großen Kochtopf schütten, einen Butterwürfel und Wasser zufügen und kochen lassen, bis die Kartoffeln weich sind. Abschmecken mit Milch, grob gemahlenem Pfeffer und Salz. Mit gebuttertem Röstbrot essen.
    Wir waren stolz, daß wir in unsrer Nachbarschaft den besten Muschelstrand hatten, und es machte uns Freude, die Nachbarn und sogar Fremde daran teilhaben zu lassen. Eines Sommermorgens erschienen zwei schmucke alte Jüngferlein, die ihren Lunch in einem Schuhkarton bei sich trugen, klopften an unsre Küchentür, erklärten schüchtern, daß sie den Weg von der Landungsbrücke hergelaufen seien, und baten um Erlaubnis, auf unserm Strand zu picknicken. «Wir lassen kein Fetzchen Papier herumliegen», sagten sie. «Und wir rauchen und trinken nicht und zünden auch kein Feuer an.» Nach einiger Zeit erschien die

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