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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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hatte er: Petroleum, mehrere Büchsen Rindsgulasch, das wie Hundefutter schmeckte, Bonbons, Kaugummi, Nagellack, Post, Whisky, Schnitzel, Speck, Eier, Büchsenmilch, Streichhölzer, Salat, Kaffee und Nudeln.
    Die Nudeln hatte er mitgebracht, weil es ihm aufgefallen war, daß unser Vorrat etwas zusammenschrumpfte. Ein Armee-Jeep hatte ihn auf dem Hin- und Rückweg mitgenommen. Er hatte Heizöl für die Orchideenzüchterei geliefert und dadurch für mehrere Millionen Dollar Orchideen gerettet. Der Grund, weshalb Don trotzdem so lange gebraucht hatte, war seltsam: er war in der Weinhandlung eingesperrt worden. Der eigentliche Besitzer war krank und nicht dagewesen, und ein sehr versierter Freund hatte ihn vertreten und alle Kunden eingesperrt, weil sie sich angeblich aufsässig benommen hatten.
    «Es ist gar nicht so übel, in einer Spirituosenhandlung eingesperrt zu sitzen, wenn’s draußen schneit», sagte Don träumerisch.

In den Schoß gefallen
    Es gab während dieses langen, trüben, dunklen Winters sehr oft Tage, an denen ich mich fragte, was mir an dieser widerlichen Insel eigentlich so gut gefallen hatte. Und dann hätte ich am liebsten ein Zelt in der Stadt aufgeschlagen, vielleicht in einem warmen hellen Kino. Ja, in einem erstickend heißen Kino.
    Der Kaminplatz in unserm Wohnzimmer war sehr groß. Sein Rachen faßte mühelos acht große Holzkloben oder drei Sack Borke oder zehn zusammengequetschte große Pappkartons oder drei ganze Orangenkisten oder 62 gebündelte Zeitschriften. Ehe wir ins Haus einzogen – als wir nur zu Besuch bei den Hendersons waren – fiel es mir auf, daß die Hendersons winzige Feuer in der einen Ecke des freundlichen großen Kaminschlundes unterhielten. Ich fand das von den Hendersons knickerig und ungemütlich, und von da an hieß bei uns jedes kleine geizige Feuerchen nach Mrs. Hendersons Vornamen ein ‹Emmy-Feuer›.Es war zu der Zeit, als wir gerade Einzug gehalten hatten und ehe wir begriffen, daß Holz, das Beschaffen und Brennen von Holz, unser ganzes Dasein beherrschen würde.
    Zuerst schien es so lustig, Holz zu beschaffen. Ein Ausflug. Ein fröhliches Familienfest. Und obendrein umsonst. Nicht länger waren vierzehn Dollar fürs Bündel zu bezahlen. Wir brauchten nichts weiter zu tun als an den Strand hinunterzugehen, der vor der Haustür lag, und es aufsammeln, oder in den Wald hinauf, der hinter dem Hause lag, und es bergab rollen. Wir hatten Erlen und Tannen und Zedern, brauchten nur zu sammeln oder abzuhacken und taten es großzügig. Wir unterhielten große MacDonald-Acht-Kloben-Feuer in beiden Kaminen und dem Herd (keine Emmy-Feuer bei uns!) und brannten sie von morgens früh bis abends spät, und das Haus wurde richtig schön durchgewärmt. Wenn wir weniger begeistert und etwas aufmerksamer gewesen wären, hätte es uns auffallen müssen, wie die Deckenbalken und Holzwände knisterten und krachten, und hätten daraus die Lehre ziehen können, daß unser Haus an solche Hitze nicht gewöhnt war. Doch wir waren so glücklich inmitten unseres neuen Daseins, und es war ja erst Oktober mit so vielen schönen Tagen und so vielen Borke-Flutwellen, und wir hielten einen Holzstoß an der Ufermauer, der einen Umfang von zwei mal vier Meter hatte, für sehr groß, und wir unterhielten große Freudenfeuer, bis die Schlote heiß waren und wir behaglich im Eßzimmer essen konnten und nur einen Sweater dabei zu tragen brauchten. Dann wurden die Tage kürzer. Zur gleichen Zeit wurde weniger oft Borke angeschwemmt, und das Wetter wurde kühler und feuchter. Don und Joan, die beiden Holzsammler, sprachen des öfteren von Emmy Henderson als einer gescheiten kleinen Frau. Sie nannten es ein Eßzimmerfeuer, wenn sie auf dem Rost drei Zahnstocher, einen alten Besen und eine Zeitschrift liegen hatten. Anne und ich begannen die Teller vorzuwärmen, bis sie braun wurden und das Essen auf ihnen brutzelte. Wir trugen jeder zwei und drei und vier Sweater übereinander. Vor dem Nachtessen füllten wir die Wärmflaschen mit kochendem Wasser aus dem Teekessel und steckten sie in die Betten. Erkältet waren wir nie, aber gemütlich war’s auch nicht. Es war, als lebten wir in einem Bergwerk: düster und kalt und feucht, wenn wir aufstanden, düster und feucht und kalt, wenn wir zu Bett gingen. Hund und Katze durften auf allen Sesseln und Sofas schlafen, weil sie sie anwärmten.
    Dann eines Tages war der Frühling da! Die Weiden wehten wie mit frischgewaschenem Blondhaar im Sonnenschein. Die

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