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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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als sie mich gegen den Eisschrank klemmte und fragte: «Ich hab deinen hübschen großen Mann gebeten, ob er mich nach Hause bringt – es macht dir doch nichts aus?»
    «Wieso denn, bediene dich nur!» sagte ich und versuchte das Brett mit den tropfenden Eiswürfeln zu balancieren.
    «Darf ich ihm auch einen Kuß geben?»
    «Frag ihn doch selbst», sagte ich.
    Als Don wieder zu Hause eintraf, hatte ich schon das ganze Geschirr abgewaschen, die Aschenbecher an Ort und Stelle, und sogar Staub gesaugt. (Ich wollte mir nichts nachsagen lassen!)
    Don sagte: «Ich hab mich beeilt.»
    «Solche Sachen brauchen ihre Zeit», sagte ich.
    «Was für Sachen?» fragte Don.
    «Lesley küssen.»
    «Ach, das», sagte Don. «Sie bat mich, sie zu küssen, also hab ich ihr einen kleinen Schmatz auf die Backe gegeben.»
    Am folgenden Tag sollten wir alle bei Lesley frühstücken und hinterher zu jemand anders gehen. Doch dann kam es so, daß ich erst Muscheln in Teig buk und dann Fleischklößchen machte, und zwischendurch, während ich wieder aufräumte, nahm Lesley die Männer mit nach drüben und zeigte ihnen ihr Haus. Als sie das zweite Mal wieder ankamen und Don mir eine Flasche Whisky überreichte, die ein Trostpreis von Lesley für mich sein sollte, war ich vielleicht ein bißchen kurz angebunden, denn Lesley rief: «Aber Betty, ich glaube, du bist eifersüchtig!»
    «Eifersüchtig?» sagte ich. «Natürlich nicht.»
    Anne, die mir geholfen hatte, rief: «Doch, sie ist eifersüchtig, weil du zu Don gesagt hast, er soll dich küssen, und Joan und ich sind auch eifersüchtig.» Und sie funkelte sie an.
    Lesley legte den Arm um Anne und sagte: «Aber Baby, Betty und ich machen doch Spaß. Sie ist bestimmt nicht eifersüchtig. Kommt, setzt euch beide neben mich und eßt eure Fleischklößchen!»
    Und die gute alte Mommy konnte noch mehr Fleischklößchen machen. Ohne eifersüchtig zu sein.
    Dann erinnere ich mich an den Abend, als Anne und Joan in der Stadt übernachten wollten und Don und ich beschlossen, zuerst im Alibi, unserm Vashon-Restaurant, zu essen und hinterher ins Kino zu gehen. Während wir noch in der Küche saßen und darüber sprachen, rief Lesley an und sagte, sie sei ganz allein und ob wir nicht zu ihr kommen wollten. Ich sagte, daß wir außerhalb essen gehen wollten. Sie sagte, dann könnten wir doch wenigstens zu einem Drink kommen, da sie ganz allein sei. Ich erklärte ihr, daß wir bereits bei einem Drink säßen. Da erzählte sie, wie allein sie sei und daß Johnny erst nächsten Mittwoch käme, und es wäre so nett, wenn wir kommen würden. Es war ein scheußlicher, regnerischer Abend, und sie tat mir leid, weil sie so allein war. Und deshalb fragte ich Kamel sie, ob sie nicht mit uns zum Essen und hinterher ins Kino gehen wollte. Sie sagte zu, aber nur, wenn wir vorher zu ihr hinüberkämen und noch einen Drink nähmen. Also gingen wir zu ihr, und sie trug schwarze Samthosen und einen schwarzen Kaschmir-Pullover und Brillanten und duftete nach französischem Parfüm, und kaum waren wir im Haus, da sagte sie schon zu Don, wie müde er aussähe, schrecklich müde, einfach furchtbar abgespannt. Natürlich paßte es Don, sich auf der Couch auszustrecken, umsomehr, als sie eine Flasche guten alten schottischen Whisky in Reichweite gestellt hatte. Diesmal kam ich mir wie eine grobschrötige Botaniklehrerin im Sportkostüm vor, und ohne Mann. Nachdem sie etwa eine Stunde lang lustig gewesen war und Don müde gewesen war und ich unruhig gewesen war, sagte ich: «Kommt, jetzt wollen wir gehen. Ich bin halb verhungert, und der Film fängt um acht Uhr zehn an.»
    «Ein Film?» fragte Lesley. «Was für ein Film?»
    «Na, das Kino in Vashon», erwiderte ich. «Ich hab dir doch am Telefon gesagt, daß wir ins Kino gehn.»
    «Aber Betty, bei solchem Wetter, und wo der arme Don so schrecklich müde ist!» rief sie.
    «Don hat mir versprochen, mit mir ins Kino zu gehn», sagte ich.
    «Was wird gespielt?» fragte sie.
    «Weiß ich nicht», sagte ich verdrießlich.
    «Aber Betty», rief sie, «sei doch vernünftig! Don ist müde, furchtbar müde! Du wirst ihn doch sicher nicht in die scheußliche Kälte hinausschleppen wollen, bloß, um irgendeinen dummen Film anzuschauen?»
    «Doch», sagte ich.
    Lesley lachte und sagte: «O Betty, du bist unbezahlbar!» Und damit erhob sie sich und ging in die Küche.
    Der arme alte «Todmüde» starrte ins Feuer.
    Ich ging nach oben und wusch mir die Stirn mit kaltem Wasser, bis ich

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