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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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Gegengift bekannt) noch den Fliegenpilz hatte (angeblich in Rußland als Speisepilz verwendet, erregt jedoch Brechreiz und verursacht viele Todesfälle). Doch ohne Farbtafeln konnte ich nicht entscheiden, ob ich den Tinten-Koprinus (eßbar) oder den Hunds-Kortinarius hatte, über dessen Giftigkeit oder Eßbarkeit das Pilzbuch sich freundlicherweise ausschwieg.
    Da ich in ausgelassener Stimmung war, setzte ich eine eiserne Pfanne auf den Herd, tat reichlich Butter hinein und begann, die Pilze zu waschen und in Scheibchen zu schneiden. Sie hatten so nettes, festes Fleisch und einen angenehm würzigen, durchaus nicht giftigen Duft, also füllte ich die ganze Pfanne voll. Als ich glaubte, sie seien gar, häufte ich sie appetitlich auf braune, knusprige Röstbrotschnitten und bot sie Anne und Don und Joanie an, die am Küchentisch saßen und zufrieden ihre Gemüsesuppe löffelten und, wie Don sagte, «durchaus nicht erpicht waren, statt dessen zu giftigen Pilzschnitten überzugehen, einerlei, wie knusprig das Röstbrot ist.» Woraufhin ich ihnen erklärte, sie seien einfach albern, und sie sollten doch bedenken, wieviel wir zu Hause über Pilzesuchen bei meinem Papa gelernt hatten. Don erwiderte: «Sicher, sicher», und aß seelenruhig weiter Gemüsesuppe. Trotzig aß ich alle Pilze alleine auf und nahm mir sogar noch ein zweites Mal zu. Sie schmeckten ein ganz klein bißchen wie eßbare Pilze, zum größten Teil jedoch wie in übermangansaurem Kali aufgeweichter Pappkarton. Ich sagte zu Don und den Kindern: «Das Aroma ist nicht sehr kräftig, eher milde, aber es gibt so viele von dieser Sorte, und sie behalten beim Kochen ihre Form. Deshalb möchte ich von jetzt an nur noch diese sammeln.»
    «Möchtest du ein Stück frischen Apfelkuchen?» fragte Anne.
    «Nein, danke», lehnte ich kühl ab, «die Pilze waren so sättigend.»
    Ich trank gerade meine zweite Tasse Kaffee, als mir plötzlich ohne jedes mahnende Anzeichen vollkommen schwarz vor den Augen wurde. Ich rief: «Mein Gott, die Pilze!» und versuchte vergebens, mir ins Gedächtnis zu rufen, ob giftige Pilze eine Säure oder Alkalivergiftung bewirken und was der Drogerie-Kalender in solchen Fällen zu tun empfahl. Ich kam nur noch drauf, daß Torfmoos sauer und Holzasche alkalisch wirkt.
    Anne sagte gefaßt: «Steck den Finger in den Hals!»
    Don sagte: «Trink Olivenöl, sonst nichts, bis ich den Doktor angerufen habe», und lief zum Telefon. Doch das war, wie meistens, vergebene Liebesmüh, da die überbesetzte Linie von jemand anders mit Beschlag belegt war. Er stürzte also in die Küche zurück und fragte: «Wie fühlst du dich?»
    «Als ob mir jemand ein schwarzes Kissen aufs Gesicht drückt!» sagte ich. «Ob ich Senfwasser trinken soll?»
    «Steck den Finger in den Hals!» riet nun auch Joan.
    «Trink Olivenöl», sagte Don.
    Ich trank also Olivenöl, steckte den Finger in den Hals und fühlte mich sofort besser. Don versuchte wieder, den Arzt anzurufen, aber das Telefon war immer noch besetzt, wir konnten es mitanhören. Nachdem jemand drei angewurzelte Kamelienstecklinge versprochen und ein Rezept für auf kaltem Wege zubereitete Kuchen mitgeteilt hatte, war das Telefon frei, und Don erwischte den Doktor, der Don sagte, er solle mich in seine Sprechstunde bringen. Auf dem Wege dorthin wurde mir wieder ganz schwarz, und der Schweiß rann mir in die Augen.
    Der Doktor ließ mich eine Stunde warten, sah mir dann in die Augen, maß meinen Blutdruck und hielt mir eine Predigt über die Gefahren, unbekannte Pilze zu essen. Als ich ging, rief er mir fröhlich nach: «Wenn Sie innerhalb der nächsten acht Stunden die Besinnung verlieren sollten, lassen Sie mich holen, doch dann ist’s wahrscheinlich schon zu spät.»
    Der Drogist sagte mir, ich hätte Mineralöl anstatt Olivenöl trinken müssen, da Olivenöl von den Darmwänden aufgesaugt und verdaut wird, das mineralische Öl jedoch gleitend wirkt.
    In einem andern Geschäft trafen wir einen Farmer, eine italienische Grußbekanntschaft Dons. Er sagte: «Die Pilze waren nicht giftig. Im Herbst ist kein Pilz giftig. Meine Frau ist zwei-, dreimal dem Tode nahe gewesen, aber immer von Frühlingspilzen. Und wenn sie Pilze ißt, trinkt sie immer Olivenöl.»
    Außer der Nahrung, die uns der Strand schenkt, ernten wir auch noch regelrechtes Strandgut. Wunderbar waren die Funde im ersten Kriegsjahr, als Kaffee das große Problem und Zigaretten oft unerhältlich waren.
    Wir hatten einen schlimmen Sturm mit hohen Wellen

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