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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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machen wie ich.»
    «Aber Ochsenschwanz hört sich so billig an!» sagte Anne. «Und ist auch so glibberig.»
    «Das ist gerade das Leckere», meinte Joan.
    «Und was gibt’s sonst noch?» fragte Anne.
    «Ich wollte Karotten und Champignons dazu geben, und vor allem Kartoffelbrei, weil die Sauce so gut ist. Und grünen Salat, und dann noch den Fruchtsalat wie neulich, mit Bananen und Orangen und Ananas und Kokosnuß.»
    «Ich will lieber noch schnell eine Schaumtorte backen», sagte Anne.
    «Kannst du nicht. Keine Eier da», sagte ich kurz. «Wir brauchen auch den Kuchen gar nicht. Ragout macht immer sehr satt, und Fruchtsalat ist ein feiner Nachtisch.»
    «Oh Betty, bitte laß mich die Schaumtorte backen!»
    «Och ja, Betty, erlaubt ihr doch», drängte auch Joan. «Aber mach doch lieber Schichttorte mit vier verschiedenen Füllungen!»
    «Wenn ihr backen wollt, dann backt lieber Plätzchen. Rosinen und Nüsse sind jedenfalls da.»
    «O ja», rief Joan, «ich helf dir, Anne!»
    «Essen, was?»
    «Wieviel Uhr ist es?» fragte ich. «Joanie, lauf und schau auf die Küchenuhr!»
    «Viertel vor fünf!» rief Joan von der Küche her.
    Ich stand auf und streckte mich.
    «Vielleicht mach ich bloß den Fruchtsalat», meinte Anne. «Aber ich wünschte, wir hätten frische Ananas und frische Kokosnuß.»
    «Kannst ja Pfefferminz dazu tun», sagte ich. «Jetzt ruf ich Mrs. Arnold an.»
    Lesley Arnolds Stimme klang so betörend heiser, wie es sich für eine schicke Frau gehört. Sie sprach sehr sicher und überlegen. Sie sagte, wie gern sie käme und ob sie nicht früher kommen und helfen solle.
    Ich stieß das kurze Gelächter aus, mit dem Frauen anzudeuten pflegen, bei ihnen klappe alles so tadellos, daß das Essen schon seit vier Uhr in der Frühe parat stehe, und schlug ihr nur vor, etwas eher zu kommen, um einen Martini zu trinken.
    Sie sagte: «Anne und Joan sind köstlich. Ich wünschte nur, sie essen mit uns?»
    «Doch, ja», sagte ich. «Sie finden Sie wunderschön und todschick und könnend kaum abwarten, bis Sie hier sind.»
    «Die Schäfchen», lachte sie. «Ich komme bald.»
    Ich ging nach oben, um mich zu baden, was zum größten Teil mit Terpentin anstatt mit Wasser geschehen mußte, um die weiße Farbe von Armen und Beinen und Hals und Haar zu reiben, zog mein sandfarbenes Strickkleid an, goß Parfüm drüber, behängte mich mit goldenem Schmuck und bemalte mein Gesicht. Als ich in die Küche kam, rief Joan: «Meine Güte, wie dunkel du dir die Augenbrauen gemacht hast!»
    Anne sagte: «Ich finde, du siehst gut aus. Aber du solltest wirklich mehr Blau auf die Augenlider auftragen. Im Charme steht immer, man soll es den ganzen Tag über drauftun.»
    «Sogar am Strand?» fragte ich.
    «Natürlich», erklärte Anne. «Ich trage jedenfalls zu meinen Badeanzügen blaue Augenschminke.»
    «Ich nicht», sagte Joan.
    «Natürlich nicht», spottete Anne. «Du trägst Schmutz- und Blaubeerflecken!»
    Ich warf schnell ein: «Joanie, deck du bitte den Tisch, ich kann die Cocktails vorbereiten.
    Anne rief: «Nein, ich will den Tisch decken, Joan, du kannst das Kaminfeuer aufschichten!»
    «Denk mal an!» rief Joan. «Du zündest die Kerzen an, und ich kann die dicksten Kloben Holz anschleppen!»
    «Wer redet da von Holzverschwendung?» rief Don, der im Türrahmen stand.
    Lesley Arnold war so schön, daß einem fast übel wurde. Sie hatte große violette, wirklich und wahrhaftig violette Augen, feine, regelmäßige Züge, blitzend weiße Zähne, Haar wie ungebleichter Nessel, das sie straff nach hinten gekämmt trug und mit einer großen Schildpatt-Spange stützte. Ihre Haut hatte die Farbe von teurem Cognac. Sie hatte ein goldbraunes Kleid ohne Ärmel aus lackiertem Chintz an, ziemlich tief ausgeschnitten, und darüber einen Pull aus Gold-Kaschmir, dazu große Ohrringe aus Topas und Brillanten und drei schwere Armbänder aus Topas und Brillanten. Ihre schlanken braunen Füße steckten in Naturleder-Sandalen. Neben ihr kam ich mir wie eine Missionarsfrau vor. Eine Missionarsfrau in einem häßlichen sandfarbenen Strickkleid, nicht dazu passenden Schuhen und ohne Mann.
    Don, der biedere, redliche Schotte, war so aufgekratzt (oder albern?), daß er sogar auf die Kinder Eindruck machte. Nach dem Essen kamen ein paar Freunde vom Strand herauf, und wir tranken und spielten Grammophon und waren bis gegen drei Uhr nachts furchtbar ausgelassen. Lesley sah wirklich sehr, sehr gut aus. Das fand ich wenigstens bis zu dem Augenblick,

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