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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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Strandhemden, waren aber alle vier naß bis zum Halse, und ganz voll Schlamm und Sand. Ein paar Nachbarkinder kamen in einem Kahn vorbei, sahen, daß wir an einer Geoduck gruben und verbreiteten das Gerücht in der ganzen Bucht. Leute kamen herbei und sahen uns zu, bis wir etwa fünfzehn Zuschauer hatten. Wir wagten nicht, aufzuhören oder innezuhalten, weil die Flut immer näher kam. Einer von uns hielt dauernd den Hals umklammert. Die Grube war schon der reinste Krater, und es war fast Mittag geworden, als Don endlich mit mächtig schmatzendem Geräusch die Geoduck aus dem nassen Sand zog.
    Es war eine sehr große. Die längliche Schale, die mit einer schmutzigen, gelben, runzligen Haut bedeckt war, maß etwa zwanzig Zentimeter Länge und zwölf Zentimeter an Breite. Sie wog mindestens fünf Pfund. Nachdem alle unsere Zuschauer sie genau betrachtet und uns erzählt hatten, wie sie Geoduck zubereiteten, wie Tante Eulalia Geoduck zubereitet hatte, weshalb sie Geoduck nicht gerne aßen und so weiter, nahmen wir sie mit nach Hause, holten sie aus der Schale, häuteten den Hals und entfernten den Magen. Dann gab ich alles in die Hackmaschine, das Fleisch, ein Dutzend Sodacracker, eine Handvoll Petersilie, fügte ein paar geschlagene Eier und groben Pfeffer hinzu und formte Bällchen und bräunte sie in Butter in der Bratpfanne. Sie schmeckten himmlisch und hatten ein mildes, nußartiges Aroma, etwa wie Kammuscheln oder Abalone.
    Ich spreche so leichtfertig von Tintenfisch, und daß er auch einen Teil unserer Strandernte bilde. Doch eigentlich war der einzige Tintenfisch – ich meine jetzt den zehnarmigen – den ich je gegessen habe, in Seattle auf dem Markt gekauft worden. Ein paarmal, wenn wir unten am alten Landesteg waren und Barsche angelten, bekamen wir auch ganz kleine Oktopoden und Tintenfische an die Angel (der Unterschied zwischen den beiden besteht darin, daß der Oktopode acht und der Tintenfisch zehn Arme hat), doch keiner von uns, Don mit inbegriffen, war so grausam und wollte sie essen. Wenn Tintenfische zu lange gekocht werden, schmecken sie übrigens genau wie ein in Butter gebratener Gummihandschuh.
    Mit anderem Seegetier haben wir auch oft große Mühe gehabt, und von manchen behauptet Don, selbst wenn sie wie eine Mischung aus Trüffeln und hundertjährigem Cognac schmeckten, könnten sie ihm doch gestohlen bleiben. Krabben, Indianermuscheln, Garnelen finden wir reichlich, und sie schmecken köstlich.
    Wenn wir mit dem Ruderboot ausfahren, fangen wir Seezunge, Seelachs, Makrelen, Silberlachs, Dorsch und Barsch. Als wir hierherkamen, sagten uns erfahrene Fischer, wir sollten nur bei kommender Flut fischen. Diese Theorie konnten wir aus irgendeinem Grunde nie richtig ausprobieren, bis vor etwa einem Jahr Aufnahmen von mir gemacht werden sollten, die der Verleger brauchte. Wir dachten vergebens über eine interessantere Stellung nach als das übliche Lächeln mit blitzenden Zähnen, wobei die Hände krampfhaft die gegenseitigen Ellbogen umklammern: ein Bild, das so manchen Umschlag von Büchern weiblicher Autoren ziert. Dann kam ich auf die Idee mit der Anglerpose. Der Fotograf war begeistert, Don aber sagte: «Es hat keinen Zweck, die Flut geht in Ebbe über, da beißen sie nicht an!»
    Ich sagte: «Ach, das ist doch einerlei, ob sie beißen oder nicht. Es kommt doch nur darauf an, daß ich in Anglerpose dastehe.»
    Don erwiderte: «Du wirst lächerlich aussehen, denn jeder wird feststellen können, daß du bei Ebbe angelst.»
    Doch der Fotograf, der schon müde war, meinte, es sei nicht so wichtig, also gingen wir an den Strand, ich warf die Angel aus und hatte sofort einen fünfundzwanzig Zentimeter langen Fisch.
    Natürlich können wir noch andre Eßwaren auf unserm Grundstück ernten, alle möglichen Beeren, Wasserkresse und Pilze. Von den mir bekannten Pilzen gibt es eine Menge, die köstlich schmecken. Doch eines Tages wollte ich eine mir unbekannte Sorte ausprobieren. Sie waren von einem sanften, unschuldigen Grau, schön fleischig und dabei glockenförmig. Ich sammelte einen Korb voll und war darauf bedacht, sie in jeder Größe zu nehmen, sowohl winzige Baby-Knöpfchen wie welke Erwachsene, brachte sie heim, setzte mich mit dem Pilzbuch vor sie hin und versuchte, sie nach den weitschweifigen Beschreibungen und den einfarbigen, undeutlichen Bildern des Pilzbuches zu bestimmen.
    Nachdem ich mehrere Stunden herumstudiert hatte, war ich halbwegs überzeugt, daß ich weder den Satanspilz (kein

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