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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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nichts verbrennt, selbst wenn die Kerze einen Meter lang und aus echtem Wachs ist. Wir konnten nicht Grammophon spielen, weil der Plattenspieler elektrisch angetrieben wurde. Und ohne Licht konnte ich weder den Shakespeare suchen noch Teppiche weben.
    Zwar konnten wir Bridge spielen, aber das war für mich kein Hochgenuß, da ich die einzige war, die es richtig konnte, und meine Schüler wollten sich nichts beibringen lassen; obendrein schlief der eine ständig darüber ein und die beiden andern kabbelten und stießen sich unter dem Tisch. Schließlich bestand unser Dasein aus Schlafen, Essen, Lesen, Holzholen und Einander-gegenseitig-auf-die-Nerven-Fallen. Selbst das Essen verlor den sonstigen Reiz, und wenn ich gefragt wurde, was ich koche, und es ihnen sagte, dann konnte ich mit Sicherheit auf mindestens ein Nasenrümpfen zählen. Das rührte daher, daß wir als ‹Stoff› nur Hundefutter, Katzenfutter und Nudeln besaßen. Nudeln schienen einfach kilometerlang vorhanden zu sein.
    Als ich eines trübseligen Morgens in der Küche stand und eine Schüssel mit Nudeln, das Katzenfutter und ein paar Kerzenstümpfe betrachtete, berichtete Don, daß der Whisky zur Neige ginge. Er erbot sich, nach Vashon zu waten und etwas Vorräte einzukaufen.
    Ich sagte, ich könne eine Liste auf stellen, aber er meinte, ich solle mir die Mühe sparen, er wisse, was wir brauchen und auch, wieviel in den Rucksack hineinginge und wieviel seine müden Schultern tragen könnten. Natürlich platzten die Mädchen dazwischen und verlangten, daß er ihnen so unbedingt lebensnotwendige Dinge wie Hormon-Creme, Filmzeitungen, Lockennadeln und Spanisch-Rosa-Nagellack mitbrächte. Nach mancherlei Hin und Her und einigen Tränen versprach Don, er würde auf keinen Fall das Petroleum vergessen. Er würde Bonbons und Kaugummi mitbringen. Er würde Lockennadeln kaufen. Er würde bestimmt keine Hormon-Creme, keine Filmzeitung und keinen Nagellack mitbringen. Er würde an die Post denken. Er würde die Streichhölzer nicht vergessen.
    Wir verpackten ihn warm und winkten ihm nach, während er den Strand entlangstampfte, wo der Wasserfall zu Eis gefroren war und die Bäume in dicke Schneehalstücher gehüllt waren. In Gedanken glaubte ich beinahe das Geheul der Wölfe zu hören.
    Während Dons Abwesenheit brachte die Flut eine Unmenge Borke herein, und die beiden Kinder und ich füllten stundenlang Säcke mit Borke, schleppten sie den Strand entlang und türmten sie auf die Ufermauer. Dann zerrten wir je einen Sack den Pfad hinauf und bis zum Haus. Als das Feuer im Kamin so heiß und hell loderte, wie nur in Salzwasser eingeweichte Tannenborke zu brennen vermag, machte ich uns eine Kanne Kaffee.
    Beim Kaffeetrinken erzählte Joan mit sichtlichem Neid von ihrer Freundin Evelyn, die daheim Lehmfußböden hätte, welche nie gefegt zu werden brauchten, und Anne beschrieb bis in jede Einzelheit das erträumte neue Abendkleid, das aus schwarzem Seidensamt, schulterfrei und ganz eng sein sollte. Joan erzählte, daß Evelyns Vater oft sehr gute Stellen hatte, aber nie stand er auf gutem Fuße mit der Polizei, und deshalb war er immer wieder stellenlos. Anne sagte, daß zwei Mädchen aus ihrer Klasse Zigaretten rauchen dürften. Joan erzählte, daß Evelyns indianische Freundin, die jedes Jahr zur Obsternte aus Kanada kam, in Swansons Hühnerhaus ein Baby bekommen habe, einen süßen kleinen Jungen. War das nicht beneidenswert? Anne sagte, daß man mit dreizehn Jahren wirklich alt genug sei, um mit Zigarettenrauchen zu beginnen, vorausgesetzt, man könne mit einem Zigarettenhalter umgehen. Ich fragte sie, ob sie eine Zigarette probieren wolle, und sie willigte freudig ein, Joan desgleichen. Sie husteten und würgten sich durch zwei Stück. Ich stellte voller Staunen fest, daß Joan einige Routine hatte.
    Als die letzte Träne abgewischt und der letzte kleine Stummel ausgedrückt worden war, sagte die weise Mama Betty MacDonald: «Und wenn euch wieder einmal nach Rauchen zumute ist, Kinderchen, dann tut’s in meiner Gegenwart!»
    «Weshalb?» fragte Joan. «Macht’s dir Spaß, zuzuschauen?»
    «Ach nein», erklärte ich schnell. «Nur liegt mir daran, daß ihr Fragen wie das Rauchen und so weiter mit Don und mir besprecht. Ich möchte nicht, daß ihr denkt, ihr müßtet Heimlichkeiten vor uns haben.»
    Daraufhin sahen beide Kinder so schuldbewußt drein, daß sie mir leid taten und ich schnell das Zimmer verließ.
    Don kam in der Abenddämmerung zurück. Bei sich

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